PAPST FRANZISKUS
FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
Drei Dimensionen des christlichen Lebens
Freitag, 22. April 2016
aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 18, 6. Mai 2016
Der Christ ist ein »Mensch der Hoffnung«, der weiß und bezeugt, dass »Jesus lebt« und »bei uns ist«, dass Jesus »für einen jeden von uns« vor dem Vater betend Fürsprache hält und dass er »wiederkommen « wird. So fasste Papst Franziskus in der Frühmesse am 22. April die Beziehung zwischen dem Gläubigen und dem auferstandenen Jesus zusammen. Ausgehend von den Tageslesungen verwies der Papst auf drei für das Leben als Christ grundlegende Worte: »Verkündigung«, »Fürbitte« und »Hoffnung«.
Zunächst sprach Franziskus über die Verkündigung. Der Lesung aus der Apostelgeschichte (13,26-33) sei zu entnehmen, dass Verkündigung im Wesentlichen »das Zeugnis« sei, »das die Apostel von der Auferstehung Jesu geben«. So sage Paulus in der Synagoge: »Als sie alles vollbracht hatten, was in der Schrift über ihn gesagt ist, nahmen sie ihn vom Kreuzesholz und legten ihn ins Grab. Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt, und er ist viele Tage hindurch denen erschienen, die mit ihm zusammen von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren und die jetzt vor dem Volk seine Zeugen sind.« Daher bestehe »die Verkündigung« darin: »Jesus ist für uns, zu unserem Heil gestorben und auferstanden. Jesus lebt!« Das hätten die ersten Jünger »den Juden und Heiden ihrer Zeit« verkündet und es »auch mit ihrem Leben, mit ihrem Blut bezeugt«.
Als Johannes und Petrus verboten worden sei, den Namen Jesu zu verkünden und von der Auferstehung zu sprechen, »sagten sie mutig in aller Einfachheit: ›Wir können nicht schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.‹« Denn »wir Christen haben durch den Glauben den Heiligen Geist in uns, der uns die Wahrheit über Jesus sehen und hören lässt: Er ist für unsere Sünden gestorben und er ist auferstanden.« Das sei »die Verkündigung des christlichen Lebens: Jesus lebt! Jesus ist auferstanden! Christus ist bei uns in der Gemeinschaft und er begleitet uns auf dem Weg.« Trotz »der Mühe«, die uns das Verstehen manchmal mache, sei »ein Aspekt des Lebens als Christ« gerade dies: die Verkündigung. Das könne man gut sehen, wenn man den Abschnitt lese, wo der Apostel Johannes sage: »Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben…« Wie um zu sagen: »Der auferstandene Christus ist Wirklichkeit und ich lege dafür Zeugnis ab.«
Das zweite Schlüsselwort, auf das der Papst hinwies, lautete: »Fürbitte«, wobei er sich auf das Johannesevangelium (14,1-6) bezog. Beim Letzten Abendmahl seien die Jünger traurig gewesen und Jesus habe zu ihnen gesagt: »Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten.« Franziskus fragte: »Was bedeutet das? Wie bereitet Jesus einen Platz vor?« Die Antwort laute: »Mit seinem Gebet für einen jeden von uns: Jesus betet für uns, und das ist die Fürsprache.
« Denn es sei wichtig zu wissen, dass »Jesus in diesem Augenblick mit seinem Gebet für uns am Werk ist«. Der Papst erläuterte, dass Jesus vor seinem Leiden gesagt habe: »Petrus, ich habe für dich gebetet«, und so sei »Jesus jetzt der Fürsprecher zwischen dem Vater und uns«. Aber man könne nun fragen: »Und wie betet Jesus?« Franziskus gab darauf eine ganz »persönliche « – »das ist etwas eigenes, das ist kein kirchliches Dogma« – und eindrückliche Antwort: »Ich glaube, dass Jesus dem Vater seine Wundmale zeigt, denn die Wundmale hat er nach der Auferstehung behalten: Er zeigt dem Vater die Wundmale und nennt einen jeden von uns.« So könne man sich das Gebet Jesu vorstellen. Und der Christ sei beseelt von diesem Bewusstsein: »In diesem Augenblick hält Jesus für uns Fürsprache.«
Schließlich gebe es einen dritten Aspekt: die Hoffnung, was ebenfalls dem Evangelium zu entnehmen sei. Jesus sage: »Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten«, und er füge hinzu: »Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.« Das sei die Hoffnung des Christen, dass Jesus sage: »Ich komme wieder.« Der Papst verdeutlichte: »Der Christ ist ein Mann, eine Frau der Hoffnung«, gerade weil »er hofft, dass Jesus wiederkommt«. In diesem Zusammenhang sei es »schön«, zu sehen, »wie die Bibel beginnt und wie sie aufhört«. Zu Beginn sei zu lesen: »Im Anfang… «, das heiße »als alles anfing«. Und das Buch der Offenbarung ende »mit der Bitte: ›Komm, Herr Jesus!‹« Die ganze Kirche lebe »in der Erwartung des Kommens Jesu: Jesus wird wiederkommen«. Das sei »die christliche Hoffnung «.
Abschließend forderte Franziskus die Gläubigen auf, sich einige Fragen zu stellen: »Wie geschieht die Verkündigung in meinem Leben? Wie sieht meine Beziehung zu Jesus aus, der für mich eintritt? Und wie ist meine Hoffnung? Glaube ich wirklich, dass der Herr auferstanden ist? Glaube ich, dass er vor dem Vater für mich eintritt? Glaube ich wirklich, dass der Herr wiederkommen wird?« Mit anderen Worten: »Glaube ich an die Verkündigung? Glaube ich an die Fürsprache? Bin ich ein Mann, eine Frau der Hoffnung?«
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