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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Wie der Teufel besiegt wurde

Freitag, 14. September 2018
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 39/40, 28. September 2018)
 

»Heute wäre es schön, wenn wir uns zuhause in aller Ruhe fünf, zehn, fünfzehn Minuten Zeit nehmen vor dem Kreuz, entweder vor dem, das wir zuhause haben, oder vor dem Kreuz des Rosenkranzes «, um »darauf zu blicken« und daran zu denken, dass »es unser Zeichen der Niederlage ist, das Verfolgungen verursacht, die uns zerstören «, aber »auch unser Zeichen des Sieges, weil Gott dort gesiegt hat«. So lautete der konkrete geistliche Vorschlag von Papst Franziskus während der Messe in Santa Marta am Freitag, 14. September, Fest der Kreuzerhöhung. Und erneut warnte er davor, sich dem Großen Ankläger zu nähern, der wie »ein wütender Hund« bereit sei, zu beißen.

»Heute lädt uns die Kirche ein, das Kreuz des Herrn zu betrachten, das heilige Kreuz, welches das Zeichen des Christen ist«, rief der Papst in Erinnerung.Das Kreuz »ist jenes Zeichen, das wir als Kinder vielleicht als erstes gelernt haben, uns zu bekreuzigen, das heilige Kreuz Gottes«. Und »das Kreuz zu betrachten bedeutet für uns Christen, ein Zeichen der Niederlage und ein Zeichen des Siegs zu betrachten, beides«.

»Die Verkündigung Jesu, die Wunder Jesu, alles, was Jesus im Leben getan hatte, endete in einem ›Scheitern‹, dort endete es, am Kreuz«, erklärte der Papst. »Alle Hoffnungen, die die Jünger in ihn gesetzt hatten, waren vorbei: Wir hofften, dass das der Messias sei, doch wurde er gekreuzigt.« »Das Kreuz ist jenes Schafott, jenes grausame Folterwerkzeug. Dort endete alle Hoffnung der Leute, die Jesus nachfolgten. Eine wahre Niederlage.«

»Wir haben keine Angst davor, das Kreuz als einen Moment der Niederlage, des Scheiterns zu betrachten«, fuhr Franziskus fort und bezog sich dabei auf die zweite Lesung aus dem Brief des heiligen Paulus an die Philipper (2,6-11). »Wenn Paulus über das Geheimnis Jesu Christi nachdenkt, sagt er uns Außerordentliches. Er sagt uns, dass Jesus sich entäußerte, dass er all unsere Sünde annahm, die ganze Sünde der Welt: er war ein ›Häufchen Elend‹, ein Verurteilter.« Das heiße, dass »Paulus keine Angst hat, diese Niederlage zu zeigen, und auch das kann ein wenig unsere schlimmen Momente erhellen, unsere Momente der Niederlage.«

Doch das Kreuz sei auch »ein Zeichen des Sieges für uns Christen«, so dass »es in der historischen Überlieferung jene Erscheinung geben konnte: ›In diesem Zeichen wirst du siegen‹, Zeichen des Sieges für uns«. »Die heutige Lesung«, so erklärte Franziskus und zitierte den Abschnitt aus dem Buch Numeri (21,4-9), die auch im Abschnitt aus dem Evangelium nach Johannes (3,13-17) widerklinge, »spricht von dem Moment, da das Volk aufgrund seiner Auflehnung von den Schlangen bestraft wurde; es ist die Rede von den Schlangen als Werkzeugen des Todes«. Und »dahinter steht das Gedächtnis Israels, die alte Schlange, jene Schlange des irdischen Paradieses. Satan, der Große Ankläger. Dies war prophetisch, weil der Herr zu Mose sagte, er solle eine Schlange erhöhen, sie erhöhen. Aber was dir den Tod einbrachte, was Sünde war: alles wird erhöht werden und das wird Gesundheit schenken. Das ist eine Prophetie.«

»Jesus, der zur Sünde geworden ist, hat den Urheber der Sünde besiegt, er hat die Schlange besiegt«, unterstrich der Papst erneut. Satan nämlich »war glücklich am Karfreitag. Er war so glücklich, dass er die große Falle der Geschichte nicht bemerkte, in die er tappen sollte. Er sah Jesus in seiner großen Niederlage, elendiglich zerrissen, und wie ein hungriger Fisch, der zum Köder am Angelhaken schwimmt, ging er hin und verschlang Jesus. Das sagen die Kirchenväter.«

»Sein Sieg«, so der Papst weiter«, »machte ihn blind, er verschlang dieses ›Häufchen Elend‹, diesen zerstörten Jesus. Er war glücklich, doch in jenem Moment verschlang er auch die Gottheit, denn diese war zusammen mit dem Fisch der Köder, der am Haken hing. In jenem Moment ist Satan für immer zerstört. Er hat keine Kraft. Das Kreuz wurde in diesem Moment zum Zeichen des Sieges.«

»Unser Sieg«, so fügte Franziskus hinzu, »ist das Kreuz Christi, die Niederlage dessen, der all unsere Sünden auf sich genommen hatte, er war fast vernichtet, all unsere Schuld; und der Sieg über unsern Feind, die große alte Schlange, über den Großen Ankläger.« Daher »ist das Kreuz Zeichen des Sieges für uns, im Kreuz sind wir gerettet worden, durch jenen Weg, den Jesus bis hin zum tiefsten Punkt, bis hin zum allertiefsten Punkt gehen wollte, doch mit der Kraft der Gottheit«.

In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst an die Worte Jesu: »›Wenn ich erhöht sein werde, werde ich alle an mich ziehen.‹ Jesus erhöht und Satan zerstört. Das Kreuz Jesu muss für uns die Anziehung sein: Darauf blicken, weil es die Kraft gibt, um weiterzugehen.« Und »die alte vernichtete Schlange bellt noch immer, sie bedroht noch immer, doch wie die Kirchenväter sagten, ist sie ein angeketteter Hund: Wenn du dich ihm nicht näherst, dann wird er dich nicht beißen. Wenn du aber hingehst, um ihn zu streicheln, weil dich seine Ausstrahlung dazu bringt, ihn zu sehen, als sei er ein kleines Hündchen, dann sei bereit, er wird dich zerstören.« Und »so, mit diesem Sieg am Kreuz, mit dem auferstandenen Christus, der uns den Heiligen Geist sendet, lässt Gott uns vorangehen, voran, immer; und mit jenem dort angekettete Hund, dem ich mich nicht nähern darf, da er mich sonst beißen wird, geht unser Leben weiter«.

»Das lehrt uns das Kreuz: dass es im Leben Scheitern und Sieg gibt«, unterstrich der Papst abschließend. »Wir müssen in der Lage sein«, so die Mahnung, »die Niederlagen zu ertragen, sie geduldig anzunehmen, die Niederlagen, auch unserer Sünden, denn Jesus hat für uns bezahlt. Sie in ihm ertragen, in ihm um Vergebung bitten, auf diese Weise sich nie vom diesem angeketteten Hund verführen lassen.«

 



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