Index   Back Top Print

[ DE  - EN  - ES  - IT  - PT ]

WEIHNACHTSEMPFANG FÜR DIE VATIKAN-ANGESTELLTEN UND IHRE FAMILIEN

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Audienzhalle
Freitag, 21. Dezember 2018

[Multimedia]


 

Liebe Brüder und Schwestern!

Danke, dass ihr gekommen seid, viele auch mit Familienangehörigen. Es hat mich gefreut, die Familien zu begrüßen, aber der erste Preis geht an die Urgroßmutter, 93 Jahre, mit der Tochter, die Großmutter ist, mit den Eltern und zwei Kindern. So eine Familie ist schön! Und ihr arbeitet für die Familie, für die Kinder, um die Familie zu unterstützen. Das ist eine Gnade! Schützt die Familien. Allen wünsche ich frohe Weihnachten!

Weihnachten ist ein Fest der Freude par excellence, aber oft merken wir, dass die Menschen und vielleicht auch wir selbst von so vielen Dingen in Beschlag genommen sind, dass die Freude letztendlich nicht da ist, oder wenn sie da ist, ist sie sehr oberflächlich. Warum? Mir ist dieses Wort des französischen Schriftstellers Léon Bloy in den Sinn gekommen: »Es gibt nur nur eine Traurigkeit im Leben: kein Heiliger zu sein« (La femme pauvre, II, 27, Paris, 1897; vgl. Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 34). Das Gegenteil der Traurigkeit, das heißt die Freude, ist daher verbunden mit dem Heiligsein. Das gilt auch für die Weihnachtsfreude. Gut sein, wenigstens den Wunsch haben, gut zu sein.

Blicken wir auf die Krippe. Wer in der Krippe ist glücklich? Das würde ich gerne euch, die Kinder, fragen, die ihr gern die kleinen Statuen betrachtet… und sie vielleicht auch gern ein wenig bewegt, verschiebt, und euren Vater ärgert, der sie mit soviel Sorgfalt aufgestellt hat!

Also, wer in der Krippenszene ist glücklich? Die Muttergottes und der heilige Josef sind voller Freude: Sie blicken auf das Jesuskind und sind glücklich, weil sie nach Tausenden von Sorgen dieses Geschenk Gottes mit großem Glauben und viel Liebe angenommen haben. Sie »sprudeln über« vor Heiligkeit und folglich vor Freude. Und ihr werdet mir sagen: Natürlich! Es sind die Muttergottes und der heilige Josef. Ja, aber wir dürfen nicht glauben, dass es leicht für sie war: Man wird nicht als Heiliger geboren, sondern man wird dazu, und das gilt auch für sie.

Dann sind die Hirten voller Freude. Auch die Hirten sind heilig, gewiss, denn sie haben auf die Verkündigung der Engel geantwortet, sind sofort zur Grotte gelaufen und haben das Zeichen des Kindes in der Krippe erkannt. Das war nicht selbstverständlich. In den Krippendarstellungen gibt es häufig einen kleinen, jungen Hirten, der verträumt und verzaubert auf die Grotte blickt: Dieser Hirte bringt die staunende Freude dessen zum Ausdruck, der das Geheimnis Jesu mit dem Herzen eines Kindes annimmt. Das ist ein Merkmal der Heiligkeit: die Fähigkeit des Staunens bewahren, staunen über die Gaben Gottes, seine »Überraschungen«, und das größte Geschenk, die immer neue Überraschung, ist Jesus. Die große Überraschung ist Gott!

Dann gibt es in den größeren Krippen mit vielen Personen die Berufe: Schuster, Wasserträger, Schmied, Bäcker… und was uns sonst noch so alles einfällt. Und alle sind glücklich. Warum? Weil sie wie »angesteckt« sind von der Freude des Ereignisses, an dem sie teilnehmen, das heißt der Geburt Jesu. So wird auch ihre Arbeit von der Gegenwart Jesu geheiligt, von seinem Kommen zu uns. Und das lässt uns auch an unsere Arbeit denken. Natürlich hat die Arbeit immer einen mühsamen Aspekt, das ist normal. Aber in meiner Heimatstadt kannte ich jemanden, der nie Mühe hatte: Er tat so, als würde er arbeiten, aber er arbeitete nicht. Er hatte keine Mühe, das versteht sich! Aber wenn jeder ein wenig von der Heiligkeit Jesu widerspiegelt – wenig reicht, ein kleiner Strahl: ein Lächeln, eine Aufmerksamkeit, eine Freundlichkeit, eine Entschuldigung –, dann wird die ganze Atmosphäre am Arbeitsplatz besser, nicht wahr? Diese bleierne Atmosphäre, die wir Männer und Frauen zuweilen mit unserer Anmaßung und Abkapselung, mit unseren Vorurteilen schaffen, lichtet sich und man arbeitet auch besser und erfolgreicher.

Es gibt etwas, dass uns bei der Arbeit traurig macht und das Klima am Arbeitsplatz krank macht: Es ist das Geschwätz. Bitte, redet nicht schlecht über die anderen, nicht verleumden. »Ja, aber der ist mir unsympathisch, und jener…« Schau, bete für ihn, aber rede nicht schlecht, bitte, denn das zerstört: Es zerstört die Freundschaft, die Spontaneität. Diesen und jenen kritisieren. Schau, es ist besser zu schweigen. Wenn du etwas gegen ihn hast, dann geh zu ihm und sag es ihm direkt. Aber nicht schlecht reden. »Ah, Pater, das kommt von selbst, das schlecht reden…« Aber es gibt eine gute Medizin, um nicht schlecht zu reden, ich werde sie euch nennen: sich auf die Zunge beißen. Wenn du Lust dazu hättest, dann beiß dir auf die Zunge und du wirst nicht schlecht reden.

Auch am Arbeitsplatz gibt es »die Heiligen von nebenan« (vgl. Gaudete et exsultate, 6-9). Auch hier im Vatikan, sicher, das kann ich bezeugen. Ich kenne einige von euch, die mit ihrem Leben ein Vorbild sind: Sie arbeiten für die Familie, immer mit einem Lächeln, mit diesem gesunden, schönen Fleiß. Heiligkeit ist möglich. Sie ist möglich. Dies ist mittlerweile mein sechstes Weihnachten als Bischof von Rom, und ich muss sagen, dass ich verschiedene heilige Männer und Frauen kennengelernt habe, die hier arbeiten. Heilige Männer und Frauen, die das christliche Leben gut leben, und wenn sie etwas Schlechtes tun, dann bitten sie um Entschuldigung. Aber sie gehen voran, mit der Familie. Man kann so leben.

Das ist eine Gnade, und das ist sehr schön. Gewöhnlich sind das Menschen, die nicht auffallen, einfache, bescheidene Menschen, die aber in der Arbeit und in den Beziehungen zu den anderen so viel Gutes tun. Und es sind frohe Menschen, nicht weil sie immer lachen würden, nein, aber sie haben in ihrem Inneren eine große Gelassenheit und wissen sie den anderen zu vermitteln. Und woher kommt diese zuversichtliche Gelassenheit? Auch sie kommt von ihm, von Jesus, dem Gott-mit-uns. Er ist die Quelle unserer Freude, sowohl der persönlichen Freude als auch in der Familie und bei der Arbeit.

Das also ist mein Wunsch: heilig sein, um glücklich zu sein. Aber nicht Heilige wie auf einem Heiligenbildchen, nein, nein. Normale Heilige. Heilige Männer und Frauen aus Fleisch und Blut, mit unserem Charakter, unseren Fehlern, auch unseren Sünden – bitten wir um Vergebung und gehen wir voran –, aber bereit, uns von der Gegenwart Jesu unter uns »anstecken« zu lassen, bereit zu ihm zu laufen wie die Hirten, um dieses Ereignis zu sehen, dieses unglaubliche Zeichen, das Gott uns geschenkt hat. Was sagten die Engel? »Siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll« (Lk 2,10). Werden wir hingehen, um ihn zu sehen? Oder werden wir von anderen Dingen in Beschlag genommen sein? Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen keine Angst vor der Heiligkeit haben. Ich versichere euch, dass sie der Weg der Freude ist. Frohe Weihnachten euch allen!

 



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana