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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Die zwölf Säulen

Freitag, 22. Januar 2016

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 5, 5. Februar 2016

 

»Gebet und Zeugnis« sind die »beiden Aufgaben der Bischöfe«, die »Säulen der Kirche« sind. Wenn sie aber schwächer werden, dann leidet das ganze Gottesvolk darunter. Aus diesem Grund, so Papst Franziskus in der Frühmesse, die er am Freitag, 22. Januar, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte, müsse man inständig für die Nachfolger der zwölf Apostel beten.

Die Reflexion des Papstes über Gestalt und Sendung des Bischofs stützte sich auf den Abschnitt aus dem Markusevangelium (3,13-19), der im Wortgottesdienst verlesen worden war. »Es gibt ein Wort in diesem Abschnitt des Evangeliums, das auffällt: Jesus ›‹.« Und dieses Wort »kommt zweimal vor«. Denn Markus schreibe: »Und er setzte zwölf ein…« Anschließend sage er noch einmal: »Die Zwölf, die er einsetzte, waren…« und »dann zählt er einen nach dem anderen auf«. Der Papst erläuterte: »Aus den vielen Menschen, die ihm folgten, ›rief er die zu sich, die er erwählt hatte‹, wie es im Evangelium heißt.« Es habe eine »Wahl gegeben: Jesus hat die, ausgewählt, die er wollte«. Und »er setzte zwölf ein, die er Apostel nannte«. Denn, so Franziskus, »es gab auch andere: da waren die Jünger« und »bei einem Anlass spricht das Evangelium von zweiundsiebzig Jüngern«. Aber »sie waren etwas anderes«.

Die »Zwölf werden eingesetzt, damit sie bei ihm bleiben und dann ausgesendet werden, um zu predigen und mit seiner Vollmacht Dämonen auszutreiben«. »Das ist die wichtigste Gruppe, die Jesus erwählt hat, ›die er bei sich haben wollte‹, in seiner Nähe, um sie auszusenden, damit sie das Evangelium verkünden.« Und »mit der Vollmacht, Dämonen auszutreiben«, füge Markus noch hinzu. Diese »Zwölf sind die ersten Bischöfe, die erste Gruppe von Bischöfen«.

Diesen zwölf Erwählten, so der Papst weiter, »war die Bedeutung dieser Erwählung bewusst, so dass Petrus nach der Himmelfahrt Jesu zu den anderen spricht und ihnen erklärt, dass man etwas tun müsse, nachdem Judas zum Verräter geworden war«. Und aus jenen, die die ganze Zeit mit Jesus zusammen waren, von der Taufe durch Johannes bis zur Himmelfahrt, »wählten sie einen, ›der zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung‹ sein muss, wie Petrus sagt«. Dann werde »der Platz des Judas besetzt, er werde von Matthias eingenommen: Matthias wurde gewählt«. Darüber hinaus nenne »die Liturgie der Kirche« – auf »einige Ausdrücke des heiligen Paulus« zurückgreifend – die Zwölf »die Säulen der Kirche«. Ja, unterstrich Franziskus, »die Apostel sind die Säulen der Kirche. Und die Bischöfe sind die Säulen der Kirche. Die Wahl von Matthias war die erste Bischofsweihe der Kirchengeschichte.« Der Papst fuhr fort: »Ich möchte heute gerne etwas über die Bischöfe sagen. Wir Bischöfe haben die Verantwortung, Zeugen zu sein: Zeugen dafür, dass Jesus, der Herr, lebt; dass Jesus, der Herr, auferstanden ist; dass Jesus, der Herr, bei uns ist; dass Jesus, der Herr, uns rettet; dass Jesus, der Herr, sein Leben für uns hingegeben hat; dass Jesus, der Herr, unsere Hoffnung ist; dass Jesus, der Herr, uns immer annimmt und uns vergibt.« Das sei »das Zeugnis«. Folglich »muss das unser Leben sein: ein Zeugnis, ein wahres Zeugnis für die Auferstehung Christi«.

Als Jesus, so wie Markus berichte, »die Zwölf erwählt«, habe er zwei Gründe dafür. Vor allem, »will er sie bei sich haben«. Daher »ist der Bischof verpflichtet, bei Jesus zu sein«. Ja, »das ist die erste Pflicht des Bischofs: bei Jesus sein«. Das sei so wahr, dass »in den Anfängen, als das Problem der bei der Versorgung übersehenen Witwen und Waisen auftauchte, die Bischöfe – diese Zwölf – sich versammelt und darüber nachgedacht haben, was zu tun sei«. Und »sie haben die Figur des Diakons geschaffen und gesagt: ›Die Diakone sollen sich um die Waisen und Witwen kümmern.‹« Die Zwölf dagegen, »sagt Petrus«, haben »zwei Aufgaben: das Gebet und die Verkündigung des Evangeliums«.

»Die erste Aufgabe des Bischofs ist es daher, im Gebet bei Jesus zu sein.« Denn »die erste Aufgabe des Bischofs besteht nicht darin, Pastoralpläne zu entwerfen… Nein, nein!« Es ist das »Gebet: das ist die erste Aufgabe«. Die »zweite Aufgabe« dagegen sei, »Zeuge zu sein, das heißt zu predigen: das Heil zu verkünden, das Jesus, der Herr, uns gebracht hat«. »Diese beiden Aufgaben sind nicht leicht«, räumte der Papst ein. »Aber genau diese beiden Aufgaben sind es, die die Säulen der Kirche stark machen.« Denn »wenn die Säulen schwach werden, weil der Bischof nicht betet oder wenig betet, wenn er zu beten vergisst; oder weil der Bischof das Evangelium nicht verkündet, sondern mit anderen Dingen beschäftigt ist, dann wird auch die Kirche schwächer. Sie leidet. Das Volk Gottes leidet.« Gerade weil »die Säulen schwach sind«.

Aus diesem Grund »möchte ich euch heute einladen, für uns Bischöfe zu beten: Denn auch wir sind Sünder, auch wir haben unsere Schwächen, auch wir sind in derselben Gefahr wie Judas: Auch er war als Säule erwählt worden. « Denn, so Franziskus weiter, »auch wir laufen Gefahr, nicht zu beten und Dinge zu tun, die nicht die Verkündigung des Evangeliums und die Vertreibung der Dämonen sind«. Im Übrigen, so fügte er hinzu, »betet das Volk Gottes für die Bischöfe. In jeder Messe wird für die Bischöfe gebetet: man betet für Petrus, das Haupt des Apostelkollegiums, und es wird für den Ortsbischof gebetet.« Aber »das ist vielleicht nicht ausreichend: man sagt aus Gewohnheit den Namen und fährt fort«. Es sei wichtig, »mit dem Herzen für den Bischof zu beten und den Herrn zu bitten: ›Herr, sorge für meinen Bischof; sorge für alle Bischöfe und sende uns Bischöfe, die wahre Zeugen sind, Bischöfe, die beten, und Bischöfe, die uns mit ihrer Verkündigung helfen, das Evangelium zu verstehen und sicher zu sein, dass du, Herr, lebst, dass du bei uns bist.‹« Bevor der Papst mit der Feier der Eucharistie fortfuhr, empfahl er erneut, »für unsere Bischöfe« zu beten: »Das ist eine Aufgabe der Gläubigen.«

Denn »ohne Bischof kann die Kirche nicht vorangehen«. Daher sei »das Gebet von uns allen für unsere Bischöfe eine Pflicht, allerdings eine Pflicht der Liebe, eine Pflicht der Kinder gegenüber ihrem Vater, eine Pflicht der Brüder und Schwestern, damit die Familie vereint bleibt im Bekenntnis des lebendigen und auferstandenen Jesus Christus«.

 



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