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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH KUBA, IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA
UND BESUCH DER VEREINTEN NATIONEN

(19.-28. SEPTEMBER 2015)

BEGEGNUNG MIT OPFERN SEXUELLEN MISSBRAUCHS

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Seminar "St. Charles Borromeo", Philadelphia
Sonntag, 27. September 2015

[Multimedia]


 

Meine lieben Brüder und Schwestern in Christus,

ich bin für diese Gelegenheit einer Begegnung mit Ihnen sehr dankbar. Ich werde durch Ihre Anwesenheit beschenkt. Danke, dass Sie heute hierher gekommen sind.

Worte können meinen Schmerz über diesen Missbrauch, den Sie erlitten haben, nicht angemessen zum Ausdruck bringen. Sie sind teure Kinder Gottes, und Sie müssten immer mit unserem Schutz, unserer Aufmerksamkeit und unserer Liebe rechnen können. Es schmerzt mich zutiefst, dass Ihre Unschuld durch die, denen Sie vertrauten, verletzt worden ist. In einigen Fällen wurde das Vertrauen durch Mitglieder Ihrer eigenen Familie betrogen, in anderen durch Mitglieder der Kirche, Priester, die eine heilige Verantwortung für die Sorge um die Seelen haben. In allen diesen Umständen bedeutete der Vertrauensbruch eine furchtbare Verletzung der Menschenwürde.

Für die, die durch ein Mitglied des Klerus missbraucht worden sind, bedaure ich zutiefst die Fälle, wo Sie oder Ihre Familien den Missbrauch angezeigt haben, Sie aber nicht gehört wurden oder man Ihnen nicht geglaubt hat. Seien Sie versichert, dass der Heilige Vater Sie hört und Ihnen glaubt. Ich bedaure es zutiefst, dass einige Bischöfe ihrer Verantwortung, die Minderjährigen zu schützen, nicht nachgekommen sind. Es ist sehr beklemmend zu wissen, dass in einigen Fällen sogar die Bischöfe selbst die Missbrauchstäter waren. Ich verpflichte mich, den Weg der Wahrheit zu verfolgen, wohin auch immer er uns führen mag. Der Klerus und die Bischöfe werden Rechenschaft über ihre Taten ablegen müssen, wenn sie Minderjährige missbrauchen oder ihnen keinen Schutz gewähren.

Wir sind hier in Philadelphia versammelt, um Gottes Geschenk des Lebens in der Familie zu feiern. Innerhalb unserer Glaubensfamilie und unserer menschlichen Familien dürfen die Sünden und die Verbrechen des sexuellen Missbrauchs nicht mehr peinlich verborgen bleiben. In Erwartung des Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit offenbart Ihre Gegenwart hier heute, die Sie uns trotz der Erfahrung der Wut und des Leids so großzügig gewähren, das erbarmende Herz Christi. Ihre Geschichten als Opfer – jede für sich einmalig und überzeugend – sind starke Zeichen der Hoffnung, die von der Verheißung kommt, dass der Herr immer bei uns sein wird.

Es ist gut zu wissen, dass Sie Ihre Familienangehörigen und Ihre Freunde zu diesem Treffen mitgebracht haben. Ich bin ihnen sehr dankbar für ihre mitfühlende Stütze und bete, dass viele Menschen in der Kirche dem Aufruf nachkommen, jenen, die einen Missbrauch erlitten haben, beizustehen. Möge die Türe der Barmherzigkeit in unseren Diözesen, unseren Pfarrgemeinden, unseren Häusern und unseren Herzen sich ganz weit öffnen, um jene aufzunehmen, die missbraucht worden sind, und im Vertrauen auf den Herrn den Weg der Verzeihung zu suchen. Wir versprechen Ihnen, Sie bei diesem Prozess der Heilung zu unterstützen und immer wachsam zu sein, um die Minderjährigen von heute und morgen zu schützen.

Als die Jünger, die mit Jesus auf dem Weg nach Emmaus waren, erkannten, dass er der auferstandene Herr war, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben. In gleicher Weise wie diese Jünger bitte ich demütig Sie und alle Missbrauchsopfer, dass sie bei uns bleiben, dass sie in der Kirche bleiben, damit wir, vereint als Pilger auf der Wanderung des Glaubens, unseren Weg finden können, der zum Vater führt.

 



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