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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Der Himmel ist eine Begegnung

Freitag, 27. April 2018
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 21, 25. Mai 2018)

 

Für Christen ist der Himmel nicht »abstrakt oder fern«, sondern »die persönliche Begegnung von Angesicht zu Angesicht mit Jesus«, der uns erwartet, »während wir unterwegs sind«, und der »für einen jeden von uns betet«. Bei der Feier der Messe in Santa Marta am Freitag, 27. April, rief Papst Franziskus die Treue Gottes zu seiner Verheißung in Erinnerung.

Der Papst ging von der Predigt des Apostels Paulus in der Synagoge von Antiochia in Pisidien aus, wie sie im Abschnitt aus der Apostelgeschichte (13,26-33) festgehalten wird und unterbreitete den abschließenden Teil: »So verkünden wir euch das Evangelium: Gott hat die Verheißung, die an die Väter ergangen ist, an uns, ihren Kindern, erfüllt, indem er Jesus auferweckt hat, wie es im zweiten Psalm heißt: ›Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.‹« Dies sei »die Verheißung, die Gott gegeben hatte«, erklärte der Papst. »Das Volk hat sich mit dieser Verheißung im Herzen auf den Weg gemacht «, in »dem Bewusstsein, das auserwählte Volk zu sein«, das »die Erwählung durch Gott spürte«, in »der Gewissheit der Verheißung« – denn »diese Erwählung schenkte eine Sicherheit im Siegel des Bundes, den das Volk mit Gott geschlossen hatte« – und auch »mit der Hoffnung auf die Verheißung, die Gott ihnen gegeben hatte«.

Diese »Verheißung des Volkes Gottes, das von Anfang an auf dem Weg ist, hat sich verwirklicht, weil Gott sie für uns in Jesus Christus erfüllt hat, sagt Paulus«. »Das Volk vertraute der Verheißung «, fuhr der Papst fort, »weil es wusste, dass Gott treu ist. Es hatte diese Erkenntnis.« Im Übrigen »gab es Untreue im Volk: viel, viel Untreue auf dem Weg. Doch Gott blieb immer treu und aus diesem Grund ging das Volk voran, im Vertrauen auf die Treue Gottes.« »Auch wir sind auf dem Weg«, so der Papst. »Wir sind unterwegs.« Wenn wir uns dann die Frage stellten, wohin wir unterwegs seien, dann laute die Antwort: »In den Himmel!« Und »was ist der Himmel?« Da »kommen wir dann ins Schleudern.

Wir wissen nicht gut zu antworten, wie gesagt werden könnte, ›was der Himmel ist‹«. Vielleicht »denken wir oft an einen abstrakten Himmel, an einen fernen Himmel, an einen Himmel«, wo »es einem gut geht«. Dagegen »sind wir unterwegs zu einer Begegnung: zur endgültigen Begegnung mit Jesus«, rief der Papst in Erinnerung. So »ist der Himmel die Begegnung mit Jesus und wir bereiten diese Begegnung vor durch die Begegnungen auf dem Weg unseres Lebens mit dem Herrn«. Doch »die endgültige, volle Begegnung, die unser ganzes Leben mit Freude erfüllt, wie wir im Tagesgebet gebetet haben, wird immer die Begegnung mit Jesus sein: eine Begegnung von Person zu Person«. Denn »Jesus, Gott und Mensch, Jesus in Leib und Seele erwartet uns«.

Franziskus riet, »auf diesen Gedanken zurückzukommen: ›Ich bin im Leben auf dem Weg, um Jesus zu begegnen.‹« Dies sei ein »so einfacher Gedanke«. In dem Bewusstsein: »In der Zwischenzeit bleibt er da nicht sitzen, um auf uns zu warten, um auf mich zu warten. Nein. Er selbst hat uns im Evangelium gesagt, was er tut: ›Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen.‹ « So die im Abschnitt aus dem Johannesevangelium (14,1-6) verkündeten Worte.

»Jesus bereitet uns einen Platz vor, in diesem Augenblick arbeitet Jesus für uns«, so der Papst. Und »die Arbeit Jesu« sei »die Fürsprache, das Gebet der Fürbitte«. So »setzt sich sein Priestertum, das sich in der Passion erfüllte, mit der Fürsprache im Himmel fort: Jesus betet für mich, für einen jeden von uns.« Doch »wir müssen das wiederholen, um uns zu überzeugen: Er ist treu und betet für mich. In diesem Moment.« So »hat er das Bild der Fürsprache – die Hände so, um dem Vater die Wunden der Passion zu zeigen – mit sich genommen«. Denn »Jesus betet für mich«.

»Da ist ein Abschnitt aus dem Evangelium, beim Letzten Abendmahl, als Jesus zu Petrus sagt: ›Ich werde für dich beten.‹« Der Papst unterstrich: »Was er zu Petrus sagt, hat er zu einem jeden von uns gesagt: ›Ich bete für dich.‹« Deshalb »muss jeder von uns sagen: Jesus betet für mich. Er ist am Werk. Er bereitet jenen Platz für uns vor.« Und »er ist treu: er tut es, weil er es verheißen hat«. So »wird der Himmel diese Begegnung sein, eine Begegnung mit dem Herrn, der hingegangen ist, um den Platz vorzubereiten, die Begegnung mit einem jeden von uns«. Und »das schenkt uns Vertrauen, das lässt das Vertrauen wachsen«.

»Ich bete, und er betet für mich«, so laute die Wahrheit, die der Papst hervorheben wollte. »Wenn wir beten sagen wir daher immer zum Vater ›durch unseren Herrn Jesus Christus‹, weil die Gebete immer über ihn gehen, der für uns betet.« Dies sei »die Fürsprache. Jesus ist Priester und Fürsprecher: Zuerst war er der Priester, der sein Leben für uns hingegeben hat. Jetzt ist er der Priester und Fürsprecher, bis zum letzten Augenblick der Welt.« Und »das muss uns Vertrauen schenken, das Vertrauen wachsen lassen«, dass man im Himmel »auf mich wartet« und dass Jesus »für mich betet« und «die Wohnstatt für mich vorbereitet«.

Abschließend sprach Franziskus den Wunsch aus: »Der Herr schenke uns dieses Bewusstsein, unterwegs zu sein mit dieser Verheißung in der Hand und auch im Herzen.« Und »in dem Bewusstsein, auserwählt zu sein, da der Herr einen jeden von uns erwählt hat«. Ein Weg, den es zurückzulegen gelte, »indem wir uns beständig bemühen, den Bund der Treue zu erneuern, um treuer zu sein, da er treu ist«. So »schenke uns der Herr diese Gnade, hinaufzublicken und zu denken: ›Der Herr betet für mich.‹«

 



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