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BEGEGNUNG MIT DER PAULINISCHEN FAMILIE

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Aula Paolo VI
Donnerstag, 27. November 2014

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Liebe Brüder und Schwestern der Paulinischen Familie!

Es freut mich, euch aus Anlass eurer 100-Jahr-Feier empfangen zu dürfen. Ich grüße die Kardinäle, Bischöfe und die Priester, die Personen geweihten Lebens und die Laiengläubigen. Ich danke dem Generalvikar für seine Worte und schließe mich von Herzen dem Gedenken an den verstorbenen Generaloberen Don Silvio Sassi an, der vom Himmel aus an diesem festlichen Moment teilnimmt.

1. Eure 100-Jahr-Feier bietet euch die Gelegenheit, euer Engagement zu erneuern, den Glauben zu leben und zu vermitteln, besonders durch die für euer Charisma typischen Werkzeuge des Verlagswesens und der digitalen Medien. Die Adressaten der Frohen Botschaft, dass Gott Liebe ist und sich in Jesus Christus der Menschheit mitteilt, sind alle Menschen – jeder Mann und jede Frau, die auf dieser Welt leben. Und Adressat ist der ganze Mensch, in der Ganzheit seiner Person, seiner Geschichte und seiner Kultur. »Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben« (Mt 10,8), sagt Jesus. In diesen Worten liegt das Geheimnis der Evangelisierung, die die Mitteilung des Evangeliums im Stil des Evangeliums ist, also unentgeltlich: unentgeltlich, ohne Geschäftemacherei. Unentgeltlich. Die Freude über das aus reiner Liebe erhaltene Geschenk teilt sich durch Liebe mit: Unentgeltlichkeit und Liebe. Nur wer diese Freude erfahren hat, kann sie auch mitteilen, ja, der kann gar nicht anders, als sie mitzuteilen, da »das Gute immer dazu neigt, sich mitzuteilen … Wenn man das Gute mitteilt, fasst es Fuß und entwickelt sich« (Evangelii gaudium, 9). Ich ermutige euch, weiter zu gehen auf dem Weg, den euch Don Alberione eröffnet hat und den eure Familie bisher gegangen ist, den Blick stets auf weite Horizonte gerichtet. Wir dürfen nie vergessen, dass »die Evangelisierung wesentlich verbunden ist mit der Verkündigung des Evangeliums an diejenigen, die Jesus Christus nicht kennen oder ihn immer abgelehnt haben. Viele von ihnen suchen Gott insgeheim, bewegt von der Sehnsucht nach seinem Angesicht, auch in Ländern alter christlicher Tradition. Alle haben das Recht, das Evangelium zu empfangen. Die Christen haben die Pflicht, es ausnahmslos allen zu verkünden« (ebd., 14). Dieser Anstoß, nicht nur zu den »Völkern« zu gehen, sondern auch in die Peripherien der Existenz, dieser »katholische« Anstoß liegt euch sozusagen im Blut, in der »DNA«. Und das allein schon deshalb, weil sich euer Gründer von der Gestalt und der Sendung des Apostels Paulus inspirieren ließ.

2. Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns die Kirche als ein Volk gezeigt, das auf dem Weg ist zu einem Ziel und das in Gott und in seiner Herrlichkeit alles überwindet und alles vollbringt. In dieser Perspektive einer Kirche auf dem Weg kommt die christliche Hoffnung zum Ausdruck. Das letzte Ziel des Handelns von uns Christen auf Erden ist es, das ewige Leben zu gewinnen. Und deshalb verhindert unser Kirche-auf-dem-Weg-Sein, das uns der Verkündigung Christi und seiner Liebe zu jedem Geschöpf verpflichtet, dass wir in den irdischen und weltlichen Strukturen gefangen bleiben. Es hält unseren Geist offen und befähigt uns zu Perspektiven und Anliegen, die in der Seligkeit des Herrn Erfüllung finden werden. Besondere Zeugen dieser Perspektive der Hoffnung sind gerade die Personen geweihten Lebens, vor allem mit einem Lebensstil, der von Freude geprägt ist. Die Präsenz der Ordensleute ist ein Zeichen der Freude. Jener Freude, die der inneren Erfahrung Gottes entspringt, der unser Herz erfüllt und uns wirklich glücklich macht, so dass wir es nicht nötig haben, unsere Freude anderswo zu suchen. Weitere wichtige Elemente, die die Freude der Ordensleute nähren, sind die echte Brüderlichkeit, die ihr in der Gemeinschaft erfahrt, und die vollkommene Selbstlosigkeit, mit der ihr euren Dienst an der Kirche, sowie den Brüdern und Schwestern leistet, vor allem an den Bedürftigsten. An dieser Stelle muss die Liebe zur Einheit der Kirche erwähnt werden. All eure Arbeit und der apostolische Eifer müssen erfüllt sein von dieser Liebe zur Einheit. Niemals dürft ihr Konflikte nähren, nie es jenen Medien der Kommunikation gleichtun, die nur auf Effekthascherei aus sind und die Herzen in entrüsteten Aufruhr versetzen. Fördert stets die Einheit der Kirche: die Einheit, die Jesus vom Vater als Geschenk für seine Braut erbeten hat.

3. Der selige Giacomo Alberione sah in der Verkündigung Christi und des Evangeliums an die Volksmassen die reinste und notwendigste Form der Liebe, die man Männern und Frauen anbieten kann, die nach Wahrheit und Gerechtigkeit dürsten. Das Paulus-Wort: »Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1 Kor 9,16) hat ihn so tief gerührt, dass er es zum Ideal seines Lebens und seiner Sendung machte. Dem Beispiel Jesu und des Völkerapostels folgend, verstand er es, die Massen als verlorene Schafe zu sehen, die auf ihrem Lebensweg einer sicheren Orientierung bedurften. Und so brachte er sein ganzes Leben damit zu, mit ihnen das Brot des Wortes zu brechen, wobei er sich einer Sprache bediente, die der Zeit angemessen war. So seid auch ihr gerufen, euch ganz in den Dienst der heutigen Völker zu stellen, zu denen euch der Geist sendet, indem ihr mit Kreativität und dynamischer Treue zu eurem Charisma jene Formen findet, die am besten dazu geeignet sind, Jesus zu verkünden. Die weiten Horizonte der Evangelisierung und die dringende Notwendigkeit, die Botschaft des Evangeliums zu verkünden. Nicht nur Worte. Es mit dem eigenen Leben bezeugen. Und dieses vor allen abgelegte Zeugnis ist das Aktionsfeld eures Apostolats. Es gibt viele Menschen, die noch darauf warten, Jesus Christus kennen zu lernen. Die Phantasie der Liebe kennt keine Grenzen und versteht es, stets neue Wege zu öffnen, um den Atem des Evangeliums in die Kulturen und die verschiedensten sozialen Bereiche zu tragen. Eine Sendung, die so dringlich ist, erfordert eine unaufhörliche persönliche und gemeinschaftliche Umkehr. Nur Herzen, die für das Wirken der Gnade vollkommen offen sind, sind auch in der Lage, die Zeichen der Zeit zu deuten und den Appellen der Menschheit, die der Hoffnung und des Friedens bedarf, Gehör zu schenken. Für eure Nachfolge Christi und euer Zeugnis werdet ihr gewiss Hilfe finden im Jahr des geweihten Lebens, das in wenigen Tagen beginnt.

Liebe Brüder und Schwestern, die allerseligste Jungfrau, Mutter der Kirche, schütze euch; sie helfe euch und gebe der Paulinischen Familie auf ihrem Weg sicheres Geleit, damit sie jedes gute Vorhaben vollenden kann. Mit dieser Hoffnung versichere ich euch, eines jeden von euch im Gebet zu gedenken und bitte euch, im Gegenzug auch für mich zu beten. Gern erteile ich euch nun den Segen des Herrn und schließe auch all jene ein, die ihr repräsentiert, die Leser eurer Zeitschriften und alle Menschen, denen ihr bei eurem täglichen Apostolat begegnet. Beten wir gemeinsam zur Mutter Gottes:

Gegrüßet seist du Maria… [Segen]

 


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