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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Erwartung und Hoffnung

 Dienstag, 21. Oktober 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 44, 31. Oktober 2014

 

Die Christen sind berufen, Männer und Frauen voller Hoffnung zu sein, vereint in der Gewissheit, dass Gott niemanden im Stich lässt. Daran erinnerte Papst Franziskus in der heiligen Messe, die er am 21. Oktober in Santa Marta feierte. In seinen Ausführungen zur Lesung des Tages und zum Lukasevangelium (12,35-38) – in dem Jesus seine Jünger auffordert, wie die Knechte zu sein, die wachend auf die Rückkehr ihres Herrn von einer Hochzeitsfeier warten – fragte der Papst: »Aber wer ist dieser Herr, dieser Herr des Hauses, der von diesem Hochzeitsfest kommt, der tief in der Nacht zurückkehrt?« Jesus selbst gebe darauf die Antwort: »Ich bin es, der gekommen ist, um euch zu dienen, der sich gürtet, der euch am Tisch Platz nehmen lässt und euch bedient.«

Jesus – dies bestätige auch der heilige Paulus im Epheserbrief (2,12-22) – sei der, »der gekommen ist, um zu dienen, nicht um sich dienen zu lassen«. Und die erste Gabe, die wir von ihm erhalten hätten, sei eine Identität. Jesus habe uns »ein Bürgerrecht, die Zugehörigkeit zu einem Volk, einen Vor- und Nachnamen« gegeben. Indem er erneut auf die Worte des Apostels zurückgriff, der die Heiden daran erinnert habe, dass sie, als sie noch von Christus getrennt gewesen seien, »vom Bürgerrecht ausgeschlossen« waren, betonte Franziskus: »Ohne Christus haben wir keine Identität.«

In der Tat sei es ihm zu verdanken, dass wir, die einst getrennt waren, zu »einem Volk« geworden seien. Wir seien »Feinde« gewesen, die »keinen Frieden hatten«, isoliert waren, aber Jesus »hat uns durch sein Blut vereint«. Der heilige Paulus lieferte auch das Stichwort, um dieses Thema zu vertiefen. Im Epheserbrief stehe geschrieben: »Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder.« Wir alle wüssten, so der Bischof von Rom, dass »es dann, wenn wir nicht in Frieden mit den anderen Menschen leben, eine trennende Wand gibt«. Aber Jesus »bietet uns seine Hilfe an, um diese Wand niederzureißen«. Es sei ihm zu verdanken, dass »wir einander begegnen können«.

Wir seien ein zersplittertes Volk gewesen, das aus voneinander isolierten Menschen bestanden habe, bis Christus durch sein Kreuz »alle einander angenähert hat, uns zu einem einzigen Leib gemacht hat«. Und das habe er getan, indem er alle Menschen in Gott miteinander versöhnt habe. So seien wir aus »Feinden« zu »Freunden« geworden und statt als »Fremde« könnten wir uns nun als »Kinder« fühlen. »Aber was ist die Voraussetzung« dafür, dass wir aus »Fremden«, aus »Leuten von der Straße« zu »Mitbürgern der Heiligen« werden könnten? Dazu müssten wir darauf vertrauen, dass der Herr, dass Jesus von der Hochzeit zurückkehre.

Man müsse »ihn erwarten« und stets bereit sein: »Wer Jesus nicht erwartet, der verschließt die Tür vor Jesus, er lässt nicht zu, dass er dieses Werk des Friedens, der Gemeinschaft, der Bürgerschaft – mehr noch: des Namens – vollbringt.« Dieses Namens, der uns daran erinnere, wer wir wirklich seien: »Kinder Gottes«. Daher »ist der Christ ein Mann oder eine Frau der Hoffnung«, denn »er weiß, dass der Herr kommen wird«. Und wenn das geschehe – auch wenn »wir die Stunde nicht kennen« –, dann wolle er uns nicht wie früher »isoliert, als Feinde vorfinden«, sondern so wie er uns durch sein Kreuz gemacht habe: als »Freunde, Nachbarn, in Frieden«.

Aus diesem Grunde, so schloss Papst Franziskus, sei es wichtig, sich zu fragen: »Wie warte ich auf Jesus?« Vor allem aber: »Erwarte ich Jesus oder erwarte ich ihn nicht?« In der Tat benähmen auch wir Christen »uns wie die Heiden« und »leben so, als ob nichts geschehen werde«. Wir müssten aufpassen, dass wir nicht so seien wie »der egoistische Heide«, der sich verhalte, als ob er selbst »ein Gott sei« und denke: »Ich komme allein zurecht.« Wer sich so verhalte, der »nimmt ein übles Ende, er hat am Ende keinen Namen, keinen Hausgenossen, keine Bürgerschaft.« Dagegen solle sich ein jeder von uns fragen: »Glaube ich an diese Hoffnung, dass er kommen wird?« Und weiter: »Ist mein Herz dafür offen, es zu hören, wenn er an die Tür klopft, wenn er die Tür öffnet?«

 



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