PAPST FRANZISKUS
GENERALAUDIENZ
Petersplatz
Mittwoch, 31. Januar 2018
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Wir setzen heute die Katechesen über die heilige Messe fort. Nachdem wir über die Eingangsriten gesprochen haben, denken wir heute über den Wortgottesdienst nach, der ein wichtiger Bestandteil ist, denn wir versammeln uns, um zu hören, was Gott getan hat und weiterhin für uns tun will. Dies ist eine Erfahrung, die wir »direkt« und nicht durch Hörensagen machen, denn »wann immer in der Kirche die Heilige Schrift gelesen wird, spricht Gott selbst zu seinem Volk, und verkündet Christus, gegenwärtig in seinem Wort, die Frohbotschaft« (Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch, 9; vgl. Konstitution Sacrosanctum Concilium, 7; 33).
Und wie oft kommentiert man, während das Wort Gottes gelesen wird: »Schau dir den an … schau dir die an. Schau dir den Hut an, den die trägt: wie lächerlich…« Und man beginnt, Kommentare zu machen. Stimmt das etwa nicht? Soll man Kommentare machen, während das Wort Gottes gelesen wird? [Sie antworten: »Nein!«] Nein, denn wenn du mit den Leuten schwatzst, hörst du das Wort Gottes nicht. Wenn das Wort Gottes in der Bibel gelesen wird – die Erste Lesung, die Zweite Lesung, der Antwortpsalm und das Evangelium –, müssen wir zuhören, das Herz öffnen, weil Gott selbst zu uns spricht, und nicht an andere Dinge denken oder über andere Dinge sprechen. Habt ihr verstanden? … Ich werde euch erklären, was in diesem Wortgottesdienst geschieht.
Die Abschnitte der Bibel hören auf, etwas Geschriebenes zu sein, um zum lebendigen Wort zu werden, das von Gott verkündet wird. Gott selbst spricht durch die Person, die liest, zu uns und hinterfragt uns, die wir mit Glauben zuhören. Der Geist, »der gesprochen hat durch die Propheten« (Glaubensbekenntnis) und der die Schriftautoren inspiriert hat, sorgt dafür, dass »das Wort Gottes nicht nur in den Ohren klingt, sondern in den Herzen wirkt« (vgl. Missale Romanum, Ordo Lectionum Missae: Editio typica altera, Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 1981: Praenotanda, 9). Um jedoch das Wort Gottes zu hören, muss man auch ein offenes Herz haben, um die Worte im Herzen zu empfangen. Gott spricht, und wir schenken ihm Gehör, um dann das Gehörte in die Praxis umzusetzen. Zuhören ist sehr wichtig.
Manchmal verstehen wir vielleicht nicht gut, warum es einige etwas schwierige Lesungen gibt. Aber Gott spricht trotzdem zu uns auf eine andere Weise. Dann müssen wir in Stille verharren und das Wort Gottes hören. Vergesst das nicht. In der Messe, wenn die Lesungen beginnen, hören wir das Wort Gottes. Wir müssen das Wort hören! Denn es ist eine lebenswichtige Frage, wie uns das eindrückliche Wort in Erinnerung ruft: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt« (Mt 4,4). Das Leben, das uns das Wort Gottes schenkt. In diesem Sinne sprechen wir vom Wortgottesdienst als dem »Tisch«, den der Herr bereitet, um unser geistliches Leben zu nähren. Der Tisch der Liturgie ist reich bereitet und schöpft in großem Maß aus der Schatzkammer der Bibel (vgl. SC, 51), sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament, denn in ihnen verkündigt die Kirche das eine und immer gleiche Geheimnis Christi (vgl. Missale Romanum, Ordo Lectionum Missae: Editio typica altera, Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 1981: Praenotanda, 5).
Denken wir an den Reichtum der Bibellesungen, die von den drei Sonntagszyklen angeboten werden, die uns im Licht der synoptischen Evangelien im Laufe des liturgischen Jahres begleiten: ein großer Reichtum. Ich möchte hier auch auf die Bedeutung des Antwortpsalms hinweisen, der dazu da ist, die Betrachtung dessen zu fördern, was man in der ihm vorausgehenden Lesung gehört hat. Es ist gut, den Psalm durch Gesang aufzuwerten, wenigstens im Kehrvers (vgl. Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch, 36; Missale Romanum, Ordo Lectionum Missae: Editio typica altera, Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 1981: Praenotanda, 19-22). Die liturgische Verkündigung der Lesungen, mit den der Heiligen Schrift entnommenen Gesängen, bringt die kirchliche Gemeinschaft zum Ausdruck und fördert sie, indem sie den Weg aller und eines jeden begleitet. Es ist daher verständlich, dass einige subjektive Entscheidungen, wie das Weglassen von Lesungen oder ihre Ersetzung durch nichtbiblische Texte, verboten sind.
Ich habe gehört, dass jemand, wenn es eine Nachricht gibt, aus der Zeitung liest, weil es die Nachricht des Tages ist. Nein! Das Wort Gottes ist das Wort Gottes! Die Zeitung können wir später lesen. Aber dort wird das Wort Gottes gelesen. Es ist der Herr, der zu uns spricht. Wenn man dieses Wort durch andere Dinge ersetzt, macht man den Dialog zwischen Gott und seinem betenden Volk ärmer und beeinträchtigt ihn. Im Gegenteil, die Würde des Ambo und der Gebrauch des Lektionars, die Bereitschaft guter Lektoren und Psalmisten sind erforderlich. Gute Lektoren muss man jedoch suchen! Jene, die lesen können, nicht jene, die beim Lesen [die Worte verunstalten], und man versteht nichts. So ist es. Gute Lektoren. Sie müssen sich vorbereiten und vor der Messe eine Probe machen, um gut zu lesen. Und das schafft eine Atmosphäre empfänglicher Stille.[1] Wir wissen, dass das Wort des Herrn eine unverzichtbare Hilfe ist, damit wir nicht in die Irre gehen, wie der Psalmist gut erkennt, der dem Herrn gegenüber bekennt: »Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade« (Ps 119,105). Wie könnten wir unseren irdischen Pilgerweg auf uns nehmen, mit seinen Mühen und seinen Prüfungen, ohne regelmäßig genährt und erleuchtet zu sein vom Wort Gottes, das in der Liturgie zu hören ist?
Natürlich genügt es nicht, mit den Ohren zu hören, ohne im Herzen den Samen des göttlichen Wortes anzunehmen und ihn Frucht tragen zu lassen. Denken wir an das Gleichnis vom Sämann und von den verschiedenen Ergebnissen je nach den verschiedenen Arten des Erdreichs (vgl. Mk 4,14-20). Das Wirken des Heiligen Geistes, das die Antwort wirksam macht, braucht Herzen, die sich bearbeiten und bebauen lassen, damit das, was wir in der Messe gehört haben, in das tägliche Leben übergeht, gemäß der Ermahnung des Apostels Jakobus: »Werdet aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst!« (Jak 1,22) Das Wort Gottes legt in uns einen Weg zurück. Wir hören es mit den Ohren, und es geht zum Herzen; es bleibt nicht in den Ohren, es muss zum Herzen gehen; und vom Herzen geht es zu den Händen, zu den guten Werken. Das ist der Weg, den das Wort Gottes zurücklegt: von den Ohren zum Herzen und zu den Händen. Lernen wir diese Dinge. Danke!
* * *
Von Herzen grüße ich die Pilger deutscher Sprache. In den biblischen Texten spricht Gott selbst zu uns. Nehmen wir sein Wort bereitwillig auf, damit der Same, den der Herr in unser Herz einsenkt, wächst und reiche Frucht bringt. Gott segne euch alle.
[1] »Die Stille ist als Element der Feier zu gegebener Zeit zu halten. Je nach der Stelle innerhalb der Feier ist ihr Sinn verschieden. Sie gibt Gelegenheit zur Besinnung beim Schulbekenntnis und nach den Gebetseinladungen, zur kurzen Meditation nach den Lesungen und nach der Homilie, zum inneren Lobgebet nach der Kommunion « (Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch, 23).
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