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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS 
AN DIE BISCHOFSKONFERENZ VON PUERTO RICO
ZU IHREM BESUCH "AD LIMINA APOSTOLORUM"

Santa Marta
Montag, 8. Juni 2015

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Liebe Brüder im Bischofsamt!

Ich freue mich, euch anlässlich des Besuchs »ad limina Apostolorum« zu begrüßen. Möge diese Pilgerreise für einen jeden von euch und für die Kirche, die in Puerto Rico pilgert, eine fruchtbare Erfahrung der Gemeinschaft sein. Ich danke dem Erzbischof von San Juan und Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Roberto Octavio González Nieves, für die Worte, die er im Namen  aller an mich gerichtet hat.

Auf diesem schönen karibischen Archipel wurde eine der drei ersten Diözesen des amerikanischen Kontinents errichtet. Seitdem ist seine Kirchengeschichte durchwirkt von der Treue und Beharrlichkeit vieler Hirten, Ordensleute, Missionare und Laien, die den Zeiten und Orten entsprechend die Freude der Verkündigung Christi, des Retters, vermittelt haben. In seinem Namen wurden viele Initiativen zugunsten des Gemeinwohls, im liturgischen und sozialen Bereich sowie im Bereich von Erziehung und Bildung geschaffen, die das öffentliche und private Leben des puertoricanischen Volkes zutiefst geprägt haben.

Als Verkünder des Evangeliums und Hüter der Hoffnung eures Volkes seid ihr berufen, dieses Werk Gottes in euren Teilkirchen weiterzuführen, beseelt vom Geist kirchlicher Gemeinschaft, während ihr Sorge tragt, den Glauben wachsen und das Licht der Wahrheit auch in unseren Tagen erstrahlen zu lassen. Das gegenseitige Vertrauen und die aufrichtige Kommunikation unter euch wird dem Klerus und den Gläubigen die von Christus gewollte echte Einheit  vor Augen stellen. Angesichts des Übermaßes der Probleme muss der Bischof neben dem Gebet auch auf die Freundschaft und die brüderliche Hilfe seiner Brüder im Bischofsamt zurückgreifen. Vergeudet keine Kräfte durch Spaltungen und Auseinandersetzungen, sondern verwendet sie zum Aufbau und zur Zusammenarbeit.

Ihr wisst bereits: »Je intensiver die Gemeinschaft ist, um so mehr wird die Sendung gefördert « (Pastores gregis, 22). Haltet euch fern von jeglicher Ideologisierung oder politischer Tendenz, die euch Zeit und die echte Leidenschaft für das Reich Gottes rauben kann. Aufgrund ihrer Sendung ist die Kirche an kein politisches System gebunden, damit sie stets »Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person« sein kann (Gaudium et spes, 76).

Der Bischof ist Vorbild für seine Priester und ermutigt sie, stets nach geistlicher Erneuerung zu streben und die Freude wiederzuentdecken, seine Herde in der großen Familie der Kirche zu weiden. Ich bitte euch um eine annehmende Haltung ihnen gegenüber; sie sollen sich angehört und geleitet fühlen, damit sie in Gemeinschaft, Heiligkeit und Weisheit wachsen und allen die Geheimnisse der Erlösung bringen können.

Zunächst ihr selbst und auch eure Priester sollen im Hinblick auf das kommende Jubiläum der Barmherzigkeit den Dienst vor Augen haben,  treue Diener der Vergebung Gottes zu sein, vor allem im Sakrament der Versöhnung, das es gestattet, persönlich die Liebe Gottes zu erfahren und jedem Büßer die Quelle des wahren inneren Friedens anzubieten (vgl. Misericordiae vultus, 17). Um gute Hirten zu haben ist es notwendig, für die Berufungspastoral Sorge zu tragen, damit es eine angemessene Zahl an Berufungen gibt, und besonders für Priesterseminare zu sorgen, die den Kandidaten eine gute Ausbildung bieten. Das Seminar ist der Bereich, der vom Bischof und Hirten die meiste Fürsorge verlangt.

Wenn man den Gläubigen das Leben aus den Sakramenten und eine angemessene Weiterbildung anbietet, wird es auch ihnen ermöglicht, ihre Sendung zu erfüllen. Die puertoricanischen Gläubigen, insbesondere die Verbände, die Bewegungen und die Bildungseinrichtungen, sind aufgerufen, großherzig zusammenzuarbeiten, damit die Frohbotschaft in allen Umfeldern verkündigt wird, auch in denen, die der Kirche feindlich gesinnt sind oder ihr fernstehen. Ich wünsche von Herzen, dass ihr, beseelt durch das Beispiel hervorragender Laien – wie des seligen Carlos Manuel Rodríguez Santiago, Vorbild der Hingabe und des apostolischen Dienstes, oder des Ehrwürdigen Dieners Gottes Rafael Cordero y Molina, Lehrer und Pädagoge – auf dem Weg der frohen Treue zum Evangelium voranschreitet, die Soziallehre der Kirche vertieft und euch klar und ruhig an den öffentlichen Debatten beteiligt, die die Gesellschaft betreffen, in der ihr lebt.

Zu den Initiativen, die immer mehr gestärkt werden müssen, gehört die Familienpastoral, denn die Familien werden von schwerwiegenden sozialen Problemen bedrängt: die schwierige wirtschaftliche Lage, Auswanderung, häusliche Gewalt, Arbeitslosigkeit, Drogenhandel, Korruption. Diese Wirklichkeiten sind besorgniserregend. Gestattet mir, eure Aufmerksamkeit auf den Wert und die Schönheit der Ehe zu richten. Die wechselseitige Ergänzung von Mann und Frau, Krone der göttlichen Schöpfung, wird heute im Namen einer freieren und gerechteren Gesellschaft durch die Genderideologie in Frage gestellt.

Die Unterschiede zwischen Mann und Frau dienen nicht dem Gegensatz oder der Unterordnung, sondern vielmehr der Gemeinschaft und der Zeugung, stets als »Abbild und Ebenbild« Gottes. Ohne die gegenseitige Hingabe können beide nicht einmal sich selbst in der Tiefe verstehen (vgl. Generalaudienz, 15. April 2015). Das Sakrament der Ehe ist Zeichen der Liebe Gottes zur Menschheit und der Hingabe Christi an seine Braut, die Kirche. Hütet diesen Schatz, einen der »wichtigsten der lateinamerikanischen und karibischen Völker« (Dokument von Aparecida, 433).

Schließlich gehört zu den größten gegenwärtigen Herausforderungen für die apostolische Tätigkeit die Umsetzung des gemeinsamen Pastoralplans in den Diözesen, durch Programme, die erarbeitet werden, um Christus zu verkündigen und auf die Sorgen und Nöte der Gesellschaft des Gottesvolkes in der heutigen Zeit zu antworten. Dabei muss stets die missionarische Dimension bis hin in die äußersten existentiellen Randgebiete vorhanden sein.

Ich versichere euch meines Gebets, auch für die Priester, die geweihten Personen sowie für alle gläubigen Laien im geliebten Puerto Rico. Bitte überbringt allen den Gruß des Papstes. Wacht mit Eifer und Geduld über den Teil des Weinbergs des Herrn, der auch anvertraut ist, und geht alle gemeinsam voran. Ich vertraue die Evangelisierungstätigkeit in Puerto Rico der allerseligsten Jungfrau Maria an, und mit der Bitte, das Gebet für mich nicht zu vergessen, erteile ich euch von Herzen den Apostolischen Segen.

 



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