PAPST FRANZISKUS
FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
Ich werde mich um dich kümmern
Donnerstag, 5. Februar 2015
aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 8, 20. Februar 2015
Der eigentliche Auftrag der Kirche besteht nicht darin, im Stile einer NGO (Nicht-Regierungsorganisation) eine effiziente Hilfsmaschinerie zu organisieren. Das Porträt eines Apostels, der einfach und arm mit Hilfe der einzig wahren, von Gott stammenden Macht das Evangelium verkünde, sei dagegen in den eindeutigen Worten Jesu an die Jünger zu erkennen, als diese glücklich von der Erfüllung ihres Auftrags zurückkamen: »Wir sind unnütze Sklaven.« Und so bekräftigte der Papst in der Messe, die er am 5. Februar in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte, dass die eigentliche »Sendung der Kirche darin besteht, die Wunden des Herzens zu heilen, Türen zu öffnen, frei zu machen, zu sagen, dass Gott gut ist, dass er alles vergibt, dass er Vater ist, dass er zärtlich ist und immer auf uns wartet«.
Im Tagesevangelium (Mk 6,7-13), so begann der Papst, »haben wir gehört, wie Jesus seine Jünger zu sich ruft und sie aussendet, das Evangelium zu verkünden: er ist es, der sie ruft«. Das Evangelium sage, »dass er die Zwölf zu sich rief, sie aussandte und ihnen Vollmacht gab. Bei der Berufung der Jünger gibt der Herr ihnen die Vollmacht: die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, um die Menschen zu befreien, sie zu heilen. Das ist die Vollmacht, die Jesus erteilt.« In der Tat »gibt er ihnen keine Vollmacht, große Unternehmungen zu leiten oder Großtaten zu vollbringen «, sondern »er erteilt ihnen die Vollmacht, dieselbe Vollmacht, die er hatte, die Vollmacht, die er vom Vater erhalten hatte«. Und er tue dies mit einem »ganz eindeutigen Ratschlag: Geht gemeinsam, aber nehmt nichts auf den Weg mit außer einem Wanderstab, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel: geht in Armut!«
»Das Evangelium«, unterstrich Franziskus, »ist so reich und so stark, dass es nicht nötig hat, große Firmen, große Unternehmen zu gründen, um verkündet zu werden.« Denn das Evangelium »muss in Armut verkündet werden, und der wahre Hirte ist jener, der so geht wie Jesus: arm, um das Evangelium zu verkünden, und mit dieser Vollmacht«. Und »wenn das Evangelium auf diese einfache Weise bewahrt wird, mit dieser Armut, dann sieht man ganz deutlich, dass das Heil keine Theologie des Reichtums ist«, sondern »es ist eine Gabe, dieselbe Gabe, die Jesus erhalten hatte, um sie weiterzuschenken«. Franziskus verwies auf »die wunderschöne Szene in der Synagoge, wo Jesus sich den Seinen offenbart: ›Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.‹« Genau das »ist das Ziel der Verkündigung des Evangeliums, ohne viel seltsames, weltliches Beiwerk«. Jesus »sendet auf diese Weise aus«.
»Was gebietet er den Jüngern zu tun? Wie lautet sein Pastoralprogramm?«, fragte der Papst. Es bestehe ganz einfach darin, »zu behandeln, zu heilen, wieder aufzurichten, die Dämonen zu vertreiben: das ist das einfache Programm«. Das stimme mit »dem Auftrag der Kirche überein: der Kirche, die heilt, die Sorge trägt«. Deshalb »habe ich gelegentlich von der Kirche als Feldlazarett gesprochen: Es ist wahr! Wie viele Verwundete gibt es doch, wie viele! So viele Menschen, die es nötig haben, dass ihre Wunden geheilt werden!« Das also, fuhr der Papst fort, »ist die Sendung der Kirche: die Wunden des Herzens heilen, Türen öffnen, befreien, sagen, dass Gott gut ist, dass Gott alles vergibt, dass Gott der Vater ist, dass Gott zärtlich ist, dass Gott immer auf uns wartet«. »Die Jünger sind glücklich zurückgekehrt« von ihrer Mission, bekräftigte der Papst unter Verweis auf das Lukasevangelium (10,17-20), denn »sie hatten nicht geglaubt, den Auftrag ausführen zu können«. Und »sie sagten zum Herrn: ›Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen.‹« In der Tat seien sie »glücklich gewesen, weil diese Vollmacht Jesu, die einfach, in Armut, voller Liebe genutzt worden war, zu einem guten Ergebnis geführt hatte«. Gerade die Worte, die die glücklichen Jünger dem Evangelium zufolge an Jesus gerichtet hätten, »erklärt uns alles«. Sie hätten berichtet: »Wir haben dies getan, und jenes, und dann noch das, und das, und das…« Da schließe Jesus, nachdem er sie angehört habe, die Augen und sage: »Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.« Ein Satz, der offenbare, worin »der Krieg der Kirche besteht: es ist wahr, wir müssen uns helfen lassen und Organisationen gründen, die helfen, denn der Herr schenkt uns dafür die Gaben«.
Aber, so warnte der Papst, »wenn wir diesen Auftrag vergessen, wenn wir die Armut vergessen, wenn wir den apostolischen Eifer vergessen und unsere Hoffnung auf diese Mittel setzen, dann verwandelt sich die Kirche nach und nach in eine NGO und wird zu einer schönen Organisation: mächtig, aber nicht mehr dem Evangelium gemäß, weil dann dieser Geist fehlt, diese Armut, diese Kraft, zu heilen.« Mehr noch: nach ihrer Rückkehr nehme Jesus die Jünger mit, »um ein wenig auszuruhen, um einen Tag auf dem Land zu verbringen, um Brötchen zu essen und etwas dazu zu trinken«. Kurz, der Herr wolle »ein bisschen Zeit gemeinsam verbringen, um zu feiern«. Und sie unterhielten sich über die soeben durchgeführte Mission. Aber Jesus sage keineswegs zu ihnen: »Ihr seid tüchtig gewesen, wirklich! Für das nächste Mal, jetzt organisiert ihr es besser!« Er beschränke sich darauf, ihnen zu empfehlen: »Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven« (Lk 17,10). In diesen Worten des Herrn, so bekräftigte Franziskus, sei das Profil eines Apostels entworfen. Und in der Tat, »wie könnte das schönste Lob für einen Apostel lauten?« Dies sei die Antwort: »Er war ein Arbeiter für das Reich Gottes, er hat für das Reich Gottes gewirkt.« Gerade »das ist das höchste Lob, weil er auf diesem Weg der Verkündigung Jesu geht. Er geht, um zu heilen, zu behüten. Er geht, diese frohe Botschaft zu verkünden und dieses Jahr des Heils auszurufen. Um dafür zu sorgen, dass das Volk den Vater wiederfindet, um Frieden zu stiften in den Herzen der Menschen.«
Abschließend lud der Papst dazu ein, diesen Abschnitt aus dem Evangelium zu lesen und dabei hervorzuheben, »was für Jesus, für die Verkündigung des Evangeliums am wichtigsten ist: sie sind es, diese kleinen Tugenden«. Und »dann ist er es, der Heilige Geist, der alles wirkt«.
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