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VIDEOSCHALTUNG MIT DEM HEILIGEN VATER
IN FÜNF KONTINENTE
ZUR LANCIERUNG DER PLATTFORM
DER
SCHOLAS

Synodenhalle
Donnerstag, 4. September 2014

 

»Ich hoffe, dass ihr gut gesät habt, dann wird auch die Ernte gut sein. Und vielen Dank für die Mühen, die ihr unternommen habt.« Mit diesen Worten leitete der Papst die Videoschaltung mit Schülern aus fünf Ländern ein, die die fünf Kontinente repräsentierten. Franziskus antwortete auf Spanisch auf die in Englisch oder Spanisch gestellten Fragen der Jugendlichen.

Die erste Frage kam von Cameron, Schüler des St. Joseph’s College in Queensland, Australien. Er erzählte von den positiven Erfahrungen seiner Schule mit dem »Scholas-Programm« und wollte wissen, was man tun müsse, damit dieses neue Kommunikationssystem zwischen den Schulen für die Jugendlichen und die Gesellschaft eine Hilfe sein kann, um Fortschritte zu machen?

Papst Franziskus: Danke. Und danke auch für das, was du mir gesagt hast über das, was du tust und was ihr tut. Ich versuche, auf deine Frage zu antworten. Wie kann »Scholas« Fortschritte machen in dieser Kommunikation und Brücken bauen? Bevor ich dir antworte, greife ich den Ausdruck auf, den du gebraucht hast: »Brücken bauen«. Im Leben kannst du zwei entgegengesetzte Dinge tun: entweder Brücken bauen oder Mauern aufrichten. Mauern trennen, sie spalten. Brücken bringen einander näher. Ich antworte auf deine Frage: Was könnt ihr tun? Ihr könnt damit fortfahren, untereinander zu kommunizieren und die Erfahrungen – die Erfahrungen, die ihr macht – mitteilen. Ihr tragt viel im Herzen. Ihr könnt viele Dinge verwirklichen. Gerade das hast du mir gesagt, als du dich vorgestellt hast. Es weitersagen, damit andere sich daran inspirieren können, und von den anderen hören, was sie dir sagen werden. Und bei dieser Kommunikation gibt es keinen, der Befehle gibt, aber alles funktioniert. Das ist die Spontaneität des Lebens, es bedeutet, ein Ja zum Leben zu sagen. Kommunikation heißt geben, Kommunikation ist Großherzigkeit, Kommunikation ist Respekt, Kommunikation heißt, jede Art von Diskriminierung zu vermeiden. Macht weiter, Kinder. Und mir gefällt, was ihr gesagt habt, über das, was ihr tut. Gott segne euch.

Aus Israel meldete sich Eyal, der die La Salle-Schule im Süden von Tel Aviv besucht. Er sprach über die Situation an seiner Schule, wo Juden, Christen und Muslime gemeinsam lernen und gute Freunde sind.

Papst Franziskus: Danke. Ich sehe, dass ihr gut voran kommt und miteinander in den verschiedenen Sprachen zu kommunizieren wisst, ausgehend von der Identität der eigenen Religion. Und das ist schön. Was wolltest du mich fragen?

Eyal bat den Papst, noch einmal in das Heilige Land, nach Israel, zu kommen.

Papst Franziskus: Ich würde gerne dorthin zurückkehren. Ich war vor einigen Monaten dort, und es hat mich sehr gefreut zu kommen… Ja, es hat mich sehr gefreut zu kommen.

Die dritte Frage stellte Sina aus Istanbul in der Türkei. Die Gewalt, die in jüngster Vergangenheit einen Teil ihres Landes betroffen hat, und die Tragödien, die sich nicht weit entfernt von ihrer Heimat abspielen, bildeten den Hintergrund ihrer Frage nach dem, was die Zukunft nach Meinung des Papstes wohl bringen werde.

Papst Franziskus: Danke für die Frage und danke für deine Überlegungen, dass ihr Jugendlichen keinen Krieg wollt, dass ihr Frieden wollt. Und das müsst ihr aus ganzem Herzen, aus dem tiefsten Inneren heraus laut rufen. Von innen her: Wir wollen Frieden! Deine Frage: Wird die Zukunft besser oder schlechter sein? Ich habe keine Kristallkugel wie die Wahrsagerinnen, um in die Zukunft zu schauen. Aber ich will dir etwas sagen: Weißt du, wo die Zukunft liegt? Sie liegt in deinem Herzen, in deinem Verstand und in deinen Händen. Wenn du dich gut fühlst, wenn du recht denkst und wenn du mit deinen Händen diesen guten Gedanken und dieses gute Fühlen weiterträgst, dann wird die Zukunft besser sein. Die Zukunft gehört den jungen Menschen. Aber aufgepasst, den Jugendlichen mit zwei Merkmalen: Jugendlichen mit Flügeln und Jugendlichen mit Wurzeln. Jugendliche mit Flügeln, um zu fliegen, um zu träumen, um schöpferisch zu sein, und mit Wurzeln, um von den Älteren die Weisheit zu empfangen, die sie uns geben. Deshalb liegt die Zukunft in euren Händen, wenn ihr Flügel und Wurzeln habt. Habe den Mut, Flügel zu haben, vom Guten zu träumen, von einer besseren Welt zu träumen, gegen den Krieg zu protestieren. Und andererseits, die Weisheit zu respektieren, die du von denen empfangen hast, die älter sind als du, von deinen Eltern, deinen Großeltern, von den alten Menschen deines Ortes. Die Zukunft liegt in euren Händen. Nutzt das, um sie besser zu machen.

Cristian aus Eastern Cape in Südafrika wollte vom Papst wissen, wie die Idee zu dieser Plattform entstanden ist.

Papst Franziskus: Scholas ist entstanden… fast hätte ich gesagt aus Zufall, aber nein, nicht aus Zufall. Sie ist entstanden aus einer Idee dieses hier anwesenden Herrn, José Maria de Corral, mit der Unterstützung von Enrique Palmeiro. So ist Scholas entstanden und bildet eine »escuela de vecinos« [Schule des Stadtviertels] in der Diözese Buenos Aires. Neben den Schulen, ein Netz von »escuelas de vecinos«, um Brücken zu bauen zwischen den Schulen von Buenos Aires. Und sie hat viele Brücken geschaffen, viele Brücken, sogar Brücken über den Ozean. Es hat klein angefangen, als Hoffnung, als etwas, von dem wir nicht wussten, ob es gelingen würde, und heute können wir miteinander kommunizieren. Warum? Weil wir überzeugt sind, dass die Jugendlichen die Kommunikation untereinander brauchen. Sie brauchen es, ihre Werte zum Ausdruck zu bringen und ihre Werte mitzuteilen. Die Jugendlichen von heute brauchen drei Grundpfeiler: Bildung, Sport und Kultur. Deshalb vereint Scholas das alles. Wir haben ein Fußballspiel organisiert. Das tun die Schulen, und man organisiert auch kulturelle Veranstaltungen. Bildung, Sport und Kultur. Machen wir weiter, damit die Staaten Arbeitsmöglichkeiten für diese Jugendlichen vorbereiten können, unterstützt von Bildung, Sport und Kultur. Und der Sport ist wichtig, weil er lehrt, in einer Mannschaft zu spielen. Der Sport heilt vom Egoismus, er hilft, nicht egoistisch zu sein. Deshalb ist es wichtig, in der Gruppe zusammenzuarbeiten, in Gruppen zu lernen und den Lebensweg in der Gruppe zu gehen. Wie du siehst, hat deine Frage mich nicht erschreckt. [Cristian hatte dem Papst scherzend gesagt, dass er eine Frage habe, der Papst deswegen aber nicht nervös zu werden brauche…] Ich danke dir sehr, dass du sie mir gestellt hast. Und geht weiter auf diesem Weg der Kommunikation, des Brückenbauens, der Suche nach Frieden durch Bildung, Sport und Kultur. Danke.

Schließlich durfte auch die Videoschaltung in ein Barrio nicht fehlen. Sie erfolgte nach La Campanera in El Salvador zu Ernesto. Er sprach von den Anstrengungen, die in seinem Land unternommen werden, um sich ein wenig Bildung und Ausbildung anzueignen.

Papst Franziskus: Ich danke dir für den Gruß aus deinem Stadtviertel, aus deinem Land, mit deinen Freunden. Ich weiß von der Arbeit, die ihr in El Salvador leistet. José Maria hat mir davon erzählt. Ich weiß, dass ihr ziemliche Fortschritte macht und dass ihr im Unterricht hart arbeitet. Aber denk daran, was ich deinem Kameraden aus Südafrika gesagt habe: Bildung, Sport und Kultur. Und Vorsicht vor den »Maras« [gewalttätige Jugendbanden]. Denn wie es Brücken gibt, die euch vereinen, so gibt es auch Verbindungen, um zu zerstören. Seid sehr vorsichtig, wenn es Gruppen gibt, die Zerstörung wollen, die Krieg wollen, die nicht im Team zu arbeiten verstehen. Verteidigt euch gegenseitig als Team, als Gruppe und arbeitet hart daran. Ich weiß, das ihr sehr gut arbeitet und sehr gut unterstützt werdet. Ich weiß, dass das Bildungsministerium euch unterstützt. Geht diesen Weg der Teamarbeit weiter und verteidigt euch gegen diejenigen, die euch zerspalten und euch diese Stärke der Gruppe nehmen wollen. Gott segne euch.

Abschließend fragte der Moderator der Veranstaltung, welche Botschaft der Papst an alle Jugendlichen der Welt richten wolle.

Etwas, das nicht von mir ist. Jesus hat es sehr oft gesagt: »Habt keine Angst!« In meinem Land gibt es einen Ausdruck, von dem ich nicht weiß, wie man ihn auf Englisch übersetzt. »No se arruguen.« Habt keine Angst, geht voran, baut Brücken des Friedens, spielt im Team und lasst die Zukunft besser werden, denn denkt daran, dass die Zukunft in euren Händen liegt. Träumt hochfliegend von der Zukunft, aber vergesst nicht das kulturelle, weisheitliche und religiöse Erbe, dass die Alten euch hinterlassen haben. Geht mutig voran! Gestaltet die Zukunft!


(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 44. Jahrgang, Nr. 37, 12. September 2014)

 



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