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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

  

Martyrium "mit Samthandschuhen"

 Montag, 30. Juni 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 29, 8. Juli  2014

 

Auch heute ist noch die Zeit der Märtyrer: Die Christen werden im Nahen Osten verfolgt, wo sie getötet oder zur Flucht gezwungen werden – mitunter »auf elegante Weise, ›mit Samthandschuhen‹ «. An dem Tag, an dem die Kirche der Märtyrer der ersten Jahrhunderte gedenkt, hat Papst Franziskus zum Gebet aufgerufen »für unsere Brüder, die heute in der Verfolgung leben«.

Denn heute, so sagte er, »gibt es nicht weniger Märtyrer« als zur Zeit von Kaiser Nero. Daher widmete der Papst die Eucharistiefeier, die er am Montagmorgen, dem 30. Juni, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte, dem Martyrium. »Im Tagesgebet«, sagte der Papst, »haben wir den Herrn mit folgenden Worten angerufen: ›Du hast die Anfänge der Kirche von Rom durch das Blut vieler Märtyrer geheiligt [ital.: aufkeimen lassen, Anm.d.Red.].‹« Diese Anrufung, so führte er aus, sei sehr geeignet, um der »ersten Märtyrer dieser Kirche« zu gedenken. Außerdem, so fügte er hinzu, »ruhen ihre Gebeine hier ganz in der Nähe, nicht nur auf dem Friedhof, wenige Meter unter der Erde waren sehr viele« und »vielleicht einige direkt hier unten …«.

Es sei besonders bedeutsam, so der Papst, dass »das Verb, das wir gebrauchen, um den Herrn anzurufen, ›aufkeimen‹ lautet: ›Du hast die Anfänge der Kirche aufkeimen lassen‹«. Also »ist die Rede vom Wachstum und von einer Pflanze: Das lässt uns daran denken, dass Jesus oft gesagt hat, dass das Himmelreich einem Samenkorn gleicht«. Auch »der Apostel Petrus sagt uns in seinem Brief: Wir sind ›neu geboren worden… aus unvergänglichem Samen‹«. Und das »ist der Same des Wortes Gottes. Das ist es, was ausgesät wird: Der Same ist das Wort Gottes, sagt der Herr. Es wird ausgesät«. In einem Gleichnis sagt Jesus: »Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der ein Samenkorn auf seinem Acker sät, dann nach Hause geht, sich ausruht, arbeitet, wacht, bei Tag und bei Nacht. Und das Samenkorn wächst, keimt auf, ohne dass er weiß, wie es geschieht«. Die zentrale Frage, so der Papst, bestehe also darin, sich zu fragen: »Wie kann man dafür sorgen, dass dieser Same des Wortes Gottes wächst und zum Himmelreich wird, wächst und Kirche wird?«. Der Bischof von Rom verwies auf »die beiden Quellen«, die dieses Werk hervorbringen: »Der Heilige Geist – die Kraft des Heiligen Geistes – und das Zeugnis des Christen«.

Vor allem, so erläuterte der Papst, »wissen wir, dass es ohne den Geist kein Wachstum gibt: Er macht die Kirche, er lässt die Kirche wachsen, er ruft die Gemeinschaft der Kirche zusammen«. Aber, so sagte er weiter, »auch das Zeugnis des Christen ist notwendig«. Und »wenn das Zeugnis ans Ende gelangt, wenn die Umstände der Zeit von uns ein starkes Zeugnis verlangen, dort sind dann die Märtyrer: die größten Zeugen!« Und dann »wird die Kirche vom Blut der Märtyrer getränkt «. Gerade »das ist die Schönheit des Martyriums: Es beginnt mit dem Zeugnis, Tag für Tag, und es kann mit dem Blut enden, wie bei Jesus, dem ersten Märtyrer, dem ersten Zeugen, dem treuen Zeugen«.

Um wahr zu sein, müsse das Zeugnis jedoch »bedingungslos sein«, sagte der Papst. Das heutige Tagesevangelium (Mt 8,18-22) sei in dieser Hinsicht deutlich. »Wir haben gehört, was der Herr sagt« zu jenem Jünger, der sich, um ihm nachzufolgen, eine Bedingung erbitte: »Herr, lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben! « Aber »der Herr gebietet ihm Einhalt: Nein!« Denn, so der Papst, »das Zeugnis ist bedingungslos, es muss fest entschlossen sein, es muss entschieden sein, es muss jene so deutliche Sprache sprechen wie Jesus sie spricht: ›Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein‹!« Genau das »ist die Sprache des Zeugnisses«. Im Hinblick auf die Geschichte »der Kirche von Rom, die wächst, geführt vom Blut der Märtyrer« forderte der Papst dann dazu auf, »an die vielen Märtyrer unserer Zeit« zu denken, »die ihre Leben für den Glauben hingeben: die verfolgten Christen«. Denn, so sagte er, »wenn es in der Verfolgung unter Kaiser Nero viele von ihnen gab, so gibt es doch heute nicht weniger Märtyrer, verfolgte Christen«.

Die Tatsachen seien bekannt. »Denken wir an den Nahen Osten«, so sagte er, »an die Christen, die vor der Verfolgung fliehen müssen «, und »an die Christen, die von den Verfolgern getötet werden«. Und »auch an jene Christen, die auf elegante Art, ›mit Samthandschuhen‹, vertrieben werden: Auch das ist eine Verfolgung!« In unseren Tagen, wiederholte der Papst, »gibt es in der Kirche mehr Zeugen, mehr Märtyrer als in den ersten Jahrhunderten«. Und »während wir in der Messe unserer glorreichen Vorfahren hier in Rom gedenken«, forderte er dazu auf, an »unsere Brüder, die verfolgt werden, die leiden und die mit ihrem Blut den Samen vieler ganz kleiner neu entstehender Kirchen wachsen lassen«, zu denken und für sie zu beten. Ja, sagte er abschließend, »beten wir für sie und auch für uns«.

 


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