ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE MITGLIEDER DER VEREINIGUNG
"GEMEINSCHAFT PAPST JOHANNES XXIII."
Aula Paolo VI
Samstag, 20. Dezember 2014
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich empfange euch mit Freude und danke euch für euren herzlichen Empfang. Ich danke dem Verantwortlichen, Giovanni Paolo Ramonda, für seine im Namen von euch allen an mich gerichteten Worte; und auch euch vielen Dank, die ihr Zeugnis gegeben habt.
Eure Geschichten erzählen von Versklavung und Befreiung, sie erzählen vom Egoismus derer, die meinen, sich ihre Existenz durch die Ausbeutung anderer aufzubauen, und von der Großherzigkeit derer, die dem Nächsten helfen, sich aus dem materiellen und moralischen Verfall wieder zu erheben. Es sind Erfahrungen, die die vielen Formen der Armut ins Licht rücken, von denen unsere Welt leider verletzt ist. Und sie zeigen das gefährlichste Elend, Ursache alles anderen Elends: die Entfernung von Gott, die Anmaßung, ohne ihn auskommen zu können. Das ist das blinde Elend, nämlich als Ziel der eigenen Existenz materiellen Reichtum, Machtgier und Genusssucht zu betrachten und das Leben des Nächsten dem Erreichen dieser Ziele dienstbar zu machen. Ja, Freunde, die Gegenwart des Herrn ist es, die den Unterschied kennzeichnet zwischen der Freiheit des Guten und der Sklaverei des Bösen und die uns in die Lage versetzen kann, gute Werke zu vollbringen und daraus eine tief innere
Freude zu empfangen, die auch ausstrahlen kann auf die Menschen in unserer Umgebung. Die Gegenwart des Herrn erweitert die Horizonte, heilt die Gedanken und Gefühle, sie gibt uns die Kraft, die notwendig ist, um Schwierigkeiten und Prüfungen zu überwinden. Da wo Jesus, der Herr, ist, da ist Auferstehung, da ist Leben, denn er ist die Auferstehung und das Leben. Der Glaube versetzt wirklich die Berge der Gleichgültigkeit und der Apathie, des Desinteresses und der unfruchtbaren Selbstbezogenheit. Der Glaube öffnet die Tür für die Nächstenliebe, denn er weckt in uns den Wunsch, Jesus nachzuahmen, und regt uns zum Guten an, indem er uns den Mut gibt, nach dem Beispiel des barmherzigen Samariters zu handeln.
Das wusste Don Oreste Benzi sehr gut, der Gründer eurer Vereinigung. Seine Liebe zu den Kleinen und Armen, zu den Ausgegrenzten und Verlassenen war in der Liebe zum gekreuzigten Jesus verwurzelt, der für uns arm und gering geworden ist. Seine mutige Entschlossenheit, mit der er in verschiedenen Ländern viele Initiativen des Teilens ins Leben rief, entsprang der vertrauensvollen Hingabe an die Vorsehung Gottes, dem Glauben an den auferstandenen Christus, der lebendig und am Werk ist und die wenigen zur Verfügung stehenden Kräfte und Ressourcen vervielfältigen kann, wie er einstmals die Brote und die Fische vermehrt hat, um den Hunger der Menge zu stillen. Die Mission, die Jugendlichen einzubeziehen und in ihnen das Interesse für die Person Jesu zu wecken, gab dem Diener Gottes Don Oreste Benzi die Idee ein, für sie eine »sympathische Begegnung mit Christus« zu organisieren, das heißt eine vitale und radikale Begegnung mit ihm als Held und Freund mit Hilfe von Lebenszeugnissen, die die christliche Botschaft in ihrer ganzen Fülle zeigen sollten, aber auf freudige und sogar scherzhafte Weise. So entstand eure Gemeinschaft, die heute in 34 Ländern präsent ist mit ihren »Familien-Häusern«, den sozialen Kooperativen mit erzieherischen Aufgaben, den Häusern des Gebets, den Hilfen für schwangere Frauen in Problemsituationen und weiteren Initiativen. Die Vorsehung hat euch wachsen lassen und es hat sich erwiesen, wie lebendig das Charisma eures Gründers ist, der – wie euer Generalverantwortlicher gesagt hat – gerne zu sagen pflegte, dass man »auf die Knie fallen muss, um auf den Beinen zu bleiben«.
Liebe Brüder und Schwestern, ich schließe mich Johannes Paul II. an, der euch aufforderte, für eure geistliche Formung zu sorgen, den regelmäßigen Empfang der Sakramente zu pflegen und insbesondere die Eucharistie zum Herzen eurer »Häuser familiärer Gemeinschaft« und jeder anderen sozialen und erzieherischen Tätigkeit zu machen (vgl. Ansprache vom 29. November 2004). Denn aus einem von der Liebe Gottes erfüllten Herzen fließt die Liebe zu den Brüdern und Schwestern.
Ich bitte euch, für mich zu beten. Ich vertraue euch alle der Muttergottes an, die euch ein Weihnachtsfest voller Liebe und Freude erlangen möge, und ich segne euch von Herzen. Beten wir zur Muttergottes, um den Segen zu empfangen, alle gemeinsam: Gegrüßet seist du Maria… [Segen]
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