PAPST FRANZISKUS
ANGELUS
Petersplatz
3. Sonntag der Fastenzeit, 19. März 2017
Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!
Das Evangelium des heutigen Sonntags, des dritten Sonntags der Fastenzeit, unterbreitet uns den Dialog Jesu mit der samaritischen Frau (vgl. Joh 4,5-42). Zu der Begegnung kam es, während Jesus Samarien durchquerte, eine Region zwischen Judäa und Galiläa. Sie war von Leuten bewohnt, die von den Juden verachtet wurden, da sie sie für Schismatiker und Häretiker hielten. Doch gerade diese Bevölkerung wird eine der ersten sein, die die christliche Verkündigung der Apostel annimmt.
Während die Jünger in den Ort gehen, um etwas zum Essen zu kaufen, bleibt Jesus beim Brunnen und bittet eine Frau, die gekommen war, um Wasser zu schöpfen, ihm etwas zu trinken zu geben. Und aus dieser Bitte entstand ein Dialog. »Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um etwas bitten?« Jesus antwortet ihr: Wenn du wüsstest, wer ich bin und worin die Gabe besteht, die ich für dich habe, dann hättest du mich gebeten, und ich hätte dir »lebendiges Wasser« gegeben, ein Wasser, das jeden Durst stillt und zur unerschöpflichen Quelle im Herzen dessen wird, der davon trinkt (V. 10-14). Zum Brunnen zu gehen, um Wasser zu schöpfen, ist mühselig und lästig; es wäre schön, eine sprudelnde Quelle zur Verfügung zu haben!
Doch Jesus spricht von einem anderen Wasser. Als die Frau bemerkt, dass der Mann, mit dem sie redet, ein Prophet ist, vertraut sie ihm ihr Leben an und stellt Fragen religiöser Art. Ihr Durst nach Zuneigung und einem Leben in Fülle ist von den fünf Ehemännern, die sie gehabt hat, nicht gestillt worden, im Gegenteil, sie wurde enttäuscht und betrogen. Deshalb ist die Frau von der großen Achtung beeindruckt, die Jesus ihr entgegenbringt, und als er zu ihr sogar vom wahren Glauben als einer Beziehung zu Gott, dem Vater, »im Geist und in der Wahrheit« spricht, ahnt sie, dass jener Mann der Messias sein könnte, und Jesus – was ausgesprochen selten ist – bestätigt dies: »Ich bin es, ich, der mit dir spricht« (V. 26). Dass er der Messias ist, sagt er zu einer Frau, die ein derart ungeordnetes Leben hatte. Liebe Brüder und Schwestern, das Wasser, das ewiges Leben schenkt, wurde am Tag unserer Taufe in unsere Herzen ausgegossen.
An jenem Tag hat uns Gott verwandelt und mit seiner Gnade erfüllt. Es kann aber vorkommen, dass wir dieses große Geschenk vergessen oder auf ein bloßes persönliches Datum beschränkt haben. Und vielleicht gehen wir auf die Suche nach »Brunnen«, deren Wasser den Durst nicht stillen. Wenn wir das wahre Wasser vergessen, gehen wir auf die Suche nach Brunnen, die kein sauberes Wasser führen. Dann richtet sich dieses Evangelium gerade an uns! Nicht nur an die Samariterin, an uns.
Jesus spricht zu uns wie zur samaritischen Frau. Gewiss, wir kennen ihn bereits, doch vielleicht sind wir ihm noch nicht persönlich begegnet, indem wir mit ihm sprechen, und haben ihn noch nicht als unseren Erlöser erkannt. Diese Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, uns ihm zu nähern, ihm im Gebet in einem Dialog von Herz zu Herz zu begegnen, mit ihm zu sprechen, auf ihn zu hören. Es ist der richtige Moment, um sein Antlitz auch im Gesicht eines leidenden Bruders oder einer leidenden Schwester zu sehen.
Auf diese Weise können wir in uns die Gnade der Taufe erneuern, unseren Durst an der Quelle des Wortes Gottes und seines Heiligen Geistes stillen und so auch die Freude entdecken, Stifter von Versöhnung und Werkzeuge des Friedens im täglichen Leben zu werden. Die Jungfrau Maria helfe uns, beständig aus der Gnade zu schöpfen, aus jenem Wasser, das dem Felsen entspringt, der Christus, der Erlöser, ist, damit wir mit Überzeugung unseren Glauben bekennen und voll Freude die Wunder der Liebe Gottes verkünden können, der barmherzig und Quell alles Guten ist.
Nach dem Angelusgebet:
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich möchte die von verheerenden Überschwemmungen hart getroffene geliebte Bevölkerung von Peru meiner Nähe versichern. Ich bete für die Opfer sowie für alle, die sich bei den Hilfsmaßnahmen engagieren. Gestern wurde in Bozen Josef Mayr-Nusser seliggesprochen, ein Familienvater und Vertreter der Katholischen Aktion. Er starb als Märtyrer, da er sich aus Treue zum Evangelium weigerte, sich dem Nationalsozialismus anzuschließen.
Aufgrund seines großen moralischen und spirituellen Formats ist er ein Vorbild für die Laiengläubigen, besonders für die Väter, derer wir heute mit großer Zuneigung gedenken, auch wenn das liturgische Fest des heiligen Josef morgen gefeiert wird, da heute Sonntag ist. Wir wollen alle Väter mit einem großen Applaus grüßen. [Die Gläubigen auf dem Petersplatz applaudieren.]
Herzlich grüße ich euch alle, die Pilger aus Rom, aus Italien und aus verschiedenen Ländern. Ich grüße die neokatechumenalen Gemeinschaften aus Angola und Litauen wie auch die Verantwortlichen der Gemeinschaft »Sant’Egidio« aus Afrika und Lateinamerika. Ich grüße die Gläubigen aus Viterbo, Bolgare, San Benedetto Po und die Schüler aus Torchiarolo.
Allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!
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