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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Christliche Freude

Montag, 28. Mai 2018
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 29, 20. Juli 2018)

 

Vom gezwungenen Lachen »einer freudlosen Kultur, die alles Mögliche erfindet, um sich die Zeit zu vertreiben« und die »überall kleine Stücke ›dolce vita‹« anbietet, zu befreien: dafür sorgt die wahre Freude des Christen. Diese »kauft man nicht auf dem Markt«, sondern sie ist »eine Gabe des Heiligen Geistes«, die vom Glauben bewahrt wird, immer »im Spannungsfeld zwischen der Erinnerung an das Heil und der Hoffnung«. Die Freude als wahrer »Atem des Christen« stand im Mittelpunkt der Predigt, die Papst Franziskus bei der Messe in Santa Marta am Montag, dem 28. Mai, hielt.

Vom Abschnitt aus dem Markusevangelium (10,17-27) ausgehend, machte der Papst darauf aufmerksam, dass »dieser junge Mann, der sein Leben im Dienst an Gott voranbringen wollte, der immer nach den Geboten gelebt und auch in der Lage gewesen war, die Liebe Jesu auf sich zu ziehen, ›betrübt war und traurig wegging‹«, als er die Bedingung hörte, die Jesus ihm stellte. Praktisch »ist aus seinem Herzen diese Haltung hervorgegangen, die Haltung, die Wurzeln seiner Persönlichkeit «. Es ist als würde er sagen: »Ja, ich will dem Herrn nachfolgen, mit dem Herrn unterwegs sein, aber mein Reichtum darf nicht angetastet werden.« Denn, so der Papst, jener junge Mann »war im Reichtum gefangen, er war nicht frei, und daher ging er traurig weg«. »In der ersten Lesung dagegen spricht der heilige Petrus von der Freude, nicht von der Traurigkeit, sondern von der christlichen Freude«, fuhr der Papst fort und rief den Abschnitt aus dem Ersten Brief des Apostels Petrus (1,3-9) in Erinnerung. »Dieser junge Mann ist traurig weggegangen, weil er nicht frei, sondern ein Sklave war«, erläuterte er. Und »der heilige Petrus sagt zu uns: ›Seid voll Freude‹, jubelt in Freude«. Petrus gebrauche »eindringliche« Worte: »voll Freude, jubeln in Freude«.

Aber »was ist die Freude?«, fragte Franziskus und bezog sich dabei auf jene Freude, »die Petrus von uns fordert und die der junge Mann nicht haben konnte, da er in anderen Interessen gefangen war«. Der Papst bezeichnete »die christliche Freude« als den »Atem des Christen«. Denn »ein Christ, der im Herzen nicht voll Freude ist, ist kein guter Christ«. Die Freude ist also »der Atem, die Ausdrucksweise des Christen«. Im Übrigen »ist die Freude nichts, was man kauft oder was einer eigenen Anstrengung entspringt, nein: Sie ist eine Frucht des Heiligen Geistes.« Denn Urheber der »Freude im Herzen ist der Heilige Geist«. Die »christliche Freude« herrsche dann, »wenn wir im Spannungsfeld stehen zwischen der Erinnerung – der Erinnerung daran, ›neu geboren‹ zu sein, wie der heilige Petrus sagt, von Jesus gerettet zu sein – und der Hoffnung auf das, was uns erwartet«. Und »wenn ein Mensch in diesem Spannungsfeld steht, dann ist er voll Freude«.

Wenn wir jedoch, mahnte der Papst, »vergessen, was der Herr für uns getan hat, dass er sein Leben hingegeben, uns neu geboren hat – das ist ein starkes Wort, ›neu geboren‹, eine neue Schöpfung, wie es in der Liturgie heißt –, und wenn wir nicht auf das blicken, was uns erwartet, die Begegnung mit Jesus Christus, wenn wir keine Erinnerung haben, keine Hoffnung haben, dann können wir keine Freude haben«. Vielleicht »haben wir ein Lächeln, ja, aber wir haben keine Freude«.

Außerdem, so Franziskus, »kann man ohne Freude nicht christlich leben, zumindest nicht auf der ersten Stufe, also im Frieden«. Denn »die erste Stufe der Freude ist der Friede: Ja, wenn die Prüfungen kommen, wie der heilige Petrus sagt, dann leidet man; doch man nimmt die erste Stufe und findet den Frieden, und diesen Frieden kann einem niemand nehmen«. Daher sei »der Christ ein Mann, eine Frau der Freude, ein Mann, eine Frau des Trostes. Er versteht es, im Trost zu leben: im Trost der Erinnerung daran, neu geboren zu sein, und im Trost der Hoffnung, die uns erwartet«. Denn »diese beiden Dinge bringen die christliche Freude und die Haltung hervor«.

»Die Freude besteht nicht darin, dauernd zu lachen: Nein, das tut sie nicht«, mahnte der Papst. Und er fügte hinzu: »Die Freude besteht nicht darin, witzig zu sein: Nein, das tut sie nicht. Sie ist etwas anderes.« Denn »die christliche Freude ist der Friede, der Friede, der in den Wurzeln liegt, der Friede im Herzen, der Friede, den allein Gott uns schenken kann: Das ist die christliche Freude.«

Der Papst fuhr fort: »Es ist nicht leicht, diese Freude zu bewahren.« Und »der Apostel Petrus sagt, dass es der Glaube ist, der sie bewahrt: Ich glaube, dass Gott mich neu gezeugt hat; ich glaube, dass er mir den Lohn geben wird«. Genau »das ist der Glaube, und mit diesem Glauben wird die Freude bewahrt, wird der Trost bewahrt«. Also »die Freude, der Trost: Doch allein der Glaube bewahrt sie.« Franziskus räumte ein: »Wir leben in einer Kultur, die alles andere als voller Freude ist, in einer Kultur, in der viele Dinge erfunden werden, mit denen wir uns amüsieren, uns die Zeit vertreiben können; überall bietet man uns kleine Stücke ›dolce vita‹ an«. Doch »das ist nicht die Freude, denn die Freude ist nichts, was man auf dem Markt kauft: Sie ist eine Gabe des Heiligen Geistes«.

Aus dieser Perspektive heraus riet Franziskus dazu, in das eigene Innere zu schauen und sich zu fragen: »Wie sieht es in meinem Herzen aus? Herrscht dort Frieden, herrscht dort Freude, herrscht dort Trost?« Mehr noch, so der Papst: »Auch im Augenblick des Aufruhrs, im Augenblick der Prüfung ist mein Herz von einer unguten Unruhe geplagt, von jener Unruhe, die nicht gut ist. Es gibt eine gute Unruhe, aber es gibt auch eine andere Unruhe, die nicht gut ist: die Unruhe, überall Sicherheiten zu suchen, überall Vergnügen zu suchen.« Wie »der junge Mann im Evangelium: Er hatte Angst, dass er nicht glücklich sein würde, wenn er seinen Reichtum aufgäbe.« Deshalb seien »Freude und Trost unser Atem als Christen«. Franziskus sagte: »Wir wollen den Heiligen Geist bitten, dass er uns immer diesen inneren Frieden schenken möge, diese Freude, die der Erinnerung an unser Heil, unserer Neuschöpfung und der Hoffnung auf das entspringt, was uns erwartet.« Denn »nur so kann man sagen: ›Ich bin Christ‹«. Es sei unmöglich, »ein betrübter, trauriger Christ zu sein, wie jener junge Mann: Er ›war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg‹«. Er war gewiss »kein Christ: Er wollte bei Jesus sein, hat aber seine eigene Sicherheit gewählt und nicht jene, die Jesus schenkt«.

Wir wollen daher, so der Papst abschließend, »den Heiligen Geist bitten, dass er uns Freude schenke, dass er uns Trost schenke, zumindest die erste Stufe: den Frieden«. Denn »Männer und Frauen der Freude zu sein bedeutet, Männer und Frauen des Trostes zu sein: Möge der Heilige Geist uns dies gewähren.«

 



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