ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN RABBINER ABRAHAM SKORKA,
AUS ANLASS DER VORSTELLUNG EINER SONDERAUSGABE DER THORA
Sala Clementina
Donnerstag, 23. Februar 2017
Liebe Freunde!
Es ist mir eine Freude, Sie alle ganz herzlich zu begrüßen, die Sie gekommen sind, um eine wertvolle Neuausgabe der Thora vorzustellen. Ich danke Rabbi Abraham Skorka, meinem Bruder und Freund, für seine Worte, und ich bin Ihnen allen sehr dankbar, weil Sie diese Idee hatten, die uns heute einander begegnen lässt, versammelt um die Thora, das heißt um das Geschenk des Herrn, seine Offenbarung, sein Wort.
Die Thora, die der heilige Johannes Paul II. als »lebendige Lehre des lebendigen Gottes« bezeichnete (Ansprache an eine katholisch-jüdische Gruppe anlässlich des 25. Jahrestages der Konzilserklärung »Nostra aetate«, 6. Dezember 1990, 3), offenbart die väterliche und innige – bis in die Tiefe seiner »Eingeweide« reichende – Liebe Gottes, eine Liebe aus Worten und konkreten Gesten, eine Liebe, die zum Bund wird. Und gerade dieses Wort »Bund« ist reich an Anklängen, die uns verbinden.
Gott ist der größte und treueste Verbündete. Er hat Abraham berufen, um aus ihm ein Volk zu bilden, das ein Segen werden sollte für alle Völker der Erde. Er träumt von einer Welt, in der Männer und Frauen mit ihm verbündet sind und so untereinander und mit der Schöpfung in Harmonie leben. Inmitten so vieler menschlicher Worte, die leider zu Spaltung und Konkurrenz drängen, eröffnen diese göttlichen Worte des Bundes uns allen Wege des Guten, die wir gemeinsam gehen müssen. Auch die vorliegende Veröffentlichung ist Frucht eines »Bundes« zwischen Menschen verschiedener Nationalität, unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Religionszugehörigkeit, die es verstanden haben zusammenzuarbeiten.
Der brüderliche und institutionelle Dialog zwischen Juden und Christen hat sich mittlerweile durch einen kontinuierlichen Austausch sowie die Zusammenarbeit konsolidiert und ist erfolgreich. Ihr heutiges Geschenk fügt sich ganz in diesen Dialog ein, der nicht nur in Worten, sondern auch in Gesten Ausdruck findet. Der dem Text beigefügte umfangreiche Einleitungsteil und die Hinweise des Herausgebers unterstreichen diese Haltung des Dialogs: Sie sind Ausdruck einer offenen kulturellen Sichtweise in gegenseitigem Respekt und in Frieden, im Einklang mit der geistlichen Botschaft der Thora. Die an dieser Neuausgabe beteiligten wichtigen religiösen Persönlichkeiten haben der literarischen Dimension des Textes besondere Sorgfalt gewidmet, und auch die wertvollen Farbtafeln verleihen der Publikation zusätzlichen Wert.
Aber jede Ausgabe der Heiligen Schrift enthält einen geistlichen Wert, der den materiellen Wert unendlich übersteigt. Ich bitte Gott, alle zu segnen, die an diesem Werk mitgearbeitet haben, und insbesondere Sie alle, denen ich erneut meinen persönlichen Dank aussprechen möchte. Danke.
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