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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Eins nach dem anderen

Dienstag, 24. Januar 2017
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 5, 3. Februar 2017)

 

Glieder einer langen Kette von »Ich bin bereit«, die ihren Anfang bei Abraham hat und bis heute reicht und über jenes entscheidende »Ich bin bereit« Jesu an den Vater geht: das sind für Papst Franziskus die Christen, die jeden Tag dazu gerufen sind, »den Willen des Herrn zu tun« und sich so in den von der Vorsehung bestimmten Plan der Heilsgeschichte einzureihen. Eine dank der Betrachtung zu den Lesungen der Messe vertiefte Wirklichkeit, die in Santa Marta am Dienstag, 24. Januar, gefeiert wurde. In Kontinuität zum Vortag veranlasste die Liturgie den Papst dazu, »über das Priestertum Christi, das endgültige, einzige Priestertum« nachzudenken. Den Ausgangspunkt bildete erneut die erste Lesung aus dem Hebräerbrief (10,1-10), in der das Thema des Opfers behandelt wird.

»Zu jenen Zeiten«, erklärte Franziskus, »brachten die Priester Opfer dar, doch sie mussten sie ständig darbringen, Jahr für Jahr, denn sie waren nicht endgültig, sie waren nicht ein für allemal«. Die entscheidende Veränderung war »das Priestertum Jesu, der das einzige Opfer ein für allemal darbringt«. Ein substantieller Unterschied: »in jenen Opfern wird Jahr für Jahr das Gedenken an die Sünden erneuert, man bittet um Vergebung Jahr für Jahr«; Christus dagegen sagt: »Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen. Da sagte ich: ›Ja, ich komme, um deinen Willen, Gott, zu tun‹«.

Gerade dies, so der Papst, sei »der erste Schritt« Jesu in der Welt gewesen: »Ich komme, um deinen Willen zu tun.« Und der Wille des Vaters war, dass »mit diesem Opfer alle Opfer abgeschafft werden und dieses das einzige sei«. Daher ist in der Schrift zu lesen: »An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, Brand- und Sühneopfer forderst du nicht. Ja, ich komme, um deinen Willen zu tun.« Dieses Wort Jesu, so Franziskus, bildet den Abschluss einer Geschichte »von miteinander verketteten ›Ich bin bereit‹ – das ist die Heilsgeschichte: eine Geschichte von verketteten ›Ich bin bereit‹«. Alles begann mit Adam, der »sich versteckte, weil er Angst vor dem Herrn hatte«: von da an begann der Herr, »zu rufen und die Antwort jener Männer und Frauen zu hören, die sagten: ›Hier bin ich. Ich bin bereit‹«. Bis hin »zum letzten ›Ich bin bereit‹, dem ›Ich bin bereit‹ Jesu: ›um deinen Willen zu tun‹«. Der Papst schilderte kurz diese Geschichte und rief Abraham, Mose, die Propheten Jesaja und Jeremia in Erinnerung. Und weiter: den kleinen Samuel, der die Stimme des Herrn hört und antwortet: »Ich bin bereit, Herr.« Bis hin zum »letzten großen ›Ich bin bereit  Marias: ›Der Wille Gottes geschehe. Ich bin die Magd. Ich bin bereit‹«.

Es handelt sich um »eine Geschichte von ›Ich bin bereit‹«, aber, so unterstrich Franziskus, von »›Ich bin bereit‹, die nicht automatisch sind«. In einem jeden der erwähnten Berichte aus der Bibel nämlich ist zu bemerken, dass »der Herr in einen Dialog mit jenen tritt, die er einlädt«. Abraham hat »auch mit ihm verhandelt«, damit »jene beiden Städte nicht zerstört werden«. Auf dieselbe Weise entgegnete Jesaja: »Aber ich bin ein Sünder, ich kann nicht…«, oder Jeremia: »Aber ich bin ein Kind, ich verstehe es nicht, zu sprechen…«, und der Herr beruhigte ihn: »Ich werde dich sprechen lassen!« Für Elija, der klagte: »Ich habe Angst, ich will sterben, nein, nein, ich habe Angst, ich will nicht«, war die Antwort: »Steh auf: iss, trink und geh weiter!«

Der Papst fasste all diese Zitate in einer einzigen Überlegung zusammen: »Der Herr tritt immer in einen Dialog mit jenen, die er einlädt, diesen Weg einzuschlagen und zu sagen: ›Ich bin bereit‹. Er hat viel Geduld, viel Geduld«. Und er fügte ein weiteres Beispiel hinzu und erinnerte an die »Gedankengänge Ijobs , der nicht begreift«, und an die Antworten des Herrn, der »ihn korrigiert «, bis er nicht zu seinem »Ich bin bereit« vordringt: »Herr, du hast recht: ich kannte dich nur vom Hörensagen. Jetzt haben dich meine Augen gesehen«. Und an diesem Punkt fügte der Papst eine für jeden Menschen gültige Lehre ein: »Das ist das christliche Leben: ein ›Ich bin bereit‹, ein ständiges ›Ich bin bereit‹«.

»Eines nach dem anderen« finden sich in der Bibel alle »Ich bin bereit«, die ausgesprochen wurden. Und »es ist schön, die Schrift zu lesen« und gerade »die Antworten der Menschen zu suchen, die diese dem Herrn gaben«, jedes Mal, da einer zu ihm gesagt hat: »Ich bin bereit, deinen Willen zu tun«. Schön und mitreißend, denn »dieser heutige Wortgottesdienst lädt uns ein, darüber nachzudenken: Wie steht es um mein ›Ich bin bereit‹ gegenüber dem Herrn? Und wie ist es um das ›Ich bin bereit Gerade wenn man die Schrift durchgeht, wird man sich bewusst, dass die Antwort mitnichten selbstverständlich ist: »Gehe ich hin und verstecke ich mich wie Adam, um nicht zu antworten? Oder wenn der Herr mich ruft – statt zu sagen Ich bin bereit‹ oder ›Was willst du von mir?‹ –, fliehe ich da wie Jona, der nicht tun wollte, was der Herr von ihm forderte?«. Oder weiter: »Tue ich nur so, als erfüllte ich den Willen des Herrn, aber nur äußerlich, wie die Gesetzeslehrer, die Jesus hart verurteilt«, denn »sie taten so, als ob…« und sagten: »Alles in Ordnung…, keine Fragen: ich tue das und nichts darüber hinaus«? Unter den möglichen Antworten könnte sich auch die Antwort dessen finden, der »auf die andere Seite schaut, wie dies der Levit und der Priester angesichts jenes armen, verletzten, von den Räubern geschlagenen und halb tot liegen gelassenen Mannes taten«.

Und da der Herr »einen jeden von uns« ruft und dies »alle Tage« tut, muss man sich fragen: »Wie ist meine Antwort an den Herrn?« Ist es die Antwort des »Ich bin bereit«, so der Papst eindringlich, »oder verstecke ich mich? Oder fliehe ich? Oder tue ich so, als ob…? Oder schaue ich auf die andere Seite?«. Jemandem könnte auch ein Zweifel kommen: »Kann man mit dem Herrn diskutieren?«. »Ja«, antwortete Franziskus, »es gefällt ihm. Es gefällt ihm, mit uns zu diskutieren«. Wenn »mir daher jemand sagt: ›Aber Pater, viele Male, wenn ich mich zu beten anschicke, habe ich einen Ärger auf den Herrn…‹«, lautet die Antwort: »Auch das ist Gebet! Ihm gefällt es, wenn du dich ärgerst und ihm ins Gesicht sagst, was du fühlst, denn er ist Vater! Auch das ist ein ›Ich bin bereit‹«.

 



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