ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE MITGLIEDER DER WELTBIBELALLIANZ
ANLÄSSLICH DER VORSTELLUNG DER BIBEL IN ITALIENISCHER SPRACHE
Konsistoriensaal
Montag, 29. September 2014
Liebe Brüder in Christus,
ich danke euch, dass ihr gekommen seid, um mir die neue italienische Ausgabe der »Bibel, Wort Gottes, interkonfessionelle Übersetzung in heutiger Sprache« vorzustellen, die dank der Zusammenarbeit zwischen der Weltbibelallianz – Bibelgesellschaft in Italien und dem ELLEDICI-Verlag entstehen konnte. Dazu möchte ich euch etwas aus eigener Erfahrung berichten. Die Übersetzung der Bibel in den argentinischen zeitgemäßen Sprachgebrauch, die von evangelischen und katholischen Theologen angefertigt wurde, hat gut getan und tut auch weiter gut. Es ist eine gute Idee, weil die einfachen Leute sie verstehen können, weil es eine eigene, wahre, vor allem aber volksnahe Sprache ist. Bei unseren Missionen in den Pfarreien von Buenos Aires gingen wir immer zur Bibelgesellschaft, um diese Übersetzungen zu kaufen. Sie haben mir einen ordentlichen Rabatt gemacht! Wir brachten die Bibel dann zu den Leuten, und die Leute verstanden. Sie verstanden! Es war ein schönes Unterfangen, und es freut mich, dass es eine solche Bibel jetzt auch auf Italienisch gibt, weil Erzählungen und Ausdrücke, die wörtlich übersetzt unverständlich sind, auf diese Weise von den Menschen verstanden werden.
Die Ausarbeitung einer interkonfessionellen Übersetzung ist ein besonders wichtiges Unterfangen, wenn man bedenkt, wie sehr sich die Debatten um die Heilige Schrift auf die Spaltungen ausgewirkt haben, vor allem im Abendland. Dieses interkonfessionelle Projekt, das euch die Möglichkeit gab, einige Jahrzehnte lang einen gemeinsamen Weg zu gehen, hat euch ermöglicht, euch euren Weggefährten anzuvertrauen, Argwohn und Misstrauen überwindend, in dem Vertrauen, das der gemeinsamen Liebe zum Wort Gottes entspringt.
Eure Arbeit ist Frucht geduldiger, aufmerksamer, brüderlicher und sachkundiger Bemühungen, die vor allem ein Werk des Glaubens sind. Wenn ihr nicht glaubt, dann versteht ihr nicht; »glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht«, sagt Jesaja (7,9). Ich hoffe, dass dieser Text, der in Italien mit Genehmigung der Italienischen Bischofskonferenz CEI und der Föderation der Evangelischen Kirchen in Italien vorgestellt wird, alle italienischsprachigen Christen dazu anregen wird, die Botschaft Gottes zu meditieren, zu leben, zu bezeugen und zu feiern.
Es ist mein Wunsch, dass alle Christen »die Erkenntnis Christi Jesu, die alles übertrifft« (vgl. Phil 3,8), durch die eifrige Lektüre des Wortes Gottes lernen können, denn der heilige Text ist Nahrung für die Seele und die reine und ewige Quelle des geistlichen Lebens von uns allen. Wir müssen daher jede Anstrengung unternehmen, damit jeder Gläubige das Wort Gottes liest, da – wie schon der hl. Hieronymus sagte – »die Unkenntnis der Schrift Unkenntnis Christi ist« (Comm. in Is., Prol.: PL 24,17).
Ich danke euch allen von Herzen, weil das von euch gemeinsam vollbrachte Werk gerade für die Erreichung dieses Zieles so wertvoll ist, und ich ermutige euch, auf dem nun eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, damit das Wort des lebendigen Gottes immer besser und immer tiefer bekannt gemacht werden kann. Dabei begleite euch auch mein Segen, den ich euch von Herzen erteile, und ich lade euch dazu ein, als Brüder gemeinsam um diesen Segen zu bitten, indem wir das Vaterunser beten.
Daraufhin beteten alle gemeinsam das Vaterunser. Danke.
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