Index   Back Top Print

[ DE ]

.

PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Der Mut zum Freimut

Montag, 13. April 2015

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 17, 24. April 2015

 

Allein der Heilige Geist gibt uns »die Kraft, Jesus Christus bis zum äußersten Zeugnis zu verkünden«. Und der Heilige Geist kommt von überallher, wie der Wind. In der Predigt der heiligen Messe, die der Papst am 13. April in Santa Marta feierte, behandelte er das Thema des »christlichen Mutes«, der eine »Gnade ist, die der Heilige Geist schenkt«.

Ausgangspunkt für die Überlegungen war der Abschnitt aus der Apostelgeschichte (4,23-31). Es handelt sich dabei um den Schluss einer langen Erzählung, »der mit dem Wunder beginnt, das Petrus und Johannes wirken: die Heilung jenes Gelähmten, der an der Schönen Pforte des Tempels um Almosen bettelte«. Der Papst verwies auf diese Begebenheit und erinnerte daran, dass Petrus den Gelähmten anblickte »und zu ihm sagte: ›Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Geh umher!‹« Der Mann wurde gesund. Die Menschen, die es sahen, staunten »und lobten Gott«. Diese Gelegenheit »nützt Petrus, um das Evangelium zu verkünden, um die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkünden: um Jesus Christus zu verkünden«.

Das habe die Priester in Schwierigkeiten gebracht, erläuterte Franziskus. »Sie schickten einige, um Petrus und Johannes festzunehmen«, die sich als »ungelehrte und einfache Leute« erwiesen. Die beiden Apostel »blieben an jenem Abend im Gefängnis«. Am folgenden Tag beschlossen die Priester, »ihnen zu verbieten, im Namen Jesu zu sprechen und diese Lehre zu verkünden «. Aber sie »machten weiter«, ja Petrus, »der für beide sprach«, bekräftigte: »Ob es recht ist, mehr auf euch zu hören als auf Gott, das entscheidet selbst: wir gehorchen Gott!« Und er habe »jenes Wort hinzugefügt, das wir schon so oft vernommen haben: ›Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.‹«

Anschließend widmete sich der Papst dem Abschnitt aus der Tageslesung, wo berichtet wird, dass die beiden nach ihrer Freilassung hingingen und der Gemeinde berichteten, »was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten«, und dass bei diesen Worten alle »einmütig ihre Stimme zu Gott erhoben und beteten«, indem sie die Etappen der Heilsgeschichte bis hin zu Jesus durchgingen. Und »als sie gebetet hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes«.

Mit diesem letzten Wort – »Freimut« – befasste sich der Papst ausführlicher, wobei er hervorhob, dass in diesem gemeinschaftlichen Gebet stehe: »›Doch jetzt, Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib deinen Knechten die Kraft, nicht zu fliehen, sondern ›mit allem Freimut dein Wort zu verkünden.‹« Hieraus ergebe sich eine Empfehlung an jeden einzelnen Christen: »Wir können sagen«, so betonte Franziskus, dass »die Botschaft der Kirche auch heute die Botschaft des Weges des Freimuts ist, des Wegs des christlichen Mutes«. Tatsächlich könne dieses Wort »mit ›Mut‹ übersetzt werden, mit ›Freimut‹, ›Redefreiheit‹, ›keine Angst, zu sagen, wie die Dinge stehen‹«. Es sei die »Parrhesia«. Die beiden Apostel »sind von der Furcht zum Freimut übergegangen, dazu, die Dinge frei auszusprechen«. Der Bogen der Überlegungen des Papstes schloss mit der neuerlichen Lektüre des Textes aus dem Johannesevangelium (3,1-8), das heißt mit dem »etwas rätselhaften Dialog zwischen Jesus und Nikodemus über die ›zweite Geburt‹«.

Und an diesem Punkt fragte sich der Papst: »Wer ist in dieser ganzen Geschichte der eigentliche Protagonist? Wer ist auf diesem Weg der Freimut der eigentliche Protagonist? Petrus, Johannes, der geheilte Gelähmte, das Volk, das zuhörte, die Hohenpriester, die Soldaten? Nikodemus, oder Jesus? « Die Antwort lautete: »Der eigentliche Protagonist ist der Heilige Geist. Denn er ist der Einzige, der uns diese Gnade des Mutes, Jesus Christus zu verkünden, schenken kann.« Was »uns von bloßem Proselytismus unterscheidet, das ist der Mut zur Verkündigung«. Der Papst führte aus: »Wir machen keine Werbung«, um »in unserer »›geistlichen Gesellschaft‹ mehr ›Mitglieder‹ zu haben«. Das »ist überflüssig, es ist nicht christlich«. »Was der Christ hingegen tut, ist, dass er mutig verkündet; und die Verkündigung Jesu Christi ruft durch den Heiligen Geist jenes Staunen hervor, das uns vorwärtsgehen lässt.« Daher »ist der eigentliche Protagonist bei all dem der Heilige Geist«, was, wie man in der Apostelgeschichte lese, soweit gehe, dass in dem Augenblick, in dem die Jünger ihr Gebet beendet hätten, der Ort, an dem sie sich befanden, gebebt habe und alle vom Heiligen Geist erfüllt worden seien. Es sei »wie ein neues Pfingsten« gewesen, so sagte Franziskus.

Der Heilige Geist sei also der Protagonist. Gerade aus diesem Grund sage Jesus zu Nikodemus, dass man ein zweites Mal geboren werden könne, aber dass »der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht , woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.« Daher, so erläuterte der Papst, »ist es gerade der Geist, der uns verändert, der genauso wie der Wind aus jeder Richtung kommen kann«. Und weiter: »Nur der Geist vermag unsere Einstellung zu ändern, uns zu verändern, die Geschichte unseres Lebens und auch unsere Zugehörigkeit zu verändern.«

Eben dieser Geist sei es, der den beiden Aposteln, »einfachen und ungebildeten Männern«, die Kraft verliehen habe, »Jesus Christus bis hin zum Ablegen des letzten Zeugnisses zu verkündigen: bis zum Martyrium«. Folglich laute die Lehre für jeden Gläubigen: »Der Weg des christlichen Mutes ist eine Gnade, die uns der Heilige Geist schenkt.« In der Tat gebe es »unzählige Wege, die wir einschlagen können, auch solche, die uns einen gewissen Mut einflößten «, von denen man sagen könne: »Aber schaut doch nur, wie mutig er ist, was für eine Entscheidung er getroffen hat!« All das sei aber »das Werkzeug von etwas sehr viel Größerem: dem Heiligen Geist«. Und »wenn der Geist fehlt, dann können wir viele Dinge tun, viel Arbeit leisten, aber es dient zu nichts«.

Daher, so schloss der Papst, bereite uns die Kirche »nach dem Ostertag, der acht Tage lang gedauert hat«, darauf vor, »den Heiligen Geist zu empfangen«. Jetzt »können wir in der Feier des Geheimnisses des Todes und der Auferstehung Jesu der gesamten Heilsgeschichte gedenken«, die auch »unsere eigene Heilsgeschichte« sei, und könnten »um die Gnade bitten, den Geist zu empfangen, damit er uns den wahren Mut schenke, Jesus Christus zu verkünden«.

 



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana