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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Das wertvollste Erbe

Donnerstag, 4. Februar 2016

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 7, 19. Februar 2016

 

»Der Glaube ist das größte Erbe, das ein Mann hinterlassen kann.« Und gerade der Glaube fordert uns auf, »keine Angst vor dem Tod zu haben «, der nichts als der Anfang eines anderen Lebens ist. Das ist der Kern der Predigt, die der Papst bei der Frühmesse hielt, die er am Donnerstag, 4. Februar, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte. »In den vergangenen Wochen hat uns die Kirche in der Liturgie über den heiligen König David nachdenken lassen«, so erinnerte Papst Franziskus. Und »heute«, so fuhr er fort, »erzählt sie uns von seinem Tod«. In der ersten Lesung, die dem 1. Buch der Könige (2,1-4.10-12) entnommen war, lese man: »Die Zeit kam heran, da David sterben sollte.«

Indem er daran erinnerte, dass »jedes Leben ein Ende hat«, zitierte der Papst die Ermahnung, die David seinem Sohn Salomo hinterlässt: »Ich gehe nun den Weg alles Irdischen.« Auch wenn das »der Gang des Lebens« sei, sei das doch auch »ein Gedanke, der uns nicht gerade gefällt.« In der Tat, so sagte Franziskus, neigten wir dazu, den Gedanken des Todes zu verdrängen – »Ich bin krank, ich bin schon etwas älter…«, »Aber nicht doch, du bist stark, nur Mut!« – und »wir haben Angst«, auch wenn das »die Wirklichkeit jeden Tages ist«.

»In einem Dorf in Norditalien«, so erinnerte der Papst, stehe »am Eingang eines Friedhofs Folgendes geschrieben: ›Du, der du eintrittst, halte ein, und denke bei deinen Schritten auch an deinen letzten Schritt."‹« Wir sollten uns also sagen: »Das ist ein Licht, das das Leben erhellt.« Und »das Leben Davids«, so erläuterte er, »war ein Leben, das mit der Intensität des Knaben gelebt wurde, der die Herde unter großen Schwierigkeiten auf die Weide führte; der vom Herrn gesalbt wurde und dann ein gutes Leben gehabt hat, wie ein Mann, der den Herrn liebte; und dann, als er sich sicher fühlte, begann er zu sündigen und ist allmählich ins Verderben geschlittert.« David aber, so fuhr Franziskus fort, »bereute das dann, er weinte, und dann sündigte er wieder. So ist es. Aber er lernte es, um Verzeihung für seine Sünden zu bitten. Und die Kirche sagt: der heilige König David. Ein Sünder, aber heilig.« Also »endet dieses Leben auf diese Art und Weise: es beginnt im Alter von 16 oder 17 Jahren und endet.« Außerdem »betrug die Zeit, in der er über Israel König war, 40 Jahre«. Aber »auch 40 Jahre gehen vorüber«.

»Das ist eine Realität, die wir immer vor Augen haben müssen«, so betonte der Papst. »Bei einer der Mittwochsaudienzen«, so gestand er, »war unter den Kranken eine kleine alte Ordensfrau, mit einem Gesicht, das Frieden ausstrahlte, mit einem leuchtenden Blick«. Franziskus fragte sie, wie alt sie sei. Und die Ordensfrau habe lächelnd erwidert: »83, aber mein Weg in diesem Leben neigt sich dem Ende zu, um jenen anderen Weg mit dem Herrn zu beginnen, denn ich habe Bauchspeicheldrüsenkrebs.« Und »so friedvoll«, so sagte der Papst, »hatte diese Frau ihr geweihtes Leben intensiv gelebt. Sie hatte keine Angst vor dem Tod«, so dass sie sagen konnte: »Ich beschließe meinen Lebensweg, um einen neuen zu beginnen«. Denn der Tod, so betonte der Papst, »ist ein Übergang« und »solche Zeugnisse tun uns gut«.

»Wenn man im Begriff ist, zu sterben«, so fuhr Franziskus fort, »dann ist es üblich, ein Testament zu hinterlassen«. So auch David, der »seinen Sohn Salomo« rufe. Und »was rät er ihm, was für ein Erbe hinterlässt er seinem Sohn?« Er sage ihm: »Sei stark und mannhaft!« Im Grunde greife »David das auf, was der Herr zu Mose, zu Josua gesagt hat: sei stark, sei mannhaft; erfüll deine Pflicht gegen den Herrn, deinen Gott: Geh auf seinen Wegen, und befolg alle Gebote, Befehle, Satzungen und Anordnungen, die im Gesetz des Mose niedergeschrieben sind.« Auch David gebe Salomo »diesen Rat«. Und »was für ein Erbe hinterlässt er ihm? Er hinterlässt ihm die Herrschaft, eine starke Herrschaft«. Aber »er hinterlässt ihm auch etwas anderes, was die schönste und größte Erbschaft darstellt, die ein Mann oder eine Frau ihren Kindern hinterlassen können: er hinterlässt ihm den Glauben«.

In der Schriftlesung zum Tage ständen diese Worte Davids: »Der Herr wird sein Wort wahr machen, das er mir gegeben hat, als er sagte: ›Wenn deine Söhne auf ihren Weg achten und aufrichtig mit ganzem Herzen und ganzer Seele vor mir leben, wird es dir nie an Nachkommen auf dem Thron Israels fehlen.‹« Wenn man sein Testament macht«, so fügte der Papst hinzu, dann verfügen die Leute: ›Das hinterlasse ich diesem, das dagegen jenem anderen…‹ « Aber »das schönste Erbe, das größte Erbe, das ein Mann oder eine Frau ihren Kindern hinterlassen können, ist der Glaube«, so betonte er. Und »David gedenkt der Verheißungen Gottes, gedenkt in diesen Verheißungen des eigenen Glaubens und ruft sie seinem Sohn in Erinnerung: den Glauben als Erbe hinterlassen«.

In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst: »Wenn wir – die Eltern – im Taufritus die brennende Kerze überreichen, das Licht des Glaubens, dann sagen wir: ›Bewahre den Glauben, lass ihn in deinem Sohn, in deiner Tochter wachsen und hinterlasse ihn als Erbe.‹« Also »den Glauben als Erbe hinterlassen: das ist es, was David uns lehrt. Und so entschläft er, ganz einfach so wie jeder Mensch«. Aber »er weiß genau, was er seinem Sohn raten muss und was das beste Erbe ist, das er ihm hinterlässt: nicht seine Herrschaft, sondern den Glauben. Und er zitiere aus dem Gedächtnis, was der Herr verheißen hatte«. »Wir alle entschlafen zu unseren Vätern«, so bekräftigte Franziskus, »aber nur er weiß wann«. Und so »wird es uns gut tun«, uns zu fragen: »Was für ein Erbe hinterlasse ich nach meinem Tod? Hinterlasse ich das Erbe eines gläubigen Mannes, einer gläubigen Frau? Hinterlasse ich meinen Erben diese Erbschaft?«

Aus dieser Perspektive, so schloss er, »bitten wir den Herrn um zwei Dinge«. Zunächst einmal darum, »keine Angst vor diesem letzten Schritt zu haben, wie diese Schwester bei der Mittwochsaudienz«, die mir anvertraut: »Mein Weg in diesem Leben neigt sich dem Ende zu, um jenen anderen Weg zu beginnen.« Und das zweite, worum wir den Herrn bitten sollen, sei, »dass wir alle am Ende unseres Lebens als bestes Erbe den Glauben hinterlassen können: den Glauben an diesen getreuen Gott, diesen Gott, der stets an unserer Seite ist, diesen Gott, der Vater ist und uns niemals enttäuscht«.

 



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