Index   Back Top Print

[ DE ]

PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

  

 Das Wiegenlied Gottes

 Freitag, 27. Juni 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 28, 8. Juli  2014

 

Wir haben einen Gott, der »in uns verliebt ist«, der uns zärtlich liebkost und uns das Wiegenlied singt, genau wie ein Vater mit seinem Kind. Und nicht nur das: Er sucht uns als Erster, er wartet auf uns und lehrt uns, »klein« zu sein, denn »die Liebe liegt mehr im Geben als im Nehmen« und »mehr in den Werken als in den Worten«. Daran erinnerte Papst Franziskus während der Frühmesse, die er am Freitag, dem 27. Juni – Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu –, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte. Die Meditation des Papstes ging vom liturgischen Tagesgebet aus, in dem wir, wie er sagte, »dem Herrn gedankt haben, dass er uns die Gnade, die Freude schenkt, im Herzen seines Sohnes die großen Werke seiner Liebe zu feiern«. »Liebe«: Dies ist das Schlüsselwort, das der Bischof von Rom ausgewählt hatte, um die tiefe Bedeutung des Hochfests des Heiligsten Herzens Jesu zum Ausdruck zu bringen. Denn, so sagte er, »heute ist das Fest der Liebe Gottes, der Liebe Jesu Christi: Es ist die Liebe Gottes zu uns und die Liebe Gottes in uns«. Ein Fest, fügte er hinzu, das »wir mit Freude feiern«.

Insbesondere zwei sind dem Papst zufolge »die Wesenszüge der Liebe«. Der erste ist enthalten in dem Wort: »Die Liebe liegt mehr im Geben als im Nehmen«; der zweite in dem Wort: »Die Liebe liegt mehr in den Werken als in den Worten«. Papst Franziskus erläuterte: »Wenn wir sagen, dass sie mehr im Geben als im Nehmen liegt, dann deshalb, weil die Liebe sich immer mitteilt, immer mitteilt, und vom Geliebten empfangen wird«. Und »wenn wir sagen, dass sie mehr in den Werken als in den Worten liegt«, fügte er hinzu, dann deshalb, weil »die Liebe stets Leben schenkt, wachsen lässt«. Der Papst umriss dann die grundlegenden Eigenschaften der Liebe Gottes zu den Menschen. Und so griff er einige Stellen aus den Schriftlesungen der Liturgie des Tages auf, die, wie er bemerkte, »uns zweimal etwas über die Kleinen sagt«. Denn in der ersten Schriftlesung, die dem Buch Deuteronomium entnommen ist (7,6-11), »erklärt Mose, warum das Volk auserwählt wurde, und sagt: weil ihr das kleinste unter allen Völkern seid«. Dann, im Matthäusevangelium (11,25-30), »preist Jesus den Vater, weil dieser die göttlichen Dinge vor den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hat«.

Es sei also, so der Papst, »um die Liebe Gottes zu verstehen, diese Kleinheit des Herzens notwendig «. Im Übrigen sagt Jesus es ganz deutlich: »Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ich nicht in das Himmelreich kommen «. Das also sei der richtige Weg: »wie Kinder werden, klein werden«, denn die Liebe Gottes kann man »nur in dieser Kleinheit, in dieser Erniedrigung empfangen«. Wenn »der Herr selbst«, so der Bischof von Rom, »seine Liebe zu uns erläutert«, versuche er nicht zufällig »so zu sprechen als spräche er mit einem Kind«. Und in der Tat »ruft Gott dem Volk in Erinnerung: ›Erinnere dich, dass ich dich Gehen gelehrt habe wie ein Vater sein Kind‹«. Es handle sich genau um »diese Beziehung zwischen Vater und Kind«. Aber, so warnte der Papst, »wenn du nicht klein bist«, kann diese Beziehung nicht hergestellt werden«. Und diese Beziehung bringe »den Herrn, der in uns verliebt ist«, dazu, auch Worte zu gebrauchen, »die wie ein Wiegenlied erscheinen«. Denn in der Heiligen Schrift sage der Herr: »Fürchte dich nicht, du Würmlein Israel, fürchte dich nicht!« Und er liebkose uns, indem er zu uns sage: »Ich bin bei dir, ich nehme deine Hand«.  Das »ist die Zärtlichkeit des Herrn in seiner Liebe, das ist es, was er uns mitteilt. Und er verleiht unserer Schwachheit Stärke«. Aber, so mahnte der Papst, »wenn wir uns stark fühlen, dann werden wir nie die Erfahrung der wunderschönen Liebkosungen des Herrn machen«. Die »Worte des Herrn«, sagte der Papst, »lassen uns die geheimnisvolle Liebe verstehen, die er uns entgegenbringt«. Und Jesus selbst zeige uns, was wir tun müssen: Er sage über sich selbst, er sei »gütig und von Herzen demütig«. Denn »auch er, der Sohn Gottes, erniedrigt sich, um die Liebe des Vaters zu empfangen«.

Eine weitere Wahrheit, die das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu in Erinnerung rufe, so der Papst weiter, könne dem Text der Zweiten Lesung aus dem ersten Ersten Brief des Johannes entnommen werden (4,7-16): »Gott hat uns als Erster geliebt, er ist immer vor uns da, er erwartet uns«. Der Prophet Jesaja »sagt über ihn, dass er wie die Blüte des Mandelbaums ist, der im Frühling als erster blüht«. Der Papst hob hervor: »Wenn wir ankommen, ist er schon da, wenn wir ihn suchen, hat er uns bereits als Erster gesucht: Er ist uns stets voraus, er erwartet uns, um uns in sein Herz, in seine Liebe hinein zu nehmen«.

Zusammenfassend hob Papst Franziskus hervor, dass die beiden erwähnten Wesenszüge »uns helfen können, dieses Geheimnis der Liebe Gottes zu uns zu verstehen: Um zum Ausdruck zu kommen, bedarf es unserer Kleinheit, unserer Erniedrigung. Und es bedarf auch unseres Staunens, wenn wir ihn suchen und ihn dort finden, wo er auf uns wartet«. Und er sagte: Es ist »sehr schön, so die Liebe Gottes in Jesus, im Herzen Jesu zu verstehen und zu spüren«.

Abschließend lud der Papst die Anwesenden ein, den Herrn zu bitten, dass er jedem Christen die Gnade schenken möge, »zu verstehen, zu spüren, in diese so geheimnisvolle Welt einzutreten, zu staunen und Frieden zu finden in dieser Liebe, die sich mitteilt, die uns Freude schenkt und die uns auf dem Weg des Lebens führt wie ein Kind«, das »an der Hand« gehalten wird.

 



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana