BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE JUNGEN PILGER, DIE AM INTERNATIONALEN JUGENDFESTIVAL
IN MEDJUGORJE TEILNEHMEN
Meine Lieben!
Das jährliche Treffen der jungen Menschen in Medjugorje ist eine Zeit, die reich ist an Gebet, an Katechese, an Geschwisterlichkeit. Sie bietet euch allen die Möglichkeit, dem lebendigen Jesus Christus zu begegnen, besonders in der Feier und Anbetung der Eucharistie und in der Versöhnung.
Und so hilft sie euch, eine andere Lebensweise zu entdecken: eine Lebensweise, die anders ist als jene, die die Kultur des Vorübergehenden anbietet, der zufolge nichts endgültig sein kann, sondern wo es nur zählt, den gegenwärtigen Augenblick zu genießen. In diesem Klima des Relativismus, in dem es schwierig ist, die wahren und sicheren Antworten zu finden, sind die Leitworte des Festivals »Kommt und seht!« (Joh 1,39), die Jesus an die Jünger gerichtet hat, ein Segen. Auch euch wendet Jesus seinen Blick zu und lädt euch ein, zu ihm zu gehen und bei ihm zu bleiben.
Habt keine Angst! Christus lebt, und er will, dass jeder von euch lebt. Er ist die wahre Schönheit und Jugend dieser Welt. Alles, was er berührt, verjüngt sich, wird neu, füllt sich mit Leben und mit Sinn (vgl. Apostolisches Schreiben Christus vivit, 1). Das sehen wir in eben jener Szene aus dem Evangelium, wo der Herr die beiden Jünger, die ihm nachfolgen, fragt: »Was sucht ihr?« Und sie antworten: »Rabbi, wo wohnst du?« Und Jesus sagt: »Kommt und seht!« Und sie gehen hin, sehen und bleiben. In der Erinnerung jener Jünger prägte sich die Erfahrung der Begegnung mit Jesus so sehr ein, dass einer von ihnen sogar die Tageszeit vermerkte: »Es war um die zehnte Stunde« (V. 39).
Das Evangelium berichtet uns, dass die beiden Jünger, nachdem sie im Haus des Herrn gewesen sind, zu »Mittlern« wurden, die anderen gestatten, ihm zu begegnen, ihn kennenzulernen und ihm nachzufolgen. Andreas ging sofort hin, um es seinem Bruder Simon zu sagen, und führte ihn zu Jesus. Als er Simon sah, gab der Meister ihm gleich einen Beinamen: »Kephas«, also »Fels«, der zum Namen »Petrus« werden wird (vgl. Joh 1,4042). Daraus wird deutlich, dass man durch die Begegnung mit Jesus zu einem neuen Menschen wird und die Sendung empfängt, diese Erfahrung an andere weiterzugeben, aber stets den Blick fest auf ihn, den Herrn, gerichtet. Liebe junge Menschen, seid ihr diesem Blick Jesu begegnet, der euch fragt: »Was sucht ihr?« Habt ihr seine Stimme gehört, die zu euch sagt: »Kommt und seht«?
Habt ihr jenen Impuls verspürt, euch auf den Weg zu machen? Nehmt euch die Zeit, um bei Jesus zu sein, euch mit seinem Geist zu erfüllen und bereit zu sein für das faszinierende Abenteuer des Lebens. Geht ihm entgegen, bleibt bei ihm im Gebet, vertraut euch ihm an, der das menschliche Herz kennt. Diese wunderschöne Einladung des Herrn: »Kommt und seht!«, von der der junge und geliebte Jünger Christi berichtet, ist auch an die zukünftigen Jünger gerichtet. Jesus lädt euch ein, ihm zu begegnen, und dieses Festival wird zu einer Gelegenheit, »kommen und sehen« zu können. Das Wort »kommen« zeigt nicht nur eine physische Bewegung an, sondern es hat einen tieferen, geistlichen Sinn. Es zeigt einen Glaubensweg an, dessen Ziel es ist zu »sehen«, also den Herrn zu erfahren und durch ihn den vollen und endgültigen Sinn unseres Daseins zu sehen.
Das große Urbild der Kirche mit dem jungen Herzen, bereit, Christus mit Frische und Fügsamkeit nachzufolgen, bleibt immer die Jungfrau Maria. Die Kraft ihres »Ja« und jenes »mir geschehe«, das sie zum Engel sagte, berührt uns immer. Ihr »Ja« bedeutet teilzuhaben und etwas zu wagen, ohne eine andere Garantie als die Gewissheit, Trägerin einer Verheißung zu sein. Und ihr »siehe, ich bin die Magd des Herrn« (Lk 1,38) ist das schönste Beispiel, das uns berichtet, was geschieht, wenn der Mensch sich in seiner Freiheit den Händen Gottes überlässt.
Möge dieses Vorbild euch faszinieren und leiten! Maria ist »die Mutter, die über ihre Kinder wacht, über uns, ihre Söhne und Töchter, die oft müde und bedürftig durch das Leben gehen, die aber den Wunsch haben, dass das Licht der Hoffnung nicht erlischt. Das ist, was wir wollen: dass das Licht der Hoffnung nicht erlischt. Unsere Mutter schaut auf dieses pilgernde Volk,
dieses Volk von jungen Menschen, das sie liebt und welches nach ihr sucht in der Stille des eigenen Herzens, trotz des vielen Lärms, Gesprächen und Ablenkungen entlang des Weges« (Christus vivit, 48). Liebe junge Menschen, »lauft angezogen von jenem so sehr geliebten Antlitz, das wir in der heiligsten Eucharistie anbeten und im Fleisch der leidenden Brüder und Schwestern erkennen.
Der Heilige Geist möge euch bei diesem Lauf antreiben. Die Kirche bedarf eures Schwungs, eurer Intuitionen, eures Glaubens« (ebd., 299). In eurem Lauf für das Evangelium, der auch von diesem Festival beseelt wird, vertraue ich euch alle der Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria an und erbitte Licht und Kraft vom Heiligen Geist, auf dass ihr wahre Zeugen Christi sein könnt. Darum bitte ich und segne ich euch, und ich bitte auch euch, für mich zu beten.
Rom, St. Johannes im Lateran, am 29. Juni 2020
Franziskus
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