BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM 1200. JAHRESTAG DER ERRICHTUNG DER
DIÖZESE HILDESHEIM
Meinem verehrten Bruder
Norbert Trelle
Bischof von Hildesheim
Mit Freude habe ich von dem großen Ereignis erfahren, das dem Bistum Hildesheim bevorsteht. Im Jahre 2015 feiert die Diözese ihr 1200-jähriges Jubiläum. Das Bistum, das 815 unter dem fränkischen König Ludwig dem Frommen zur Mission unter den Sachsen errichtet worden war, hatte eine bewegte Geschichte. Immer wieder wechselten Zeiten des Wachstums und der kulturellen Blüte mit bedrängenden Situationen, die nicht selten durch politische Umstände jenseits der Grenzen des Bistums ausgelöst worden waren. Zuletzt hat der Zweite Weltkrieg die Bezugspunkte christlichen Glaubens, wie den Mariendom und weitere Kirchen in Trümmer gelegt. Nach einem provisorischen Wiederaufbau des Doms in den Fünfziger Jahren dürfen wir nun zum Abschluss einer umfassenden Renovierung seiner endgültigen Wiedereröffnung am Hochfest Mariä Himmelfahrt, seinem Patrozinium, freudig entgegensehen.
Das Jubiläumsjahr haben Sie unter das Leitwort »Ein heiliges Experiment« gestellt. Da mag man zunächst an den wechselvollen Lauf der Geschichte denken, in der vieles vom Menschen Gemachte auch wieder vergeht. So scheint uns zuweilen unser menschliches Tun wie ein Experiment, das gelingen oder auch scheitern kann. Aber wechseln wir einmal den Standpunkt und schauen, wie wohl ein »heiliges Experiment« aus der Perspektive Jesu aussehen würde. Im Markusevangelium wird berichtet, wie die Jünger sich nach ihrem Einsatz bei Jesus versammeln und sich mit ihm an einen einsamen Ort zurückziehen, um etwas auszuruhen (vgl. 6,30ff). Doch auch dort werden sie von der Wirklichkeit eingeholt. Tausende Menschen wollen Jesus hören und bitten ihn um Hilfe. In dieser Situation gibt der Herr den Jüngern die nach menschlichem Ermessen unerfüllbare Anweisung: »Gebt ihr ihnen zu essen« (V. 37). Wie sollen sie mit dem Wenigen und Unzureichenden, was sie zur Verfügung haben, seine Bitte erfüllen? Doch Jesus nimmt diese kargen Vorräte seiner Jünger und sättigt damit die Fünftausend. »Gebt ihr ihnen zu essen.« Dieses Wort hallt in der Geschichte nach und ist auch an uns gerichtet. Wenn wir im festen Glauben an ihn unser Weniges hingeben und dies aus ganzem Herzen tun, wird er daraus unermessliche Frucht schenken.
Er verlangt von uns nicht mehr, als wir geben können. Dies eröffnet uns auch eine hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft: Wenn wir den kleinen Funken unseres Glaubens ihm im Gebet hinhalten, wird er daraus stets neu missionarisches Feuer entfachen. Die Jungfrau Maria, die Mutter der Kirche und die Patronin Eurer Kathedralkirche, sei uns darin Vorbild, das zu tun, was Christus uns sagt (vgl. Joh 2,5). Und wir bitten sie um ihre mütterliche Fürsprache, damit wir unserem Auftrag als Christen gerecht werden, freudigen Herzens den Menschen die Liebe Gottes zu bezeugen. Mit diesem Gebetswunsch und in geistlicher Verbundenheit erteile ich allen, die an der feierlichen Liturgie der Altarweihe des Mariendoms teilnehmen, sowie für die Feiern des Bistumsjubiläums von Herzen den Apostolischen Segen.
Aus dem Vatikan, am 6. August 2014
Franziskus
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