BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM 150. TODESTAG DES SELIGEN ADOLF KOLPING
Meinem verehrten Bruder
Kardinal Rainer Woelki
Erzbischof von Köln
Mit Freude habe ich davon Kenntnis erhalten, dass das Kolpingwerk Deutsch land im Gedenken an den 150. Todestag des seligen Adolf Kolping einen großen »Kolpingtag« unter dem Motto »Mut tut gut« in Köln begeht. Aus diesem Anlass sende ich den Teilnehmenden aus dem Kolpingwerk sowie allen Gästen und Gläubigen, die sich zum festlichen Abschlussgottesdienst am Sonntag, den 20. September, in der Lanxessarena in Köln versammelt haben, herzliche Segensgrüße. Es ist bemerkenswert, wie aktuell die Mission Adolf Kolpings heute ist. Sicher, es gibt nicht mehr die Not der Handwerksburschen wie vor hundertfünfzig Jahren. Ihnen galt damals das Hauptaugenmerk des »Gesellenvaters« Kolping.
Aber auch in unserer Zeit werden – nicht zuletzt in unseren westlichen Industriestaaten – die wirtschaftlichen Gegebenheiten, die Tendenz zu gesteigerter Effizienz und Rationalisierung zu einer zunehmenden Belastung für den Menschen, für den arbeitenden Mann, für die arbeitende Frau und in noch größerer Weise für ihre Familien. Dabei ist die Familie das wertvollste Kapital nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern für die gesamte Gesellschaft. Jede rechte Reform, jede Erneuerung und Verbesserung unseres Gemeinwesens muss damit beginnen, den Familien Raum für eine harmonische Entfaltung zu geben. Das hat Adolf Kolping klar gesehen.
Seine Worte klingen wie ein Programm für unsere Zeit, wenn er schreibt: »Die Rettung des Menschengeschlechtes fängt bei der Familie an […] – also nicht in Volksversammlungen und auf dem öffentlichen Markt der Welt, […] nicht in der Wortschlacht der öffentlichen Debatte, am allerwenigsten in der Hetz- und Treibjagd der Presse. […] Bei der Familie fängt die Heilung an und muss sie anfangen, weil die Familie die Wiege der Menschheit ist, weil die Familie die erste Erzieherin der Menschheit ist. Es gibt kein Glück, irdisch genommen, was im Grunde das wahre Familienglück aufwiegt« (Kolping-Schriften 3, S. 136f). Deshalb sind wir stets gefragt, den Familien zu helfen, dass sie gesunde Familien sein können. Hier ist es beispielsweise Aufgabe der Seelsorge, »noch besser zu zeigen, dass die Beziehung zu unserem himmlischen Vater eine Communio fordert und fördert, die die zwischenmenschlichen Beziehungen heilt, begünstigt und stärkt« (Evangelii gaudium, 67). Aber auch die Familien selbst sollten einander beistehen, dass ihre Mitglieder besser den Anforderungen des Lebens gewachsen sind. Menschen aus zerrütteten Familien können durch andere Familien Hilfe und Aufrichtung finden. Und das Wichtigste ist, junge Familien zu begleiten, so dass diese am Vorbild der anderen die wahrhaft hingabebereite eheliche Liebe erleben, ohne die keine Harmonie in der Familie möglich ist. Der Selige erinnert uns daran, dass die eheliche Liebe eine Gemeinschaft auf Lebenszeit begründet. Die Liebe der Eheleute zueinander hat Größeres und Wichtigeres zu erhalten und zu pflegen als nur die Partnerschaft. Deshalb ist darauf zu achten, »dass die Flamme dieser Familienliebe nicht im Laufe der Zeit und im Wechsel der Gefühle und Empfindungen zusammenschmilzt oder gar erlischt« (Kolping-Schriften 4, S. 253).
Bitten wir den seligen Adolf Kolping um seine Fürsprache, auf dass der Heilige Geist unsere Herzen öffne und uns immer neu erkennen lasse, dass die Familie das Kostbarste ist, was wir im Leben besitzen, »weil es das erste ist, was der Mensch vor findet im Leben, und das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt« (Kolping-Schriften 3, S. 149). Im Gebetsgedenken füreinander erteile ich Dir, lieber Mitbruder, sowie allen Teilnehmern am Abschlussgottesdienst zum Kolpingtag 2015 in Köln und ihren lieben Familien von Herzen den Apostolischen Segen.
Aus dem Vatikan, am 8. September 2015
Franziskus
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