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HOCHFEST DER GOTTESMUTTER MARIA
XLVIII. WELTFRIEDENSTAG

PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
Donnerstag, 1. Januar 2015

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag und ein gutes Neues Jahr!

An diesem ersten Tag des Jahres, in der freudigen – wenngleich kalten – Atmosphäre von Weihnachten, lädt uns die Kirche ein, unseren Blick voll Glauben und Liebe auf die Mutter Jesu zu richten. In ihr, der demütigen Frau aus Nazaret, »[ist] das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt« (Joh 1,14). Deshalb ist es unmöglich, die Betrachtung Jesu, des Wortes des Lebens, das sichtbar und berührbar geworden ist (vgl. 1 Joh 1,1), von der Betrachtung Marias zu trennen, die ihm ihre Liebe und ihr menschliches Fleisch geschenkt hat. Heute hören wir die Worte des Apostels Paulus: »Gott [sandte] seinen Sohn, geboren von einer Frau« (Gal 4,4). Jenes »geboren von einer Frau« bringt in wesentlicher Weise und daher noch deutlicher die wahre Menschheit des Sohnes Gottes zum Ausdruck. Wie ein Kirchenvater, der heilige Athanasius, erklärt: »Der Heiland wurde vielmehr wirklich und wahrhaft Mensch, und dadurch wurde die Erlösung des ganzen Menschen bewirkt« (Brief an Epiktet, 7: PG 26). Doch der heilige Paulus fügt auch hinzu: »dem Gesetz unterstellt« (Gal 4,4). Mit diesem Ausdruck unterstreicht er, dass Christus das Menschsein angenommen und es so aus der verschlossenen legalistischen Denkart befreit hat. Wenn das Gesetz nämlich der Gnade beraubt wird, wird es zu einem unerträglichen Joch, und statt uns gut zu tun, schadet es uns. Jesus sagte: »Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat«. Hier also liegt das Ziel, um dessentwillen Gott seinen Sohn auf die Erde geschickt hat, um Mensch zu werden: das Ziel der Befreiung, ja der Neuschöpfung. Der Befreiung, »damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen« (V. 5); und der Loskauf geschah durch den Tod Christi am Kreuz. Doch vor allem der Neuschöpfung: »damit wir die Sohnschaft erlangen« (V. 5). Aufgenommen in seinen Leib werden die Menschen wirklich zu Kindern Gottes. Dieser wunderbare Übergang vollzieht sich in uns mit der Taufe, die uns gleichsam als lebendige Glieder in Christus einpflanzt und in seine Kirche einfügt.

Zu Beginn eines neuen Jahres wird es uns gut tun, uns den Tag unserer Taufe in Erinnerung zu rufen: entdecken wir neu das in diesem Sakrament empfangene Geschenk, das uns zu neuem Leben erschaffen hat: dem göttlichen Leben. Und das geschieht durch die Mutter Kirche, die die Mutter Maria zum Vorbild hat. Durch die Taufe sind wir in die Gemeinschaft Gottes hineingenommen worden und nicht mehr in der Gewalt des Bösen und der Sünde, sondern wir empfangen die Liebe, die Zärtlichkeit, die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters. Daher möchte ich noch einmal die Frage an euch richten: »Wer von euch erinnert sich an seinen Tauftag?« Für die, die sich nicht an das Datum ihrer Taufe erinnern, habe ich eine Hausaufgabe: sucht dieses Datum heraus und bewahrt es gut in eurem Herzen. Ihr könnt auch die Eltern, den Taufpaten, die Taufpatin, die Onkel und Tanten, die Großeltern dabei um Hilfe bitten. Der Tag, an dem wir getauft worden sind, ist ein Festtag! Erinnert euch an das Datum eurer Taufe oder sucht es heraus; das wird eine schöne Gelegenheit sein, um Gott für das Geschenk der Taufe zu danken.

Diese Nähe Gottes zu unserem Dasein schenkt uns den wahren Frieden: das göttliche Geschenk, um das wir besonders heute, am Weltfriedenstag, bitten wollen. Dort lese ich: »Der Friede ist immer möglich.« Immer ist Frieden möglich! Wir müssen ihn suchen… Und ich lese da weiter: »Gebet an der Wurzel des Friedens.« Das Gebet ist wirklich die Wurzel des Friedens. Der Friede ist immer möglich, und unser Gebet steht an der Wurzel des Friedens. Das Gebet lässt den Frieden aufkeimen. Heute am Weltfriedenstag rufen wir aus: »Nicht mehr Knechte, sondern Brüder«. Das ist die Botschaft für diesen Tag. Denn die Kriege machen uns zu Knechten, immer! Es ist eine Botschaft, die uns alle angeht. Alle sind wir berufen, jede Form der Sklaverei zu bekämpfen und Brüderlichkeit aufzubauen. Alle, jeder gemäß seiner Verantwortung. Und denkt gut daran: der Friede ist möglich! Und an der Wurzel des Friedens steht immer das Gebet. Lasst uns für den Frieden beten. Es gibt da auch jene schönen Schulen des Friedens, Schulen für den Frieden: wir müssen auf dem Weg dieser Erziehung zum Frieden weitergehen.

Maria, der Mutter Gottes und unserer Mutter, stellen wir unsere guten Vorsätze anheim. Sie bitten wir, den Mantel ihres mütterlichen Schutzes über uns und über alle Tage des neuen Jahres auszubreiten: »O heilige Gottesgebärerin, verschmähe nicht unser Gebet in unsern Nöten, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren, o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau.« Und ich lade euch alle ein, Maria heute als Mutter Gottes zu grüßen. Sie mit jenem Gruß zu grüßen: »Heilige Mutter Gottes!« Wie sie von den Gläubigen der Stadt Ephesus an den Anfängen des Christentums angerufen wurde, als sie am Eingang der Kirche ihren Hirten diesen an die Gottesmutter gerichteten Gruß zuriefen: »Heilige Mutter Gottes!« Alle gemeinsam, drei Mal, wiederholen wir: »Heilige Mutter Gottes«.


Nach dem Angelus:

Liebe Brüder und Schwestern, euch alle, die ihr hier anwesend seid, grüße ich herzlich und wünsche euch ein glückliches und friedliches neues Jahr. Ich grüße besonders die Pilger aus den Ländern Skandinaviens und der Slowakei, die Gläubigen aus Asola, Castiglione delle Stiviere, Saccolongo, Sotto il Monte, Bonate Sotto und Benevento, die Jugendlichen aus Andria und Castelnuovo del Garda. Ein herzlicher Gruß gilt den Sternsingern, die aus dem Bistum Fulda in Deutschland gekommen sind. Ich danke allen Sternsingern in Deutschland, Österreich und in der Schweiz für ihr Engagement, von Haus zu Haus zu gehen, um die Geburt des Herrn zu verkünden und Spenden für bedürftige Kinder zusammeln.

[Auf Deutsch sagte der Papst:] Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr! Mein Gedanke geht zu allen, die in den Bistümern der ganzen Welt Gebetstreffen für den Frieden organisiert haben, denn das Gebet steht an der Wurzel des Friedens. Ich denke im Besonderen an den nationalen Marsch, der gestern in Vicenza stattgefunden hat, sowie an die in Rom und zahlreichen Städten der Welt organisierte Veranstaltung »Friede in allen Ländern«.

In diesem Augenblick sind wir mit Rovereto im Trentino verbunden, wo sich die große Glocke befindet, die »Maria Dolens« genannt wird. Sie wurde zu Ehren der in allen Kriegen Gefallenen gegossen und vom seligen Paul VI. im Jahr 1965 gesegnet. Gleich werden wir das Läuten dieser Glocke hören. Es bringe dies den Wunsch zum Ausdruck, dass es nie wieder Kriege gebe – nie wieder Kriege! –, sondern immer das Verlangen nach Frieden und Einsatz für ihn und für die Brüderlichkeit unter den Völkern. Allen ein gutes neues Jahr! Es sei dies ein Jahr in der Umarmung der Zärtlichkeit des Herrn und unter dem Schutz Marias, der Mutter Gottes und unserer Mutter. Ich grüße alle und sehe, dass da viele Mexikaner sind: ich grüße sie… Laut sind sie, die Mexikaner! Ein gutes Jahr, und bitte: vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

 



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