PAPST FRANZISKUS
FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
Die Freude der Vergebung
Donnerstag, 21. Dezember 2017
(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 5, 2. Februar 2018)
Der Christ muss immer ein Zeuge der Freude sein, deshalb darf er nie das »Gesicht wie bei einer Totenwache« haben: das ist für Papst Franziskus der Kern der Botschaft der Liturgie vom Donnerstag, den 21. Dezember. Er unterstrich dies in seiner Predigt bei der Messe in Santa Marta und hob hervor, dass es sich um »eine Botschaft der Hoffnung, aber auch großer Freude« handelt: »Juble, jauchze, freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, sei freudvoll«, sage der Prophet.
Der Bezugspunkt ist der Abschnitt aus dem Buch Zefanja (3,14-17) der ersten Lesung: »Es ist dies die Freude«, erklärte der Papst, »die nicht mit der Freude eines Festes gleichzusetzen ist; es ist eine Freude, die von Innen kommt, und die Kirche lädt uns ein, diese Freude zu finden, die uns die Erlösung durch den Herrn bietet: ›Freu dich, schrei, schrei vor Freude, juble und frohlocke von ganzem Herzen‹«. Diesbezüglich lud der Papst dazu ein, »an den Psalm« zu denken, »der der Befreiung des Volkes aus Babylon gedenkt und sagt: ›Nun, euer Herz war voller Freude, der Mund war voller Lachen‹«, denn »ein Mund, der lächelt, der lacht, das ist die Freude, die zu haben wir heute eingeladen werden«.
Dann machte Franziskus »drei mit dieser Freude verbundene Punkte« aus, die aus derselben ersten Lesung ersichtlich sind. Vor allem »›juble, freue dich, schrei vor Freude, denn der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben‹. ›Er hat das Urteil gegen dich aufgehoben‹«, oder, klärte der Papst, »er hat dir vergeben, du hast keine Schuld, er hat alles vergessen; freue dich, er hat die Vergebung geschenkt«. Bisweilen »wissen wir zwar, dass uns vergeben worden ist«, aber es ist da ein Unvermögen, dies zu zeigen; man zieht es vor, in einem »lauen Leben« zu bleiben. Doch »wenn du weißt, dass dir vergeben worden ist, dass du geheilt bist, freue dich!«, mahnte der Papst. Im Übrigen »ist das die christliche Freude, das ist die eigentliche Wurzel der christlichen Freude«.
Wie dies seine Gewohnheit ist, führte Franziskus einige konkrete Bespiele an: Denken wir an einen Häftling, wenn seine Strafe abgeändert wird. Er kann es nicht glauben, er erwartete es nicht und die Freude: ›Sie haben mir vergeben!‹« Oder »erinnern wir uns an die vielen von Jesus im Evangelium geheilten Kranken, an jene Gelähmten…: ›Steh auf, geh! Steh auf‹, und sie nahmen die Bahre und gingen voller Freude weg«. Während wir als Christen uns leider oft »nicht der Vergebung und der Erlösung, der Rechtfertigung bewusst sind, die Jesus uns gebracht hat: Uns ist vergeben worden!« Was soweit geht, dass »ein Philosoph, der sich selbst als Agnostiker oder Atheist bezeichnete, da bin ich mir nicht sicher, die Christen kritisiert hat, er kritisierte sie und sagte das: ›Na, die da – die Christen – sagen, sie hätten einen Erlöser. Ich werde das dann glauben, ich werde an den Erlöser glauben, wenn sie ein erlöstes Gesicht haben werden, froh darüber, dass sie erlöst worden sind.‹«
Doch, merkte Franziskus an, »wenn du ein Gesicht wie bei einer Totenwache hast, wie können die anderen dann glauben, dass du ein Erlöster bist, dass deine Sünden vergeben worden sind?« Das also »ist der erste Punkt, die erste Botschaft der heutigen Liturgie: du bist einer, dem vergeben worden ist, jeder von uns ist einer, dem vergeben worden ist«. Daher die Aufforderung: »nimm diese Vergebung und geh voll Freude weiter. ›Aber ich bin ein Sünder…‹ Ja, aber wenn er dir an der Wurzel vergeben hat, wird er dir dann die Dinge vergeben, die wir alle aus Schwäche tun. Gott ist der Gott der Vergebung, vergesst das nie, und habt ein Gesicht von freudigen Menschen, die erlöst sind«.
Zum zweiten Punkt ging der Papst erneut auf den Abschnitt ein, in dem der Prophet mahnt: »Freue dich, denn der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte und du hast kein Unheil mehr zu fürchten.« Folglich ist es notwendig, »nicht nur freudig zu sein, weil uns vergeben worden ist, sondern freudig, weil der Herr mit uns geht, in unserer Mitte ist. Er ist inmitten unserer Prüfungen, unserer Schwierigkeiten, unseres Lebens, unserer Freuden; er ist in der Mitte von allem.
Der Herr ist mit uns, er geht mit uns, wie er von dem Augenblick an gegangen ist, da er unseren Vater Abraham berief.« Und hinsichtlich des »Gottes, der mir uns geht«, merkte der Papst an, dass »es sehr schön ist, sich während des Tages mit ein paar Worten an den Herrn zu wenden, der neben uns ist, der in unserem Leben ist: ›Da schau, Herr, wie schön das ist, schau, Herr, was für eine Schwierigkeit, schau das an, schau auf das andere…‹« Es ist schön, fügte er hinzu, »zu sprechen, da er in unserer Mitte ist, in der Mitte unseres Volkes, in der Mitte meines Lebens, und deshalb sagt der Prophet: ›Freue dich spring, schrei, schrei vor Freude, tanze vor Freude‹«. In Bezug auf den dritten Punkt unterstrich der Papst, dass Zefanja »uns dann noch etwas sagt: ›Es wird sich Unheil in deinem Leben einstellen, doch da dir vergeben worden ist und weil der Herr in deiner Mitte ist – was sagt er? Drittens: – , lass deine Hände nicht sinken‹«. Denn »jener Pessimismus des Lebens ist nicht christlich. Er entsteht aus einer Wurzel, die nicht weiß, dass ihr vergeben worden ist, er entsteht aus einer Wurzel, die nie die Liebkosung Gottes verspürt hat«.
Während dagegen »das Evangelium uns diese Freude sehen lässt: ›Maria stand auf und eilte voll Freude‹2"«, wie Lukas schreibt (1,39-45). In der Tat: »Die Freude führt uns immer zur Eile, da die Gnade des Heiligen Geistes keine Langsamkeit kennt. Der Heilige Geist ist immer in Eile, immer drängt er uns: vorwärts gehen, wie der Wind im Segel eines Schiffs… Geh vorwärts, los!« Mit dem Blick auf die Begebenheit aus dem Tagesevangelium hob der Papst zum Schluss die Tatsache hervor, dass »Maria, vom Heiligen Geist erfüllt, jener anderen Frau begegnet, und jene Frau«, Elisabet, »empfängt beim Gruß Marias die Fülle des Heiligen Geistes. Und auch sie ist voller Freude, nicht nur sie: das Kind hüpft in ihrem Schoß«, zitierte er frei und verwies dabei auf die Gestalt Johannes des Täufers.
Der Papst schloss seine Predigt: »Das ist die Freude, die uns die Kirche mitteilt: Bitte, lasst uns freudige Christen sein! Wir wollen jede Anstrengung unternehmen, um zu zeigen, dass wir an unsere Erlösung glauben, dass der Herr uns alles vergeben hat, und wenn uns ein Ausrutscher passiert, wird er auch das vergeben, da er der Gott der Vergebung ist. Wir glauben, dass der Herr in unserer Mitte ist und dass er nicht zulassen wird, dass wir die Hände sinken lassen.« Denn »das ist die heutige Botschaft: ›Steh auf!‹ Jenes ›Steh auf!‹, das Jesus zu den Kranken spricht: ›Steh auf und geh, jauchze, juble und frohlocke von ganzem Herzen.‹«
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