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PAPST FRANZISKUS

KATECHESENTEXT, DEN PAPST FRANZISKUS
FÜR DIE GENERALAUDIENZ VOM 5. MÄRZ 2025
VORBEREITET HAT

Mittwoch, 5. März 2025

[Multimedia]

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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

In dieser letzten der Kindheit Jesu gewidmeten Katechese lassen wir uns von der Episode inspirieren, in der er mit zwölf Jahren im Tempel blieb, ohne es seinen Eltern zu sagen, die ihn voll Sorge suchten und nach drei Tagen wiederfanden. Dieser Bericht stellt uns einen sehr interessanten Dialog zwischen Maria und Jesus vor Augen, der uns hilft, über den Weg der Mutter Jesu nachzudenken, einen gewiss nicht einfachen Weg. Denn Maria hat einen geistlichen Weg zurückgelegt, auf dem sie im Verständnis des Geheimnisses ihres Sohnes vorangekommen ist.

Denken wir noch einmal an die verschiedenen Abschnitte dieses Weges. Zu Beginn ihrer Schwangerschaft besucht Maria Elisabet und bleibt drei Monate lang bei ihr, bis zur Geburt des kleinen Johannes. Dann, als sie bereits im neunten Monat ist, geht sie aufgrund der Volkszählung mit Josef nach Betlehem, wo sie Jesus zur Welt bringt. Nach vierzig Tagen begeben sie sich nach Jerusalem für die Darstellung des Kindes; und dann kehren sie jedes Jahr als Pilger nach Jerusalem zurück. Mit dem noch kleinen Jesus waren sie jedoch lange nach Ägypten geflüchtet, um ihn vor Herodes zu schützen, und erst nach dem Tod des Königs hatten sie sich wieder in Nazaret niedergelassen. Als Jesus, mittlerweile erwachsen geworden, sein öffentliches Wirken beginnt, ist Maria anwesend und Protagonistin bei der Hochzeit in Kana; dann folgt sie ihm »aus der Ferne«, bis zur letzten Reise nach Jerusalem, bis hin zum Leiden und zum Tod. Nach der Auferstehung bleibt Maria in Jerusalem, als Mutter der Jünger, und unterstützt ihren Glauben in Erwartung der Ausgießung des Heiligen Geistes.

Auf diesem ganzen Weg ist die Jungfrau Maria Pilgerin der Hoffnung, in dem eindrücklichen Sinne, dass sie die »Tochter ihres Sohnes« wird, seine erste Jüngerin. Maria hat Jesus, die Hoffnung der Menschheit, zur Welt gebracht: Sie hat ihn genährt, sie hat ihn aufgezogen, sie ist ihm gefolgt und hat sich als erste vom Wort Gottes formen lassen. Benedikt XVI. hat gesagt, dass Maria in ihm »wirklich zu Hause ist, darin aus- und ein-geht. Sie redet und denkt mit dem Wort Gottes […] So ist auch sichtbar, dass ihre Gedanken Mitdenken mit Gottes Gedanken sind, dass ihr Wollen Mitwollen mit dem Willen Gottes ist. Weil sie zuinnerst von Gottes Wort durchdrungen war, konnte sie Mutter des fleischgewordenen Wortes werden« (Enzyklika Deus caritas est, 41). Diese einzigartige Gemeinschaft mit dem Wort Gottes erspart ihr jedoch nicht die Mühe einer anstrengenden »Lehrzeit«.

Die Erfahrung, dass der zwölfjährige Jesus auf der jährlichen Pilgerfahrt nach Jerusalem verlorengeht, erschreckt Maria so sehr, dass sie sich auch zur Sprecherin Josefs macht, indem sie ihren Sohn zurechtweist: »Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht« (Lk 2,48). Maria und Josef haben den Schmerz der Eltern empfunden, die ein Kind verlieren: Sie glaubten beide, dass Jesus in der Karawane der Verwandten sei, aber nachdem sie ihn einen ganzen Tag lang nicht gesehen haben, beginnen sie mit der Suche, die sie dahin führen wird, die Rückreise anzutreten. Zum Tempel zurückgekehrt, entdecken sie, dass er, der in ihren Augen noch kurz zuvor ein Kind war, das geschützt werden muss, gleichsam auf einen Schlag erwachsen geworden und nunmehr in der Lage ist, an Streitgesprächen über die Schriften teilzunehmen und sich in der Auseinandersetzung mit den Schriftgelehrten zu behaupten.

Angesichts der Zurechtweisung durch seine Mutter antwortet Jesus mit entwaffnender Einfachheit: »Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?« (Lk 2,49). Maria und Josef verstehen nicht: Das Geheimnis des kindgewordenen Gottes übersteigt ihr Verständnisvermögen. Die Eltern wollen jenen kostbaren Sohn unter den Flügeln ihrer Liebe schützen; Jesus dagegen will seine Berufung als Sohn des Vaters leben, der in seinem Dienst steht und in sein Wort hineingenommen lebt.

So schließen die Kindheitsberichte  des Lukas mit den letzten Worten Marias, die die Vaterschaft Josefs gegenüber Jesus in Erinnerung rufen, und mit den ersten Worten Jesu, die erkennen, dass diese Vaterschaft ihren Ursprung in jener seines himmlischen Vaters hat, dessen unbestreitbaren Vorrang er anerkennt.

Liebe Brüder und Schwestern, folgen auch wir, wie Maria und Josef, voll Hoffnung, den Spuren des Herrn, der sich nicht von unseren Schemata vereinnahmen lässt und der sich nicht so sehr an einem Ort finden lässt, sondern in der liebevollen Antwort auf die zärtliche göttliche Vaterschaft, eine liebevolle Antwort, die unser Leben als Kinder ist.



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