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PAPST FRANZISKUS

BOTSCHAFT ZUM JUBILÄUM DER BARMHERZIGKEIT
DER JUNGEN UND MÄDCHEN

Wachsen und barmherzig werden wie der Vater

 

Liebe Jungen und Mädchen,

die Kirche erlebt das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, eine Zeit der Gnade, des Friedens, der Umkehr und der Freude, die alle einbezieht: Große und Kleine, Nahe und Ferne. Es gibt keine Grenzen oder Entfernungen, die die Barmherzigkeit des Vaters daran hindern können, uns zu erreichen und mitten unter uns gegenwärtig zu werden. Mittlerweile ist die Heilige Pforte in Rom und in allen Diözesen der Welt geöffnet.

Diese kostbare Zeit betrifft auch euch, liebe Jungen und Mädchen, und ich wende mich an euch, um euch einzuladen, daran teilzunehmen, darin eine Hauptrolle zu übernehmen und zu entdecken, dass ihr Kinder Gottes seid (vgl. 1 Joh 3,1). Ich möchte jeden einzeln rufen, euch beim Namen rufen, wie Jesus es täglich tut, denn ihr wisst ja genau, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind (vgl. Lk 10,20), eingemeißelt ins Herz des Vaters, in das Herz der Barmherzigkeit, aus dem jede Versöhnung und jede Milde entspringt.

Das Jubiläum ist ein ganzes Jahr, in dem jeder Moment als heilig bezeichnet wird, damit unser Leben ganz und gar heilig wird. Es ist eine Gelegenheit, bei der wir entdecken werden, dass ein Leben als Brüder und Schwestern ein großes Fest ist, das schönste, das wir uns erträumen können, das Fest ohne Ende, das wir feiern mit Liedern, wie Jesus sie uns durch seinen Geist eingibt (vgl. Eph 5,19; Kol 3,16). Das Jubiläum ist das Fest, zu dem Jesus wirklich alle einlädt, ohne Unterschiede und ohne irgendjemanden auszuschließen. Darum wollte ich auch mit euch einige Tage des Gebetes und des Festes erleben. Ich erwarte euch also in großer Anzahl im kommenden Monat April.

„Wachsen und barmherzig werden wie der Vater“ ist das Thema eures Jubiläums, aber es ist auch das, was wir im Gebet für euch alle erflehen, wenn wir euch im Namen Jesu empfangen. Wachsen und barmherzig werden bedeutet zu lernen, mutig zu sein in der konkreten und selbstlosen Liebe, es bedeutet, sowohl äußerlich als auch innerlich groß zu werden. Ihr bereitet euch darauf vor, Christen zu werden, die zu mutigen Entscheidungen und Taten fähig und imstande sind, Tag für Tag auch in den kleinen Dingen eine Welt des Friedens aufzubauen.

Ihr seid in einem Alter unglaublicher Veränderungen, in dem alles möglich und zugleich unmöglich erscheint. So sage ich euch noch einmal mit großem Nachdruck: »Bleibt unerschütterlich auf dem Weg des Glaubens mit der festen Hoffnung auf den Herrn. Darin liegt das Geheimnis unseres Weges! Er gibt uns den Mut, gegen den Strom zu schwimmen […] Das ist gut für’s Herz, aber es braucht Mut, um gegen den Strom zu schwimmen, und Er gibt uns diesen Mut! […] Mit ihm können wir große Dinge tun; er wird uns die Freude spüren lassen, seine Jünger, seine Zeugen zu sein. Setzt auf die großen Ideale, auf die großen Dinge! Wir Christen sind vom Herrn nicht für Kleinigkeiten auserwählt, geht immer darüber hinaus, zu den großen Dingen! Setzt das Leben für große Ideale ein« (Predigt am Tag der Firmlinge im Jahr des Glaubens, 28. April 2013).

Euch, liebe Jungen und Mädchen, die ihr in Situationen von Krieg, äußerster Armut, täglicher Mühen und Verlassenheit lebt, kann ich nicht vergessen. Verliert nicht die Hoffnung, der Herr hat einen großen Traum, den er gemeinsam mit euch verwirklichen möchte! Eure gleichaltrigen Freunde, die unter weniger dramatischen Bedingungen als den euren leben, denken an euch und engagieren sich, damit alle Frieden und Gerechtigkeit haben können. Glaubt nicht den Worten von Hass und Terror, die oft wiederholt werden; baut stattdessen neue Freundschaften auf. Stellt eure Zeit zur Verfügung, kümmert euch immer um diejenigen, die euch um Hilfe bitten. Seid mutig und unkonventionell, seid Freunde Jesu, des Friedensfürsten (vgl. Jes 9,6); »alles in ihm spricht von Barmherzigkeit. Nichts in ihm ist ohne Mitleid« (Bulle Misericordiae Vultus, 8).

Ich weiß, dass ihr nicht alle nach Rom kommen könnt, aber das Jubiläum ist wirklich für alle, und es wird auch in euren Ortskirchen gefeiert werden. Zu diesem Moment der Freude seid ihr alle eingeladen! Bereitet nicht nur eure Rucksäcke und eure Spruchbänder vor, sondern bereitet vor allem euer Herz und euren Geist vor. Denkt gut über die Wünsche nach, die ihr Jesus im Sakrament der Versöhnung und in der Eucharistie anvertrauen wollt, die wir gemeinsam feiern werden. Wenn ihr durch die Heilige Pforte tretet, erinnert euch daran, dass ihr euch bemühen wollt, euer Leben zu heiligen und aus vom Evangelium und der Eucharistie – dem Wort und dem Brot des Lebens – eure Nahrung zu ziehen, um eine gerechtere und brüderlichere Welt aufzubauen.

Der Herr segne jeden Schritt auf eurem Weg zur Heiligen Pforte. Ich bete für euch zum Heiligen Geist, dass er euch leite und erleuchte. Möge die Jungfrau Maria, die Mutter aller, für euch, für eure Familien und für alle, die euch helfen, an Güte und Gnade zu wachsen, eine wirkliche Pforte der Barmherzigkeit sein.

Aus dem Vatikan, am 6. Januar 2016,
dem Hochfest der Erscheinung des Herrn

FRANZISKUS

 



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