Index   Back Top Print

[ DE ]

PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Ein traumhafter Name

Donnerstag, 13. Oktober 2016
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 43, 28. Oktober 2016)

 

Im Personalausweis jedes Christen steht der Name, den Gott mit derselben Zärtlichkeit ausgewählt hat, wie dies eine Mutter und ein Vater tun, »die ihr Kind erträumen«. Dabei gibt es drei unverzichtbare Merkmale: Der Christ ist »gesegnet, weil er erwählt ist, weil ihm vergeben wurde und weil er auf dem Weg ist«. Das sind die Erkennungsmerkmale eines Christen, auf die Papst Franziskus in der heiligen Messe am 13. Oktober in der Kapelle des Hauses Santa Marta näher einging. »Im Tagesgebet haben wir die Bitte an den Herrn gerichtet, dass seine Gnade ›uns zuvorkomme und uns begleite‹, damit wir nicht müde werden, den christlichen Weg zu gehen«, denn »wir brauchen die Gnade, um nicht müde zu werden «, weil wir es »allein und aus eigener Kraft nicht schaffen«.

Der Papst wies darauf hin, dass es nun darum gehe, gut zu verstehen, wie »dieser Weg, diese christliche Identität« aussehe. Dabei helfe uns der heilige Paulus, der zu Beginn des Abschnitts aus dem Epheserbrief (1,1-10) »erklärt, wie die christliche Identität aussieht und vor allem sagt: ›Wir sind gesegnet.‹ Der Christ ist ein Gesegneter: gesegnet vom Vater, von Gott.« Paulus weise dann auf drei Merkmale dieses Segens hin. Erstens: »Der Christ ist ein Erwählter. Wir sind erwählt. Gott hat uns erwählt, jeden einzelnen, nicht als unermessliche Menge, als Menschenmasse.« Im Gegenteil habe Gott uns »einen Namen gegeben. Er kennt uns beim Namen, jeden einzelnen.« Daher könne jeder sagen: »Ich bin gesegnet, weil mich der Vater kennt, weil ich vom Vater erwählt worden bin, weil mich der Vater erwartet hat.«

Um diese Wahrheit besser verständlich zu machen, griff der Papst auf das Bild »eines Ehepaares « zurück, »das ein Kind erwartet«. Die Eltern fragen sich: »Wie wird es sein? Wie wird sein Lächeln sein? Und wie wird es sprechen?« Genauso seien »auch wir, jeder von uns, vom Vater erträumt worden, so wie ein Vater und eine Mutter sich das Kind erträumen, das sie erwarten«. Und »das gibt dir große Sicherheit. Der Vater hat dich gewollt, ganz speziell: dich, dich, dich. Jeden von uns.« Dieses Bewusstsein »ist die Grundlage, es ist das Fundament unserer Beziehung zu Gott: Wir sprechen zu einem Vater, der uns liebt, der uns erwählt hat, der uns einen Namen gegeben hat.«

»Der Christ ist ein Erwählter, ein von Gott Erträumter«, unterstrich Franziskus, der auf das Bedürfnis des Menschen verwies, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen, ein wenig wie ein Fußballfan, der eine Mannschaft wähle und zu ihr gehöre. Wenn wir daran denken, dass wir von Gott erwählt und erträumt worden sind, »spüren wir einen großen Trost im Herzen: wir sind nicht im Stich gelassen, wir gehen den Weg des Lebens nicht nach dem Motto ›Sieh’ zu, wie du zurechtkommst‹, sondern wir tragen einen von Gott erträumten Namen.« Das erste Merkmal des Segens sei, dass »wir erwählt sind«.

Im Epheserbrief schreibe der heilige Paulus: »Der Vater hat uns in seinem geliebten Sohn reich beschenkt. Durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.« Diese Worte offenbarten das zweite Merkmal: »Der Christ ist ein Mensch, dem vergeben worden ist.« Denn ein Mann oder eine Frau, die nicht spürten, dass ihnen vergeben worden ist, seien nicht wirklich ganz christlich. Sie ähnelten vielmehr »jenem Mann, der vor dem Altar stand und sagte: ›Ich danke dir, Herr, dass ich keine Vergebung brauche. Denn ich sündige nicht wie all die anderen!‹« Aber »nur einem wurde nicht vergeben, weil er so hochmütig war, dass es keinen Raum für Vergebung gab: das war der Teufel«. Uns allen dagegen »ist Vergebung zuteil geworden um den Preis des Blutes Christi«.

Papst Franziskus merkte an, dass es wichtig sei, ein wenig das Gedächtnis anzustrengen, um sich gut daran zu erinnern, »was uns vergeben worden ist«, und an »die schlimmen Dinge« zu denken, »die du getan hast, nicht an die, die dein Freund, dein Nachbar, deine Nachbarin getan hat: die Dinge, die du getan hast!« All dies in der sicheren Gewissheit, dass der Herr »diese Dinge vergeben hat«, die wir im Leben getan hätten. »Ich bin gesegnet, ich bin Christ.« Das erste Merkmal sei also: »Ich bin erwählt, erträumt von Gott mit einem Namen, den Gott mir geschenkt hat. Ich bin von Gott geliebt. « Und das »zweite Merkmal« sei: Mir »ist von Gott vergeben worden«.

Weiter schreibe der heilige Paulus im Epheserbrief: »Der Vater hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat: Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, in Christus alles zu vereinen.« Daher sei »der Christ ein Mann, eine Frau, die auf dem Weg zur Fülle sind, zur Begegnung mit Christus, der uns erlöst hat«, so dass »ein Christ, der stehenbleibt, nicht zu verstehen ist«. Denn »der Christ muss stets vorangehen, er muss einen Weg gehen«. Dagegen sei »der Christ, der stehenbleibt, wie jener Mann, der ein Talent erhalten hat und es – aus Angst vor dem Leben, aus Angst, es zu verlieren, aus Angst vor seinem Herrn, aus Angst oder aus Bequemlichkeit – vergraben hat. Er lässt das Talent

dort, seelenruhig, und verbringt sein Leben, ohne voranzugehen.« Daher »ist der Christ ein Mann auf dem Weg, eine Frau auf dem Weg, die immer Gutes tun, die sich bemühen, Gutes zu tun und voranzugehen«.

Das »ist die Identität des Christen: gesegnet, weil er erwählt ist, weil ihm vergeben wurde und weil er auf dem Weg ist«, schloss der Papst und wies darauf hin, wie »schön es ist, so zu leben: Wir sind nicht namenlos. Wir sind nicht hochmütig, so als bräuchten wir keine Vergebung. Wir bleiben nicht stehen.« Franziskus sprach die Bitte aus, dass »der Herr diese Gnade in uns erhalten möge und dass der Herr uns mit dieser Gnade des Segens, den er uns gegeben hat, begleiten möge, das heißt des Segens unserer christlichen Identität«.

 



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana