DANKGOTTESDIENST FÜR DIE HEILIGSPRECHUNG VON JOSÉ DE ANCHIETA,
PROFESSPRIESTER DER GESELLSCHAFT JESU
PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS
Kirche "Sant'Ignazio di Loyola" auf dem Marsfeld - Rom
Donnerstag, 24. April 2014
Im Evangeliumsabschnitt, den wir eben gehört haben, können die Jünger nicht an die Freude glauben, die sie haben, weil sie eben wegen dieser Freude nicht glauben können. So heißt es im Evangelium. Werfen wir einen Blick auf die Szene: Jesus ist auferstanden, die Emmausjünger haben von ihrer Erfahrung berichtet: auch Petrus erzählt, dass er ihn gesehen hat. Dann erscheint der Herr selbst im Raum und sagt zu ihnen: »Friede sei mit euch!« Verschiedene Gefühle dringen auf die Herzen der Jünger ein: Furcht, Überraschung, Zweifel und schließlich Freude – eine so große Freude, dass sie aufgrund dieser Freude »nicht glauben konnten«. Sie waren erschüttert, schockiert, und Jesus bittet sie gleichsam mit einem leisen Lächeln um etwas zu essen und beginnt, die Schrift zu erklären, indem er ihnen die Augen für deren Verständnis öffnet. Es ist der Augenblick des Staunens, der Begegnung mit Jesus Christus, wo so viel Freude uns nicht wahr zu sein scheint. Vielmehr scheint es uns, als sei es gefährlich, die Freude und Fröhlichkeit in diesem Augenblick anzunehmen, und wir spüren die Versuchung, uns in den Skeptizismus, in das »Nicht-Übertreiben« zu flüchten. Es ist leichter an einen Geist zu glauben als an den lebendigen Christus! Es ist leichter zu einem Wahrsager zu gehen, der dir die Zukunft voraussagt, dir die Karten legt, als Vertrauen zu haben in die Hoffnung auf einen siegreichen Christus, einen Christus, der den Tod besiegt hat! Eine Idee, eine Vorstellung ist leichter als die Fügsamkeit gegenüber diesem Herrn, der vom Tod aufersteht, und wer weiß, wozu er dich einlädt! Dieser Prozess, den Glauben so sehr zu relativieren, führt schließlich dazu, uns von der Begegnung zu entfernen, uns von der Liebkosung Gottes zu entfernen. Es ist als würden wir die Wirklichkeit der Begegnung mit Jesus Christus im Destillierkolben der Angst »destillieren «, im Destillierkolben der übertriebenen Sicherheit und dem Bestreben, die Begegnung selbst kontrollieren zu wollen. Die Jünger hatten Angst vor der Freude… und auch wir.
Die Lesung aus der Apostelgeschichte berichtet von einem Gelähmten. Wir haben nur den zweiten Teil der Begebenheit gehört, aber wir kennen die Verwandlung dieses von Geburt an gelähmten Mannes, der am Tor des Tempels kauerte, ohne je dessen Schwelle zu übertreten, und wie er seinen Blick auf die Apostel richtete in der Erwartung, dass sie ihm etwas geben würden. Petrus und Johannes konnten ihm nichts von dem geben, was dieser erbat: weder Gold noch Silber. Und er, der immer an der Tür geblieben war, tritt nun auf eigenen Füßen ein, umherspringend, Gott lobend und seine Wunder preisend.
Und seine Freude ist ansteckend. Das sagt uns heute die Heilige Schrift: Die Menschen waren voll Verwunderung und liefen staunend herbei, um dieses Wunder zu sehen. Und mitten in diesem Durcheinander, dieser Bewunderung verkündete Petrus die Botschaft. Die Freude der Begegnung mit Jesus Christus – jene, die anzunehmen uns so viel Angst macht – ist ansteckend und verkündet laut: und dort wächst die Kirche! Der Gelähmte glaubt, denn »die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern durch Anziehung «: durch die Anziehungskraft des Zeugnisses von dieser Freude, die Jesus Christus verkündet. Dieses Zeugnis, das aus der akzeptierten Freude geboren wird, wird dann in Verkündigung gewandelt. Es ist die grundlegende Freude. Ohne diese Freude, ohne diese Fröhlichkeit kann man keine Kirche gründen! Man kann keine christliche Gemeinschaft gründen! Es ist eine apostolische Freude, die ausstrahlt, die sich verbreitet. Ich frage mich wie Petrus: »Bin ich wie Petrus fähig, mich zu meinem Nächsten zu setzen und in Ruhe das Geschenk des Wortes Gottes zu erklären, das ich empfangen habe, und ihn mit meiner Freude anzustecken? Bin ich in der Lage, um mich herum die Begeisterung derer zu sammeln, die in uns das Wunder eines neuen Lebens entdecken, das man nicht unter Kontrolle halten kann, dem wir Fügsamkeit schuldig sind, weil es uns anzieht, uns trägt, jenes neue Leben, das aus der Begegnung mit Christus entsteht?«
Auch der heilige José de Anchieta war in der Lage weiterzugeben, was er mit dem Herrn erlebt hatte, was er von ihm gesehen und gehört hatte, was der Herr ihm bei seinen Exerzitien mitgeteilt hatte. Zusammen mit Nobrega ist er der erste Jesuit, den Ignatius nach Amerika sendet. Ein junger Mann von 19 Jahren… Die Freude, die er hatte, war sehr groß. Die Freude war so groß, dass er eine Nation begründet hat: er legte die kulturellen Grundlagen einer Nation, in Jesus Christus.
Er hatte nicht Theologie studiert, er hatte nicht Philosophie studiert, er war ein Junge! Aber er hatte den Blick Jesu Christi gespürt, und er ließ sich von Freude erfüllen, und er wählte das Licht. Das war und ist seine Heiligkeit. Er hat keine Angst vor der Freude gehabt. Beim heiligen José de Anchieta gibt es einen sehr schönen Hymnus an die Jungfrau Maria. Inspiriert vom Lied bei Jesaja 52 vergleicht er sie mit dem Boten, der Frieden ankündigt, der die Freude der frohen Botschaft verkündet. Sie – die in der Morgendämmerung des ersten Tags der Woche, schlaflos durch die Hoffnung, keine Angst hatte vor der Freude – möge uns auf unserem Pilgerweg begleiten, da sie alle einlädt, aufzustehen, die Lähmung hinter uns zu lassen, um gemeinsam in den Frieden und die Freude einzutreten, die Jesus, der auferstandene Herr, uns verheißt.
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