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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS NACH MEXIKO
(12.-18. FEBRUAR 2016)

EUCHARISTIEFEIER AUF DEM AREAL DES STUDIENZENTRUMS VON ECATEPEC

PREDIGT DES HEILIGEN VATERS

Ecatepec, Areal des Studienzentrums
Sonntag
, 14. Februar 2016

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Am vergangenen Mittwoch haben wir die liturgische Fastenzeit begonnen, mit der die Kirche uns einlädt, uns darauf vorzubereiten, das große Osterfest zu feiern. Es ist eine besondere Zeit, um an das Geschenk unserer Taufe zu denken, als wir Kinder Gottes wurden. Die Kirche fordert uns auf, die Gabe, die uns geschenkt wurde, zu neuem Leben zu erwecken, um sie nicht wie etwas Vergangenes im Schlummerzustand zu belassen oder in einer „Schublade für Erinnerungen“. Diese Fastenzeit ist ein günstiger Moment, um die Freude und die Hoffnung zurückzugewinnen, uns als geliebte Kinder des himmlischen Vaters zu fühlen. Dieses Vaters, der uns erwartet, um uns die Gewänder der Müdigkeit, der Apathie und des Misstrauens auszuziehen und uns so mit der Würde zu bekleiden, die nur ein wahrer Vater oder eine wahre Mutter ihren Kindern zu geben weiß, mit den Gewändern, die aus Zärtlichkeit und Liebe gewoben sind.

Unser Vater, der Vater einer großen Familie, er ist unser Vater. Er weiß eine „einzige“, einzigartige Liebe zu hegen, aber er weiß nicht, „einzige“ Kinder, Einzelkinder aufzuziehen. Er ist ein Gott, der etwas von familiärer Heimstatt, von Geschwisterlichkeit, von gebrochenem und miteinander geteiltem Brot versteht. Es ist der Gott des Vaterunser, nicht des „mein Vater“ und „euer Schwiegervater“.

Tief eingenistet lebt in jedem von uns dieser Traum von Gott, den wir an jedem Osterfest, in jeder Eucharistie von neuem feiern: Wir sind Kinder Gottes. Ein Traum, mit dem viele unserer Brüder und Schwestern im Laufe der ganzen Geschichte gelebt haben. Ein Traum, der mit dem Blut vieler Märtyrer von gestern und heute bezeugt wurde.

Fastenzeit – eine Zeit der Umkehr, denn täglich machen wir in unserem Leben die Erfahrung, wie dieser Traum immer neu bedroht wird durch den Vater der Lüge – im Evangelium haben wir gehört, was er mit Jesus gemacht hat –, durch den, der danach trachtet, uns zu trennen, indem er eine geteilte, entzweite Familie hervorbringt. Eine geteilte, entzweite Gesellschaft, eine Gesellschaft weniger und für wenige. Wie oft erfahren wir am eigenen Leib oder in unserer Familie, unter unseren Freunden oder Nachbarn den Schmerz, den das Gefühl einer mangelnden Anerkennung dieser Würde, die wir alle in uns tragen, verursacht. Wie oft haben wir weinen und Reue empfinden müssen, weil wir bemerkten, dass wir diese Würde in den anderen nicht erkannt haben. Wie oft – und ich sage das schmerzerfüllt – sind wir blind und unempfindlich gegenüber dem Mangel, die eigene Würde und die der anderen nicht zu erkennen!

Fastenzeit – eine Zeit, um die Sinne zu schärfen und die Augen zu öffnen angesichts so vieler Ungerechtigkeiten, die unmittelbar gegen den Traum und den Plan Gottes verstoßen. Eine Zeit, um diese drei wichtigen Formen der Versuchung zu entlarven, die das Bild, das Gott gestalten wollte, zerbrechen und spalten.

Die drei Versuchungen Christi…

Drei Versuchungen des Christen, die beabsichtigen, die Wahrheit zunichte zu machen, zu er wir berufen sind.

Drei Versuchungen, die zu entwürdigen und uns zu entwürdigen suchen.

Die erste ist der Reichtum. Wir eignen uns Güter an, die für alle gegeben wurden, und nutzen sie so nur „für mich“ oder „für die Meinen“. Das bedeutet, das „Brot“ zu haben, das der andere im Schweiße seines Angesichts oder sogar unter Einsatz seines Lebens verdient hat. Dieser Reichtum ist das Brot, das nach Schmerz, Verbitterung und Leiden schmeckt. In einer korrupten Familie oder Gesellschaft ist dies das Brot, das man den eigenen Kindern zu essen gibt. Zweite Versuchung: die Eitelkeit. Dieses Streben nach Prestige, das sich auf die fortwährende und ständige Disqualifizierung derer gründet, die „nicht so wie man selber“ sind. Das verbissene Streben nach diesem kurzen Augenblick des Ruhms, das den „Ruhm“ der anderen nicht verzeiht und, indem es „Brennholz aus dem umgestürzten Baum gewinnt“, bereits zur dritten, schlimmsten Versuchung führt, dem Hochmut. Das heißt, sich auf eine Ebene der Überlegenheit jeglicher Art zu stellen in dem Gefühl, nicht das „gewöhnliche Leben der Sterblichen“ zu teilen, und täglich zu beten: „Ich danke dir, Herr, dass du mich nicht so gemacht hast wie jene da.“

Drei Versuchungen Christi…

Drei Versuchungen, mit denen sich der Christ täglich auseinandersetzen muss.

Drei Versuchungen, die danach trachten, die Freude und die Frische des Evangeliums zu trüben, zu zerstören und auszumerzen; die uns einschließen in einen Kreislauf der Zerstörung und der Sünde.

Es lohnt sich, dass wir uns fragen:

Wie weit sind wir uns dieser Versuchungen in unserer Person, in uns selbst bewusst?

Wie weit haben wir uns an einen Lebensstil gewöhnt, der meint, im Reichtum, in der Eitelkeit und im Hochmut liege die Quelle und die Kraft des Lebens?

Wie weit glauben wir, dass die Achtsamkeit gegenüber dem anderen, unsere Sorge und unser Einsatz für das Brot, den guten Ruf und die Würde der anderen Quellen von Freude und Hoffnung sind?

Wir haben uns für Jesus entschieden und nicht für den Teufel. Wenn wir uns erinnern, was wir im Evangelium gehört haben: Jesus antwortet dem Teufel mit keinem einzigen eigenen Wort, sondern er antwortet ihm mit den Worten Gottes, mit den Worten der Schrift. Denn – Brüder und Schwestern, prägen wir uns das gut ein! – mit dem Teufel führt man keinen Dialog, kann man keinen Dialog führen, weil er uns immer übertreffen wird. Allein die Kraft des Wortes Gottes kann ihn besiegen. Wir haben uns für Jesus entschieden und nicht für den Teufel. Wir wollen seinen Spuren folgen, wissen aber, dass das nicht leicht ist. Wir wissen, was es bedeutet, von Geld, Ruhm und Macht verlockt zu werden. Darum schenkt uns die Kirche diese Zeit; sie lädt uns zur Umkehr ein, mit einer einzigen Gewissheit: Er erwartet uns und möchte unser Herz heilen von allem, was entwürdigt, indem es sich selbst oder andere entwürdigt. Er ist der Gott, der einen Namen hat: Barmherzigkeit. Sein Name ist unser Reichtum, sein Name ist unser Ruhm, sein Name ist unsere Macht, und in seinem Namen wiederholen wir noch einmal mit dem Psalm: »Du bist mein  Gott, dem ich vertraue.« Seid ihr bereit, es gemeinsam zu wiederholen? Dreimal: Du bist mein Gott, dem ich vertraue. Du bist mein Gott, dem ich vertraue. Du bist mein Gott, dem ich vertraue.

Möge der Heilige Geist in dieser Eucharistiefeier in uns die Gewissheit erneuern, dass Gottes Name Barmherzigkeit ist, und uns jeden Tag erfahren lassen, dass das Evangelium Herz und Leben derer erfüllt, die Jesus begegnen, weil sie wissen, dass mit ihm und in ihm immer neu die Freude aufkommt. (vgl. Evangelii gaudium,1).

 


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