ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER DER
31. INTERNATIONALEN DROGENKONFERENZ
Sala Clementina
Freitag, 20. Juni 2014
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine Freude, Ihnen am Ende der »International Drug Enforcement Conference« zu begegnen. Ich danke Ihnen für Ihren Besuch und bringe meine Wertschätzung zum Ausdruck für Ihre Arbeit, durch die Sie sich einem sehr ernsten und schwierigen Problem unserer Zeit stellen. Ich wünsche Ihnen, dass diese Tage in Rom eine fruchtbare Etappe im Rahmen Ihrer Bemühungen darstellen mögen. Insbesondere wünsche ich Ihnen, dass Sie die Ziele erreichen, die Sie sich gesetzt haben: die Koordination der Drogenbekämpfungsstrategien, den Austausch der diesbezüglichen Informationen und die Entwicklung einer wirksamen Strategie zur Bekämpfung des Drogenhandels. Vielleicht sind die Taten im Drogenhandel jene, die auf dem Markt am meisten Geld einbringen. Und das ist tragisch.
Die Geißel der Drogen greift weiterhin in erschreckenden Formen und Ausmaßen um sich, genährt von einem abscheulichen Markt, der nationale und kontinentale Grenzen überschreitet. Auf diese Weise nimmt die Gefahr für Jugendliche und junge Erwachsene weiter zu. Angesichts dieses Phänomens verspüre ich das Bedürfnis, meinem Schmerz und meiner Sorge Ausdruck zu verleihen. Ich möchte es ganz deutlich sagen: Die Drogen können nicht mit Drogen besiegt werden! Die Drogen sind ein Übel, und dem Übel gegenüber darf es weder Nachgiebigkeit noch Kompromisse geben. Zu meinen, man könne den Schaden begrenzen, indem man den Menschen, die weiter Drogen nehmen, die Einnahme von Psychopharmaka gestattet, kann das Problem keineswegs lösen. Die – auch nur teilweise – Legalisierung der sogenannten »weichen Drogen« führt nicht zu den angestrebten Ergebnissen und ist auch auf gesetzgeberischer Ebene höchst fragwürdig. Die Ersatzdrogen stellen auch keine ausreichende Therapie dar, sondern eine verschleierte Form der Kapitulation vor diesem Phänomen.
Ich möchte erneut betonen, was ich bereits bei einer anderen Gelegenheit gesagt habe: Nein zu jeder Art von Drogen! Ganz einfach: Nein zu jeder Art von Drogen (vgl. Generalaudienz vom 7. Mai 2014, Grußworte an die Pilger italienischer Sprache). Aber um dieses »Nein« zu sagen, muss man »Ja« sagen zum Leben, »Ja« zur Liebe, »Ja« zu den Mitmenschen, »Ja« zur Erziehung, »Ja« zum Sport, »Ja« zur Arbeit, »Ja« zu mehr Arbeitsplätzen. Ein junger Mensch, der keine Arbeit hat – stellen wir uns das vor. Ich glaube, dass sich die Zahl in Europa auf 75 Millionen beläuft. Ich glaube, ich bin mir nicht sicher, ich will nichts sagen, was nicht stimmt. Aber stellen wir uns einen jungen Menschen vor: weder – noch. Weder studiert er, noch arbeitet er. Er gerät in eine Situation ohne Horizonte, ohne Hoffnung, und das erste Angebot sind Abhängigkeiten, darunter die Drogen. So ist das … Arbeitsplätze, Erziehung, Sport, ein gesundes Leben: Das ist der Weg der Vorbeugung gegen den Drogenkonsum. Wenn sich das durchsetzt, dann gibt es keinen Platz für Drogen, dann gibt es keinen Platz für Alkoholmissbrauch oder für andere Abhängigkeiten.
Treu dem Auftrag Jesu, überall dorthin zu gehen, wo ein Mensch leidet, dürstet, hungert und im Gefängnis ist (vgl. Mt 25,31-46), hat die Kirche jene, die in die Spirale der Drogen geraten sind, nicht verlassen, sondern ist ihnen mit ihrer schöpferischen Liebe entgegengegangen. Sie hat sie durch das Wirken zahlreicher Mitarbeiter und freiwilliger Helfer bei der Hand genommen, damit sie ihre Würde neu entdecken könnten. Sie hat ihnen geholfen, jene Ressourcen, jene persönlichen Begabungen neu zu erwecken, welche die Drogen zwar verschüttet hatten, aber nicht auslöschen konnten, da jeder Mensch als Gottes Abbild, ihm ähnlich erschaffen wurde (vgl. Gen 1,26). Aber diese Rehabilitationstätigkeit ist sehr begrenzt, sie reicht nicht aus. Man muss an der Vorbeugung arbeiten. Das wird sehr gut tun. Das Vorbild zahlreicher junger Menschen, die sich aus dem Wunsch heraus, sich von der Drogenabhängigkeit zu befreien, bemühen, ihr Leben neu aufzubauen, ist ein Ansporn, vertrauensvoll nach vorn zu blicken.
Sehr geehrte Damen und Herren, ich ermutige Sie, Ihre Arbeit stets mit großer Hoffnung fortzusetzen. Ich wünsche Ihnen das Beste und segne Sie. Danke.
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