Index   Back Top Print

[ AR  - DE  - EN  - ES  - FR  - IT  - PL  - PT ]

EUCHARISTIEFEIER UND HEILIGSPRECHUNGEN

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Petersplatz
Sonntag, 16. Oktober 2016

[Multimedia]


  

Zu Beginn der heutigen Messfeier haben wir zum Herrn gebetet: »Gib uns ein bereitwilliges und treues Herz, das dir aufrichtig dient« (vgl. Tagesgebet).

Allein sind wir nicht imstande, uns ein solches Herz zu bilden, nur Gott kann es tun. Deswegen bitten wir ihn darum im Gebet, erbitten wir es von ihm als Gabe, als seine „Schöpfung“. Auf diese Weise werden wir in das Thema des Gebets eingeführt, das im Mittelpunkt der Schriftlesungen dieses Sonntags steht. Es ist eine Anfrage auch an uns, die wir hier zur Heiligsprechung einiger Heiliger versammelt sind. Sie haben das Ziel erreicht, dank des Gebets hatten sie ein bereitwilliges und treues Herz: Sie haben mit ganzer Kraft gebetet, gekämpft und gesiegt.

Beten also. Wie Mose, der vor allem ein Mann Gottes, ein Mann des Gebets war. Wir sehen ihn heute bei der Erzählung von der Schlacht gegen Amalek mit erhobenen Armen auf dem Berg stehen; von Zeit zu Zeit aber ließ er die Arme sinken, weil sie ihm zu schwer wurden, und dann geriet das Volk ins Hintertreffen. Aaron und Hur ließen Mose auf einem Steinbrocken niedersetzen und stützten seine erhobenen Arme bis zum endgültigen Sieg.

Das ist der Stil des geistlichen Lebens, das die Kirche von uns verlangt: nicht um den Krieg zu gewinnen, sondern um den Frieden zu gewinnen!

In der Erzählung über Mose findet sich eine wichtige Botschaft: die Aufgabe des Gebets erfordert, einander zu stützen. Die Müdigkeit ist unvermeidbar, und gelegentlich können wir nicht mehr, aber mit der Unterstützung der Brüder und Schwestern geht unser Gebet weiter, bis der Herr sein Werk zu Ende führt.

Der heilige Paulus schreibt an seinen Schüler und Mitarbeiter Timotheus und empfiehlt ihm, an dem fest zu halten, was er gelernt hat und an das er sicher glaubt (vgl. 2 Tim 3,14). Doch auch Timotheus schaffte es nicht allein: Man kann den „Kampf“ der Beharrlichkeit nicht ohne das Gebet gewinnen. Es handelt sich aber nicht um ein gelegentliches, schwankendes Gebet, sondern es muss so verrichtet werden, wie Jesus es uns im heutigen Evangelium lehrt: »allzeit beten und darin nicht nachlassen« (Lk 18,1). Dies ist die Art und Weise des christlichen Handelns: im Gebet fest sein, um am Glauben und am Zeugnis festzuhalten. Und da spricht dann wieder eine Stimme in uns: „Aber Herr, wie ist es möglich, darin nicht nachzulassen. Wir sind doch Menschen … auch Mose ist müde geworden! …“ Es stimmt, jeder von uns wird müde. Aber wir sind nicht allein, wir sind Teil eines Leibes. Wir sind Glieder des Leibes Christi, der Kirche, deren Arme Tag und Nacht erhoben sind dank der Gegenwart des auferstandenen Christus und seines Heiligen Geistes. Und nur in der Kirche und dank des Gebets der Kirche können wir am Glauben und am Zeugnis festhalten.

Im Evangelium haben wir die Verheißung Jesu gehört: Gott wird seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, zu ihrem Recht verhelfen (vgl. Lk 18,7). Das ist das Geheimnis des Gebets: zu Gott schreien, nicht nachlassen, und wenn du nachlässt, dann bitte um Hilfe, um die Hände erhoben zu halten. Das ist das Gebet, das Jesus uns offenbart und uns im Heiligen Geist geschenkt hat. Beten heißt nicht, in eine ideale Welt zu fliehen, sich in eine falsche egoistische Ruhe zurückzuziehen. Im Gegenteil, beten heißt kämpfen und zulassen, dass auch der Heilige Geist in uns betet. Der Heilige Geist nämlich lehrt uns beten, er leitet uns im Gebet, er macht, dass wir als Söhne und Töchter beten.

Die Heiligen sind Männer und Frauen, die ganz und gar ins Geheimnis des Gebets eintreten; Männer und Frauen, die mit dem Gebet kämpfen, indem sie den Heiligen Geist in sich beten und kämpfen lassen; sie kämpfen mit all ihren Kräften bis zum Ende und siegen, aber nicht allein: der Herr siegt in und mit ihnen. Auch diese sieben Zeugen, die heute heiliggesprochen wurden, haben mit dem Gebet den guten Kampf des Glaubens und der Liebe gekämpft. Deshalb blieben sie fest im Glauben mit einem bereitwilligen und treuen Herzen. Durch ihr Vorbild und ihre Fürsprache gewähre Gott auch uns, Männer und Frauen des Gebets zu sein; Tag und Nacht zu ihm zu schreien, ohne darin nachzulassen; zuzulassen, dass der Heilige Geist in uns betet und dass wir uns beim Gebet gegenseitig unterstützen, um die Arme erhoben zu halten, bis die Göttliche Barmherzigkeit siegt.

 



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana