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HEILIGE MESSE UND SEGNUNG DER PALLIEN
FÜR DIE NEUEN METROPOLITEN
AM HOCHFEST DER HEILIGEN APOSTEL PETRUS UND PAULUS

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Vatikanische Basilika
Montag, 29. Juni 2016

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Das Wort Gottes in dieser Liturgie enthält ein zentrales Wortpaar: schließen / öffnen. Mit diesem Bild können wir auch das Symbol der Schlüssel kombinieren, die Jesus dem Simon Petrus verspricht, damit er den Zutritt zum Himmelreich öffnen kann und eben nicht vor den Leuten verschließt wie einige heuchlerische Schriftgelehrte und Pharisäer, die Jesus tadelt (vgl. Mt 23,13).

Die Lesung aus der Apostelgeschichte (12,1-11) zeigt uns drei Situationen des Eingeschlossen-Seins: die des Petrus im Gefängnis, die der Gemeinde, die im Gebet vertieft ist, und – unmittelbar im Anschluss an unseren Textabschnitt – die des Hauses der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo Petrus nach seiner Befreiung anklopft.

In Bezug auf das Eingeschlossen-Sein erscheint das Gebet als der hauptsächliche Ausweg: ein Ausweg für die Gemeinde, die in Gefahr ist, sich wegen der Verfolgung und der Angst in sich selbst zu verschließen; ein Ausweg für Petrus, der – gerade erst am Anfang seiner ihm vom Herrn anvertrauten Sendung – von Herodes ins Gefängnis geworfen wird und das Todesurteil riskiert. » Petrus wurde also im Gefängnis bewacht. Die Gemeinde aber betete inständig für ihn zu Gott « (Apg 12,5). Und der Herr antwortet auf das Gebet und sendet seinen Engel, ihn zu befreien und „der Hand des Herodes zu entreißen“ (vgl. V. 11). Das Gebet als demütiges Sich-Anvertrauen an Gott und seinen heiligen Willen ist immer der Ausweg aus unseren persönlichen und gemeinschaftlichen Situationen des Eingeschlossen-Seins. Es ist der große Ausweg aus dem Eingeschlossen-Sein.

Auch Paulus spricht in seinem Brief an Timotheus von seiner Erfahrung der Befreiung, des Auswegs aus der Gefahr, dass auch er zum Tode verurteilt würde. Der Herr aber war ihm nahe und gab ihm Kraft, damit er sein Werk der Evangelisierung, der Verkündigung des Evangeliums an die Heiden vollenden könnte (vgl. 2 Tim 4,17). Doch Paulus spricht von einer sehr viel größeren „Öffnung“ auf einen unendlich weiteren Horizont hin: den des ewigen Lebens, das ihn erwartet, nachdem er seinen irdischen „Lauf“ vollendet haben wird. Und so ist es schön, das Leben des Apostels ganz und gar „im Aufbruch“ zu sehen, dank dem Evangelium: Es ist vollkommen zukunftsorientiert, zuerst, um Christus zu denen zu bringen, die ihn noch nicht kennen, und dann, um sich sozusagen in seine Arme zu werfen und sich von ihm » retten und in sein himmlisches Reich führen « zu lassen (V. 18).

Kehren wir zu Petrus zurück. Die Erzählung des Evangeliums (Mt 16,13-19) von seinem Glaubensbekenntnis und der anschließenden Sendung, die ihm von Jesus aufgetragen wird, zeigt uns, dass das Leben Simons, des galiläischen Fischers – wie das Leben eines jeden von uns – sich öffnet und vollends erblüht, wenn es von Gottvater die Gnade des Glaubens annimmt. Nun macht Simon sich auf den Weg – einen langen und harten Weg –, der ihn dazu führen wird, aus sich selbst herauszugehen, aus seinen menschlichen Sicherheiten, vor allem aus seinem mit Mut und großherziger Selbstlosigkeit vermischten Stolz. Auf diesem seinem Weg der Befreiung ist das Gebet Jesu entscheidend: » Ich aber habe für dich [Simon] gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt « (Lk 22,32). Und ebenso entscheidend ist der von Mitgefühl erfüllte Blick des Herrn, nachdem Petrus ihn dreimal verraten hatte – ein Blick, der das Herz berührt und Reuetränen fließen lässt (vgl. Lk 22,61-62). In jenem Augenblick wurde Simon Petrus aus dem Gefängnis seines stolzen Ich und seines ängstlichen Ich befreit und überwand die Versuchung, sich dem Ruf Jesu, ihm auf dem Weg des Kreuzes nachzufolgen, zu verschließen.

Wie ich schon andeutete, gibt es unmittelbar anschließend an unseren Abschnitt aus der Apostelgeschichte ein Detail, das zu beachten uns nützlich sein kann (vgl. 12,12-17). Als Petrus sich wunderbarerweise frei und außerhalb des Gefängnisses des Herodes befindet, begibt er sich zum Haus der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus. Er klopft an der Tür, und von innen antwortet eine Magd namens Rhode. Sie erkennt seine Stimme, doch anstatt die Tür zu öffnen, läuft sie – ungläubig und voll Freude zugleich –, um es ihrer Herrin zu berichten. Die Erzählung entbehrt nicht einer gewissen Komik. Sie kann der Anfang sein für den sogenannten „Rhode-Komplex“. Sie lässt uns das Klima der Angst wahrnehmen, in der die christliche Gemeinde sich befand: Sie blieb eingeschlossen im Hause und verschlossen auch gegenüber den Überraschungen Gottes. Petrus klopft an die Tür. „Schau!“ Freude kommt auf, aber da ist auch Angst. „Öffnen wir oder öffnen wir nicht?“ Petrus ist in Gefahr, denn die Polizei kann ihn schnappen. Aber die Angst macht uns unbeweglich, sie hemmt uns immer. Wir verschließen uns. Wir verschließen uns vor den Überraschungen Gottes. Dieses Detail sagt uns etwas über die Versuchung, die für die Kirche immer existiert: sich angesichts der Gefahren in sich selbst zu verschließen. Aber auch hier gibt es den Spalt, durch den das Handeln Gottes eindringen kann: Lukas berichtet, dass in jenem Haus » nicht wenige versammelt waren und beteten « (V. 12). Das Gebet erlaubt der Gnade, einen Ausweg zu eröffnen: aus der Verschlossenheit in die Offenheit, aus der Angst zum Mut, aus der Traurigkeit zur Freude. Und wir können hinzufügen: aus der Spaltung in die Einheit. Ja, das sagen wir heute vertrauensvoll gemeinsam mit unseren Brüdern aus der Delegation, die vom hochgeschätzten Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus gesandt wurde, um am Fest der heiligen Patrone Roms teilzunehmen. Es ist ein Fest der Gemeinschaft für die ganze Kirche. Das macht auch die Anwesenheit der Erzbischöfe Metropoliten deutlich. Sie sind zur Segnung der Pallien gekommen, die ihnen dann von meinen Vertretern in ihren jeweiligen Erzdiözesen übergeben werden.

Mögen die heiligen Petrus und Paulus Fürbitte für uns einlegen, damit wir freudig diesen Weg gehen, das befreiende Handeln Gottes erfahren und es allen bezeugen können.

 



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