PAPST FRANZISKUS
FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
Ein wunderschöner Kampf
Donnerstag, 30. Oktober 2014
aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 46, 14. November 2014
Als Christ zu leben »heißt kämpfen«, und man benötigt »Kraft und Mut«, um den Versuchungen des Teufels zu »widerstehen« und die Wahrheit zu »verkünden«. Aber dieser »Kampf ist wunderschön «, denn »wenn der Herr bei jedem Schritt unseres Lebens siegt, dann schenkt uns das Freude und tiefes Glück«. Papst Franziskus meditierte in der heiligen Messe am 30. Oktober in Santa Marta über die Worte des heiligen Paulus und die »militärische Sprache«, derer er sich im Epheserbrief (6,10-20) bedient. Er sprach über das, was die Theologen als »geistlichen Kampf« bezeichnet haben: »Um im geistlichen Leben vorankommen zu können, muss man kämpfen.«
Zunächst erläuterte der Papst, dass man hierfür »Kraft und Mut« brauche, da es sich nicht um ein »einfaches Waffengeplänkel«, sondern um »einen unablässigen Kampf« gegen den »Fürst der Finsternis« handle. Von jener intensiven Auseinandersetzung habe der Katechismus gesprochen, »wo uns beigebracht wurde, dass das christliche Leben sich mit drei Feinden auseinandersetzen müsse: mit dem Teufel, mit der Welt und mit dem Fleisch«. Es handle sich dabei um den alltäglichen Kampf gegen die »Weltlichkeit« und gegen »Neid, Wollust, Völlerei, Hochmut, Stolz, Eifersucht«, alles Leidenschaften, die »Wunden sind, die die Erbsünde geschlagen hat«. Jemand könne sich also fragen: »Aber ist das Heil, das Jesus uns schenkt, nicht unentgeltlich?« Ja, antwortete Franziskus, »aber du musst es verteidigen! « Und wie Paulus schreibe, müsse man »die Rüstung Gottes anziehen«, um dies zu tun. Denn »man kann an kein geistliches Leben, an kein christliches Leben, denken«, ohne »den Versuchungen zu widerstehen, ohne gegen den Teufel zu kämpfen«.
Und man stelle sich nur vor, so Franziskus, dass man uns habe glauben machen wollen, »dass der Teufel nur ein Mythos, ein Bild, eine Vorstellung, die Vorstellung des Bösen sei«. Dagegen »existiert der Teufel, und wir müssen gegen ihn kämpfen«. Daran erinnere der heilige Paulus, »das Wort Gottes sagt es«, und doch habe es den Anschein, »dass wir nicht so ganz überzeugt« seien von dieser Wirklichkeit. Aber wie ist diese »Rüstung Gottes« beschaffen? Einige Details liefere uns der Apostel: »Seid standhaft, seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit.« Es bedürfe also vor allem der Wahrheit, denn »der Teufel ist der Lügner, er ist der Vater der Lügner«. Des Weiteren, so fahre Paulus fort, müsse man »als Panzer die Gerechtigkeit« anlegen: In der Tat, so erläuterte der Bischof von Rom, »kann man nicht Christ sein, ohne unentwegt daran zu arbeiten, gerecht zu sein«.
Und weiter: »An den Füßen ›als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen‹.« Tatsächlich »ist der Christ ein Mann oder eine Frau des Friedens«, und wenn er keinen »Frieden in seinem Herzen hat«, dann stimme etwas in ihm nicht: es sei der Friede, der »dir die Kraft verleiht, um zu kämpfen«. Schließlich lese man im Epheserbrief noch: »Vor allem greift zum Schild des Glaubens!« Bei diesem Detail hielt sich der Papst länger auf: »Etwas, das uns eine große Hilfe sein könnte, wäre, dass wir uns fragten: Wie ist es um meinen Glauben bestellt? Glaube ich, oder glaube ich nicht? Oder glaube ich ein bisschen ja und ein bisschen nein? Bin ich ein bisschen weltlich und ein bisschen gläubig?« Wenn wir das Glaubensbekenntnis sprächen, täten wir das dann nur »in Worten«? Seien wir uns der Tatsache bewusst, so fragte Franziskus, dass »man ohne den Glauben nicht vorankommt, dass man dann das Heil Jesu nicht verteidigen kann?«
Unter Verweis auf das neunte Kapitel des Johannesevangeliums, wo Jesus den Blinden heilt, von dem die Pharisäer nicht glauben wollten, dass er blind gewesen sei, machte der Papst darauf aufmerksam, dass Jesus den Jungen nicht etwa frage: »Bist du zufrieden? Bist du glücklich? Hast du gesehen, wie gut ich bin?«, sondern vielmehr: »Glaubst du an den Menschensohn? Glaubst du?« Und dieselbe Frage richte er »jeden Tag an uns«. Eine unumgängliche Frage, denn »wenn unser Glaube schwach ist, dann trägt der Teufel den Sieg über uns davon«. Der Schild des Glaubens »schützt uns nicht nur, sondern er schenkt uns auch das Leben«. Und damit, so sage Paulus, könnten wir »alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen«. In der Tat »bewirft uns der Teufel nicht mit Blumen«, sondern »mit feurigen, giftigen Geschossen, um uns zu töten«.
Zur Rüstung des Christen, so fuhr der Papst fort, gehöre auch »der Helm des Heils«, das »Schwert des Geistes« und das Gebet. Der heilige Paulus erinnere daran: »Betet jederzeit!« Und der Papst wiederholte dies: »Betet, betet!« In der Tat sei es unmöglich, »ein christliches Leben zu führen, ohne wachsam zu sein«. Daher könne das christliche Leben als eine Art »Kampf« angesehen werden. Aber wie der Papst bekräftigte, sei es »ein wunderschöner Kampf«, da er uns »diese Freude schenkt, dass der Herr in uns gesiegt hat durch sein umsonst geschenktes Heil«. Und dennoch, so schloss er, seien wir alle »etwas faul« und »lassen uns von unseren Leidenschaften, von einigen Versuchungen vorantreiben«. Aber auch wenn »wir Sünder sind«, dürften wir doch den Mut nicht sinken lassen, »denn der Herr, der uns alles gegeben hat, ist bei uns« und werde uns »auch auf diesem kleinen Schritt von heute«, in unserer alltäglichen Schlacht »siegen lassen«, dank der »Gnade der Kraft, des Mutes, des Gebetes, der Wachsamkeit und der Freude«.
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