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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

Drei Lebensstile

Freitag, 29. Mai 2015

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 25, 19. Juni 2015

 

»Drei verschiedene Weisen, das Leben zu leben.« Papst Franziskus erläuterte diese im Rahmen der heiligen Messe in Santa Marta am Freitag, 29. Mai, und ging dabei vom Tagesevangelium nach Markus aus (11,11-25), das drei Haltungen aufzeigt, welche an drei bildliche Gestalten gebunden sind: an die Gestalt des »Feigenbaums«, des »Händlers im Tempel« und des »gläubigen Menschen«.

Bereits am Donnerstag, den 28. Mai, hatte Papst Franziskus bei der Morgenmesse die Merkmale dreier Arten von Jüngern Jesu aufgezeigt – jene, »die den Hilfeschrei des Blinden nicht hörten«, jene, die »die Menschen von Jesus entfernten« und schließlich »jene, die den Menschen halfen, die danach bedurften, zu Jesus zu gehen«. Sie alle hat er zu einer Gewissenserforschung aufgefordert, um herauszufinden, zu welcher Gruppe man gehöre. Am darauffolgenden Tag kehrte er zu einer ähnlichen, am Abschnitt aus dem Markusevangelium inspirierten Betrachtung zurück.

Der Feigenbaum, so der Papst, »repräsentiert die Unfruchtbarkeit, das heißt ein steriles Leben, das nichts zu geben vermag«. Ein Leben also, das keine Frucht trage »und unfähig ist, das Gute zu tun«, da ein Mensch dieser Art »für sich lebt; in Ruhe. Ein Egoist«, der keine »Probleme« wolle. Im Evangelium verfluche Jesus den Feigenbaum, da er unfruchtbar sei, »weil er nicht das Seine getan hat, um Frucht zu tragen«. So werde er zum Symbol für den »Menschen, der nichts tut, um zu helfen, der immer für sich selbst lebt, damit ihm nichts fehlt«.

Diese Menschen, fuhr Franziskus fort, »werden letzten Endes neurotisch«. Und »Jesus verurteilt die spirituelle Unfruchtbarkeit, den spirituellen Egoismus« dessen, der denke: »Ich lebe für mich, damit mir nichts fehlt. Die Anderen sollen zusehen, wie sie weiterkommen!« Dann sei da eine zweite »Lebensart« gegeben: die der »Ausbeuter, der Geschäftemacher im Tempel«. Diese »nutzen auch den heiligen Ort Gottes aus, um Geschäfte zu machen: sie wechseln Geld, sie verkaufen die Opfertiere, unter sich haben sie auch eine Art Gewerkschaft, um sich zu verteidigen«. Ein Stil, der »nicht nur toleriert, sondern auch von den Priestern des Tempels erlaubt war«. Um dies besser verstehen zu lassen, erinnerte der Papst an eine andere »sehr hässliche« Geschichte, von der die Bibel berichte und die jene beschreibe, »die aus der Religion ein Geschäft machen«: Es handle sich um die Geschichte des Priesters, dessen Söhne »die Leute dazu drängten, Opfer zu geben, und die viel damit verdienten, auch mit den Armen«. Für diese »spart Jesus nicht an Worten« und zu den Händlern im Tempel sage er: »Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht!« Harte Worte, auf die sich Franziskus weiter konzentrierte: die Menschen »pilgerten dorthin, um den Segen des Herrn zu erbitten, um ein Opfer darzubringen«, und gerade dort »wurden diese Leute ausgebeutet «; die Priester »lehrten sie nicht beten, sie gaben ihnen keine Katechese… Es war eine Räuberhöhle.« Sie hätten kein Interesse an einer echten Verehrung gehabt: »Zahlt, dann geht rein…« Sie hätten die Riten »ohne wahre Frömmigkeit« vollzogen. Ausgehend von dieser Feststellung lud der Papst zu einer Reflexion ein: »Ich weiß nicht, ob es uns gut tun wird, daran zu denken, ob bei uns an bestimmten Orten Ähnliches geschieht«, das heißt: »Dass wir die Dinge Gottes für den eigenen Profit missbrauchen.«

Die dritte Lebensart sei schließlich jene, »zu der Jesus rät: das Leben aus dem Glauben«. Um diese zu beschreiben, griff Franziskus erneut auf die Lesung aus dem Markusevangelium zurück und rief die Worte Petri in Erinnerung, als die Jünger den bis zu den Wurzeln verdorrten Feigenbaum sahen, »weil Jesus ihn verflucht hatte«: »Rabbi, sieh doch, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt!« Und Jesus ergreift die Gelegenheit, um den rechten »Lebensstil« zu zeigen und antwortet ihm: »Ihr müsst Glauben an Gott haben. Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor, und stürz dich ins Meer!, und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen «. Also »wird genau das geschehen, worum wir mit Glauben bitten: das ist der Lebensstil des Glaubens«.

Jemand könnte fragen: »Pater, was muss ich dafür tun?« Die Antwort ist für den Papst einfach: »Bitte den Herrn, dass er dir hilft, Gutes zu tun, aber mit Glauben«. Einfach, aber unter »einer Bedingung«, die Jesus selbst aufstelle: »Wenn ihr betet und darum bittet – wenn ihr aber etwas gegen einen anderen habt, dann vergebt. Das ist die einzige Bedingung dafür, dass auch euer Vater im Himmel euch vergibt, eure Schuld.« Also: den Glauben leben, den Glauben, um den Anderen zu helfen, um sich Gott anzunähern «, den Glauben, der »Wunder wirkt«, ist der dritte angeratene Lebensstil. Franziskus fasste deshalb die drei möglichen Wege zusammen, die sich vor einem Christen auftun: der erste sei der des »unfruchtbaren Menschen«, der nicht danach verlange, »im Leben Frucht zu tragen« und »ein bequemes, ruhiges Leben ohne Probleme führt und weggeht«: der Lebensstil dessen, der sich nicht darum kümmere, das Gute zu tun.

Dann gebe es jene, die »die Anderen ausbeuten, auch im Haus Gottes; die Ausbeuter, die Geschäftemacher des Tempels«, jene, die Jesus mit der Peitsche »hinausjagt«. Schließlich der Stil dessen, der »Vertrauen in Gott« habe und wisse, dass das, worum er den Herrn mit Glauben bitte, »geschehen wird«. Und gerade das sei es, »was Jesus uns rät: der Weg Jesu«, den man unter einer Bedingung beschreiten könne: »Vergebt, vergebt den Anderen, damit euer Vater euch die vielen Dinge vergibt.«

Abschließend lud der Papst alle ein, den Herrn – »im Opfer der Eucharistie« – zu bitten, dass »er uns lehre, einen jeden einzelnen von uns, die Kirche«, nie der »Unfruchtbarkeit und der Geschäftemacherei« zu verfallen«.



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