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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Drei Gruppen von Toren

Dienstag, 17. Oktober 2017

 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 44, 3. November 2017)

 

»Der Weg der Torheit führt zur Korruption«: so lautet die Lehre, die Papst Franziskus den Lesungen vom Tag bei der Feier der heiligen Messe in Santa Marta am Dienstag, den 17. Oktober, entnahm.

Franziskus hob an und machte darauf aufmerksam, dass »im heutigen Wortgottesdienst zweimal das Wort ›unverständig‹ vorkommt. Jesus sagt es zu den Gesetzeslehrern, zu einigen Pharisäern (Lk 11,37-41); und Paulus sagt es zu den Heiden: ›Sie behaupteten, weise zu sein, und wurden zu Toren‹ (Röm 16-25)«. Diesen beiden wollte Franziskus einen dritten Fall hinzufügen: Paulus sagte dies auch zu den Galatern, die er als »›unvernünftig und verblendet‹ bezeichnet, da sie sich von neuen Ideen täuschen, betören ließen«. Somit »ist dieses Wort, das zu den Gesetzeslehrern, den Heiden und Christen gesagt wird, die sich von den Ideologien bezaubern lassen, eine Verurteilung«. Oder besser, klärte der Papst, »mehr als eine Verurteilung ist es ein Signal, da es den Weg der Torheit sehen lässt: sie führt zur Korruption«.

Der Papst machte diesbezüglich »drei Gruppen von Unverständigen« aus, die »korrupt sind«. Vor allem die Gesetzeslehrer und die Pharisäer, zu denen »Jesus gesagt hatte: ›ihr ähnelt weiß getünchten Gräbern‹: außen erscheinen sie schön, doch in ihrem Innern sind sie voller Knochen und Verwesung. Korrupt«. An zweiter Stelle die Heiden, jene, die »Paulus in der heutigen Lesung« anklagt, »zu Toren geworden zu sein«, da sie »die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit einem verderblichen Bild oder mit einer verderblichen Menschengestalt vertauscht haben, mit Vögeln, mit Vierbeinern… Deshalb hat Gott sie der Unreinheit nach dem Verlangen ihres Herzens überlassen«. Auch in diesem Fall also »ist die Korruption gegeben«, wie bei jenen zuvor zitierten Gesetzeslehrern, die »korrupt werden, um allein den Schein zu unterstreichen und nicht das, was sie in ihrem Inneren haben«. Korrupt durch die Eitelkeit, das äußere Auftreten, die äußere Schönheit, die äußere Gerechtigkeit. Sie sind korrupt geworden, da sie sich nur darum sorgten, das Äußere der Dinge zu putzen, schön zu machen, sie gingen nicht ins Innere: im Inneren ist die Korruption. Wie in den Gräbern«.

Der Papst fuhr also mit seiner parallelen Darstellung fort: »diese Heiden wurden korrupt, weil sie die Herrlichkeit Gottes, die sie mit der Vernunft hätten erkennen können, mit Götzenbildern vertauscht haben: die Korruption des Götzendienstes, der vielen Götzendienste«. Und, warnte diesbezüglich Franziskus, »nicht nur der Götzendienste der alten Zeiten, auch der Götzendienste von heute: zum Beispiel des Konsumdenkens; des Götzendienstes der Suche nach einem bequemen Gott«. Schließlich der dritte Fall, jener der Galater, »denen Paulus dasselbe sagt«, da »sie sich von den Ideologien korrumpieren lassen: sie geben es auf, Christen zu sein, um zu Ideologen des Christentums zu werden«. »All diese drei Kategorien«, so der Papst zusammenfassend, »enden aufgrund dieser Torheit in der Korruption«.

Daher die Einladung, sich zu fragen: »Was ist diese Torheit«? Und die erste Antwort des Papstes lautet, dass sie »ein ›nicht hören‹ ist, wörtlich kann man sie ein ›nescio‹ nennen, ein ›ich weiß nicht‹, nicht hören. Die Unfähigkeit, das Wort zu hören: wenn das Wort nicht eintritt, lasse ich es nicht eintreten, weil ich es nicht höre. Der Unverständige hört nicht. Er meint zu hören, doch er hört nicht. Er sagt sein Wort, immer. Und aus diesem Grund kann das Wort Gottes nicht in das Herz eintreten, und es ist kein Platz für die Liebe«. Oder vielleicht ist es so, und das ist ein ganz gewöhnlicher Fall: »wenn das Wort eintritt, dann tritt es destilliert ein, verwandelt durch meinen Begriff von Wirklichkeit«.

Also, fuhr Franziskus mit seinen Überlegungen fort: »die Unverständigen verstehen es nicht, zu hören. Und diese Taubheit führt sie hinein in diese Korruption. Das Wort Gottes tritt nicht ein. Es ist kein Platz für die Liebe und am Ende ist kein Platz für die Freiheit«. Und hinsichtlich dieses Aspekts »ist Paulus klar: sie werden zu Sklaven. ›Darum lieferte Gott sie durch die Begierden ihres Herzens der Unreinheit aus, so dass sie ihren Leib durch ihr eigenes Tun entehrten‹. Warum? Weil sie die Wahrheit Gottes mit der Lüge verwechselt haben, weil sie die Geschöpfe anbeteten und ihnen dienten statt dem Schöpfer. Sie sind nicht frei und sie hören nicht. Diese Taubheit: sie lässt der Liebe und auch der Freiheit keinen Platz: sie führt immer zu einer Knechtschaft«.

Daher wäre es angebracht, sich zu fragen, so der Papst: »Ich – höre ich das Wort Gottes? Lasse ich es eintreten? Dieses Wort, von dem wir beim Halleluja-Ruf vor dem Evangelium gehört haben, das Wort Gottes ist lebendig, es ist wirksam, es unterscheidet die Gefühle und die Gedanken des Herzens. Es schneidet, es dringt ins Innere. Dieses Wort – lasse ich es eintreten oder bin ich diesem Wort gegenüber taub? Und verwandle ich es in Schein, verwandle ich es in Götzendienst, in götzendienerische Gewohnheiten, oder verwandle ich es in Ideologie? Und es tritt nicht ein«. Denn, so die Mahnung des Papstes, »das ist die Torheit der Christen«.

Schließlich rief Franziskus zu einem weiteren Schritt auf, das heißt: »so wie uns die Bilder der Heiligen so gut tun«, müsste man »auf die Bilder der Unverständigen von heute blicken«. Und, davon zeigte sich der Papst überzeugt, »es gibt« viele davon. »Es gibt unverständige Christen und auch unverständige Hirten«: jene, die, rief der Papst in  Erinnerung, »der heilige Augustinus gut ›knüppelt‹, kraftvoll. Denn der Unverstand der Hirten schadet der Herde: sowohl der Unverstand des korrupten Hirten als auch der Unverstand des selbstzufriedenen, heidnischen Hirten als auch die Torheit des Hirten, der Ideologe ist«.

»Wir wollen«, so die abschließende Mahnung des Papstes, »auf das Bild der unverständigen Christen blicken, und neben dieser Torheit blicken wir auf den Herrn, der immer an der Tür steht: er klopft an die Tür und wartet«. Es geht praktisch darum, »an die Sehnsucht des Herrn zu denken, wenn er sich an die schönen Zeiten erinnert: ›Ich erinnere mich an dich von der Zeit deiner Jugend an, seit der Zeit der ersten Liebe, deiner Verlobung, als du mir in der Wüste folgtest, in den Ländern ohne Saat‹. Jene Sehnsucht Gottes, die Sehnsucht der ersten Liebe, die er für uns hatte«. Denn: »wenn wir in diesen Unverstand fallen und uns von ihm entfernen, empfindet er diese Sehnsucht. Sehnsucht nach uns«. So sehr, dass »Jesus weinte ob dieser Sehnsucht, er weinte um Jerusalem: es war dies die Sehnsucht nach einem Volk, das er erwählt hatte, das er geliebt hatte, das sich aber aus Unverstand entfernt hatte, das dem Schein, den Götzenbildern oder den Ideologien den Vorzug gegeben hatte«.

 



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