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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN FAMILIENANGEHÖRIGE VON POLIZISTEN, DIE IM DIENST
IHR LEBEN VERLOREN HABEN 

Aula Paolo VI
Donnerstag, 21. Mai 2015

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Liebe Brüder und Schwestern!

Seid herzlich willkommen! Ich danke dem Polizeichef für die edlen Worte, die er im Namen aller an mich gerichtet hat. Besonders danke ich euch, den Angehörigen derer, die in Ausübung ihrer Pflicht das Leben verloren haben oder schwer verletzt worden sind, für das Zeugnis der christlichen Hoffnung, die euch beseelt, und die Verbundenheit mit den Institutionen und eurer Sendung. Denn viele von euch wollten die Arbeit, die ihre Angehörigen begonnen hatten, fortsetzen, indem sie die Polizeiuniform anzogen und dem Staat dienen.

Jede ehrliche Arbeit trägt zum Wohl aller bei, und wenn sie mit Hingabe und Leidenschaft durchgeführt wird, fördert sie das Wachstum der Personen und der Gesellschaft, indem sie sie auch mit den für eine freie und würdige Existenz notwendigen Mitteln ausstattet. Unter den verschiedenen Berufen zeichnet sich der eure als eine wirkliche Sendung aus und beinhaltet die Annahme und konkrete Umsetzung von Haltungen und Werten, die für das öffentliche Leben besonders wichtig sind. Ich beziehe mich dabei auf das ausgeprägte Pflichtbewusstsein, Disziplin, pferbereitschaft bis hin zur eventuell notwendigen Hingabe des eigenen Lebens für den Schutz der öffentlichen Ordnung, die Achtung des Gesetzes, die Verteidigung der Demokratie sowie den Kampf gegen die organisierte Kriminalität und den Terrorismus.

Eure Sendung erfordert Mut, um denen die in Gefahr sind, zu Hilfe zu kommen und den Angreifer abzuwehren. Die Gesellschaft steht in eurer Schuld für die Möglichkeit, ein geordnetes und von den Übergriffen der Gewalttätigen und Korrupten freies Leben zu führen. Ein an dieser Front eingesetztes und auf diese Ideale konzentriertes Leben hat einen hohen Wert vor dem Herrn, und jedes aus Liebe zum Guten angenommene Opfer wird von ihm belohnt werden. Das sage ich heute besonders zu euch, den Angehörigen der Opfer von Gewalttätern, die häufig die Polizeikräfte attackieren, weil diese das größte Hindernis für ihre ruchlosen Pläne darstellen.

Wer mit Mut und Opferbereitschaft der Allgemeinheit dient, findet neben den mit der eigenen Rolle verbundenen zahlreichen Schwierigkeiten und Risiken eine hohe Form der Selbstverwirklichung, weil er auf dem Weg unseres Herrn geht, der dienen und nicht sich bedienen lassen wollte. Wer Tag für Tag die Gewissenhaftigkeit und den Einsatz seiner Arbeit annimmt und sie der Gemeinschaft zur Verfügung stellt – vor allem denjenigen, die in Gefahr sind oder sich in gravierenden Schwierigkeiten befinden –, geht aus sich heraus auf den Nächsten zu und dient ihm. Indem er so handelt, verwirklicht er sein Leben, auch wenn er es möglicherweise verliert, wie es Jesus am Kreuz sterbend tat.

Nur wenn wir auf Jesus am Kreuz blicken, können wir die Kraft zur Vergebung und den Trost finden, dass auch unsere Kreuze von seinem Kreuz erlöst werden und dass daher jedes Opfer und jedes Drama in Ihm Befreiung und Erlösung finden werden. Das Zeugnis der christlichen Werte ist noch aussagekräftiger in der heutigen Zeit, in der dem großherzigen Eifer vieler oft nicht die Fähigkeit entspricht, ihn in einen konsequenten und konstanten Einsatz zu überführen. In der heutigen Zeit scheint es tatsächlich einfacher zu sein, sich in etwas Provisorischem und Begrenztem zu engagieren.

Dagegen erfordert die Arbeit der Polizeikräfte etwas Feststehendes im Lauf der Zeit, das auch in den Veränderungen der kontingenten Situationen eine Konstante darstellt, die die verschiedenen Epochen durchzieht: jene für alle Bürger Recht und Ordnung zu gewährleisten, und durch diese Güter die Möglichkeit, in den Genuss aller anderen Güter kommen zu können. Außerdem leistet die Polizei mit ihrer Arbeit in diesen Jahren einen entscheidenden Beitrag, um die Auswirkungen von Strömen von Flüchtlingen zu bewältigen, die auf der Suche nach Schutz vor Krieg und Verfolgung nach Italien kommen. Ihr steht sowohl bei der ersten Aufnahme der Migranten als auch beim Kampf gegen skrupellose Schlepper in vorderster Linie.

Bei dieser Tätigkeit – darauf hat der Polizeichef hingewiesen – zeichnet ihr euch durch Dienstbereitschaft und Menschlichkeit aus, da ihr euch mehr noch als von den gesetzlichen Regelungen und Bestimmungen von der moralischen Verpflichtung gedrängt fühlt, das Gute zu tun, möglichst viele Menschen zu retten und nicht an Zeit und Energie zu sparen für einen solchen Einsatz.

Liebe Brüder und Schwestern, seid stolz auf eure Arbeit und dient weiterhin dem Staat, jedem Bürger und jedem Menschen in Gefahr. In der Verteidigung der Schwachen und der Legalität werdet ihr den wahrsten Sinn eures Dienstes finden und ein Vorbild für das Land sein, das Menschen braucht, die ihm selbstlos, großherzig und kontinuierlich dienen.

Die allerseligste Jungfrau Maria, unsere Mutter, und der heilige Erzengel Michael, euer Schutzpatron, mögen euch behüten und euch beistehen. Ich bitte euch, für mich zu beten, und segne euch von Herzen.

 



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