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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Der Abschied eines Bischofs

Dienstag, 30. Mai 2017
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 25, 23. Juni 2017)

 

»Beten wir für die Hirten, für unsere Hirten, für die Pfarrer, für die Bischöfe, für den Papst, dass ihr Leben ein Leben ohne Kompromisse sei, ein Leben auf dem Weg und ein Leben, in dem sie selbst sich nicht für den Mittelpunkt der Geschichte halten und so lernen, Abschied zu nehmen.

« Dieses Gebet stand am Ende der Predigt, die Papst Franziskus am Dienstag, den 30. Mai, in der heiligen Messe in Santa Marta hielt, wobei er die Lesungen vom Tage kommentierte. Er ging besonders auf die erste Lesung aus dem Buch der Apostelgeschichte ein (20,17-27), der man, so der Papst, »den Titel ›Der Abschied eines Bischofs‹ geben kann«. Denn hier »verabschiedet sich Paulus von der Gemeinde in Ephesus.

Von jener Gemeinde, die er gegründet hatte, an jenem Tag des Pfingsten von Ephesus, als der Heilige Geist auf sie herabkam.« »Er war gefolgt«, fuhr der Papst fort, der die Szene weiter beschrieb, »doch jetzt muss er gehen. Und von Milet aus ließ er die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen.« Franziskus erklärte unter Verwendung eines aktuellen Begriffs: Es war, »als handle es sich um eine Versammlung des Priesterrats, bei der sich der Bischof verabschiedet, bei der der Hirt Abschied nimmt«. Im übrigen, merkte der Papst an, »müssen wir alle, die wir Hirten sind, Abschied nehmen. Es kommt ein Moment, an dem der Herr uns sagt: Geh woanders hin, geh dort hin, geh da hin, komm zu mir. Und einer der Schritte, den ein Hirte tun muss, besteht auch darin, sich auf den Abschied vorzubereiten, sich nicht nur halb zu verabschieden.« Denn »der Hirte, der es nicht lernt, Abschied zu nehmen, ist so, weil er einige ungute Verbindungen zur Herde hat, Bande, die nicht durch das Kreuz Jesu geläutert worden sind«.

So also »verabschiedet sich Paulus«. Doch »der Schritt dieses Abschieds endet nicht mit der heutigen Lesung, er geht weiter bis zum Schluss des 20. Kapitels«. Daher die Empfehlung des Papstes: »Ich bitte euch alle, heute dieses 20. Kapitel von Vers 17 bis zum Schluss zu lesen. Dieser Priesterrat, auf dem sich Paulus, der Bischof, verabschiedet.«

Beim Lesen des Abschnitts machte der Papst »drei Haltungen« aus, die bei diesem Abschied des Apostels hervorzuheben sind. Die erste Haltung kann man sehen, als die Ältesten der Gemeinde zu ihm kamen und Paulus sagte: »Ihr wisst, wie ich vom ersten Tag an, seit ich die Provinz Asien betreten habe, die ganze Zeit in eurer Mitte war und wie ich dem Herrn in aller Demut diente unter Tränen und vielen Prüfungen.« Er »rühmt sich also nicht, das ist kein Akt der Eitelkeit.

Nein, Er erzählt die Geschichte.« Und auf diese Weise hebt er einen Aspekt hervor, den ersten Punkt, den der Papst »unterstreichen« wollte: »Ich habe nie Zugeständnisse gemacht.« Etwas, »das dem Hirten bei seinem Abschied viel Frieden geben wird, ist, sich in Erinnerung zu rufen, nie ein Hirt der Kompromisse gewesen zu sein. ›Ich habe nicht nachgegeben‹, ohne Kompromisse.« Und dazu bedarf es des Muts. Paulus selbst sagt: »Ihr erinnert euch… damit ich euch lehren, verkündigen, allen Zeugnis geben konnte.« Er »rühmt sich also nicht, denn er sagt, der schlimmste der Sünder zu sein. Er weiß es und er sagt es. Doch hier erzählt er seine Geschichte in dieser Gemeinde.« Und »dann geht er weiter, der andere Teil des Abschnitts, nach dem 27. Kapitel bis zum Schluss, so eine Art Rechenschaftsbericht, Gewissenserforschung«. Franziskus erklärte: »Der Hirt nimmt Abschied und hat in seinem Herzen den Frieden zu wissen, dass er die Gemeinde nicht mit Kompromissen geführt hat. Er hat keine Zugeständnisse gemacht.« Wenn wir also »diesen Abschnitt bis zum Schluss lesen, werden wir weinen, wie die Ältesten geweint haben. Die Schönheit der Wahrheit, des Lebens.«

Der Papst ging dann zum zweiten Punkt über und merkte an, dass Paulus, nachdem er auf die Vergangenheit zurückgeschaut hatte, jetzt an die Gegenwart denkt: »Nun ziehe ich, gebunden durch den Geist, nach Jerusalem, und ich weiß nicht, was dort mit mir geschehen wird.« Praktisch sagt der Apostel: »Ich gehorche dem Geist, ›gebunden durch den Geist gehe ich‹.« Daraus ergab sich der zweite Punkt, den der Papst unterstrich: »Der Hirte weiß, dass er auf dem Weg ist.« Denn »während Paulus die Gemeinde führte, so tat er dies in der Haltung der Kompromisslosigkeit. Jetzt fordert der Geist von ihm, sich auf den Weg zu machen, ohne zu wissen, was geschehen wird. Und er macht weiter, da er nichts Eigenes hat, denn er hat sich seiner Herde nicht auf unangemessene Weise bemächtigt. Er hat gedient. ›Jetzt will Gott, dass ich fortgehe? Ich ziehe, ohne zu wissen, was mit mir geschehen wird. Nur das bezeugt mir der Heilige Geist – der Geist hatte ihn dies wissen lassen – von Stadt zu Stadt, dass Fesseln und Drangsale auf mich warten.‹ Das wusste er.«

Für den Papst ist es also so, als wolle Paulus sagen: »Ich gehe nicht in Pension. Ich gehe anderswohin, um anderen Gemeinden zu dienen. Immer offenen Herzens für die Stimme Gottes: Ich verlasse das, ich werde sehen, was der Herr von mir will. Und jener kompromisslose Hirt ist jetzt ein Hirt auf dem Weg. Denn er hat sich der Herde nicht bemächtigt.«

Und wenn man sich fragt: »Warum hat er sich ihrer nicht bemächtigt?«, so fuhr der Papst in seiner Betrachtung fort, tritt »der dritte Aspekt« hervor. »Ich will mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen«, sagt Paulus, als wolle er sagen: »Ich bin nicht der Mittelpunkt der Geschichte, der großen oder der kleinen Geschichte, ich bin nicht der Mittelpunkt. ›Ich will mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen. Ich bin ein Diener.‹« Und dies rief dem Papst »jenes geflügelte Wort in Erinnerung: Wie man lebt, so stirbt man. Wie man lebt, so verabschiedet man sich.« So »verabschiedet sich Paulus mit der Freiheit, die er an jenem Tag hatte, als er die Frage stellte: ›Habt ihr den Heiligen Geist empfangen?‹ Und dann die Freiheit ohne Kompromisse, auf dem Weg, und ›ich bin nicht der Mittelpunkt der Geschichte‹: So verabschiedet sich ein Hirt. Der große Paulus lehrt uns das.«

Schließlich endet das Kapitel aus der Apostelgeschichte mit der Szene der Zuhörer des Apostels, die weinen, weil er ihnen sagt: »Ihr werdet mich nie mehr sehen.« »Sie knien nieder, beten, sie begleiten ihn zum Schiff, und er geht fort«, schloss der Papst und mahnte, »mit diesem so schönen Beispiel« vor Augen »für unsere Hirten zu beten«.

 



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