PAPST FRANZISKUS
FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
Sünder mit weißen Handschuhen
Dienstag, 17. Juni 2014
aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 26, 27. Juni 2014
Die Tür zum Ausgang aus der Korruption ist die Bitte um Vergebung, die Reue. Das unterstrich Papst Franziskus am 17. Juni, als er in der Predigt der heiligen Messe in Santa Marta erneut auf das Thema der Korruption zurückkam. »Wenn wir in den Zeitungen lesen, das der korrupt ist und der andere auch, der die Straftat der Korruption begangen hat, und Bestechungsgelder hier und dort zum Einsatz kommen, und auch viel über einige Prälaten«, dann »haben wir als Christen die Pflicht, für sie um Vergebung zu bitten«, den Herrn zu bitten, dass »er ihnen die Gnade der Umkehr schenken möge, dass sie nicht mit einem korrupten Herzen sterben«. Also »die Korrupten verurteilen, ja; um die Gnade bitten, nicht korrupt zu werden, ja«; aber »auch für ihre Bekehrung beten!«
Der von der Liturgie vorgegebene Abschnitt aus der Bibel, der den Papst zu diesen Gedanken anregte, beschreibt das Martyrium von Nabot und ist im ersten Buch der Könige (21,17-29) zu finden. Franziskus sah in diesem Text drei Aspekte, »über die nachzudenken, gut tun wird«: die Definition der Korruption, das Schicksal der Korrupten und die Möglichkeit, die letztere haben, sich zu retten. In Bezug auf die Definition der Korruption sei es der Prophet Elija als Hauptperson des Textes, der klar sage, »was ein Korrupter tut«, und zwar in seinen Worten an König Ahab. Dieser war für die Steinigung Nabots verantwortlich, weil er ihm einen Weinberg nicht verkaufen wollte: »Durch einen Mord bist du Erbe geworden… Du hast dich hergegeben zu tun, was dem Herrn missfällt!« Denn, so der Bischof von Rom, »wenn der Korrupte diesen Weg der Korruption betritt, dann begeht er heute etwas, und am nächsten Tag etwas anderes. Er nimmt das Leben, reißt unrechtmäßig an sich, und verkauft sich, in einem fort.« Es sei praktisch so, fügte der Papst mit einem weiteren eindrücklichen Bild hinzu, »als höre er auf eine Person zu sein und werde zu einer Ware«. Ja, der Korrupte »ist eine Ware! Er kauft und verkauft: ›Dieser Mann, ja der kostet so und so viel: du kannst ihn kaufen und du kannst ihn verkaufen!‹ Das ist die Definition: er ist eine Ware!«
In Bezug auf den zweiten Aspekt – was der Herr mit den Korrupten tun wird – erinnerte der Papst zunächst an die drei Kategorien, auf die er in der Predigt des Vortags hingewiesen hatte: »den korrupten Politiker, den korrupten Geschäftemacher und den korrupten Kleriker«. »Alle drei fügten Unschuldigen Schaden zu, den Armen; denn die Armen sind es, die das Fest der Korrupten bezahlen! Die Rechnung geht an sie.« Auf die Frage des Schicksals der Korrupten zurückkommend, unterstrich er, dass es der Herr selbst sei, der in der heutigen Lesung klar sage, »was er tun wird: ›Ich werde Unheil über dich bringen und dich hinwegfegen. Ich werde von Ahabs Geschlecht alles, was männlich ist, bis zum letzten Mann in Israel ausrotten, ob Sklave oder Freier… Denn du hast mich zum Zorn gereizt und Israel zur Sünde verführt!« Denn »der Korrupte reizt Gott zum Zorn und verführt das Volk zur Sünde«.
Deshalb gebrauche der Herr gegenüber Ahab, dem Archetyp aller Korrupten, harte Worte, wenn Elija ihm prophezeie: »An der Stelle, wo die Hunde das Blut Nabots geleckt haben, werden Hunde auch dein Blut lecken!« Nicht ohne Grund, fuhr der Papst fort, »sagt Maria, wenn sie in ihrem Lobgesang die Heilsgeschichte deutet, dass der Herr die Mächtigen vom Thron stößt und die zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind«. Und den Grund habe Jesus selbst genannt: »Wenn jemand von euch einen anderen verführt und Ärgernis gibt, dann wäre es besser, man würde ihn ins Meer werfen.« Genau so sei es: »Der Korrupte gibt Ärgernis, er ist ein Ärgernis für die Gesellschaft und er ist ein Ärgernis für das Volk Gottes.« Und da sei »der Herr ein wenig zornig mit den Korrupten, weil sie Ärgernis erregen, weil sie die Wehrlosen ausbeuten, sie versklaven «. Wie Ahab also, »der Korrupte, der sich verkauft, um Böses zu tun. Aber er weiß es nicht: er glaubt, er verkauft sich, um mehr Geld, mehr Macht zu haben. Aber er verkauft sich, um Böses zu tun, um zu töten.« Wenn man sage: »Dieser Mann ist ein Korrupter. Diese Frau ist eine Korrupte…«, dann sei es notwendig innezuhalten, um nachzudenken und sich zu fragen, ob wir Beweise für unsere Behauptung hätten. Denn, so erläuterte der Papst, »zu einem Menschen zu sagen, dass er ein korrupter Mann oder eine korrupte Frau ist, heißt dies zu sagen: es heißt zu sagen, dass sie verurteilt sind, dass der Herr sie weggejagt hat.« Und weil sei Verräter seien, Menschen, die stehlen und töten, liefen sie Gefahr, sich »dem Fluch Gottes« auszusetzen, »weil sie Unschuldige ausgebeutet haben, die sich nicht verteidigen können; und sie haben das mit weißen Handschuhen getan, von weitem, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.« In jedem Fall gebe es »eine Ausgangstür für die Korrupten«. Sie sei auch in der Lesung zu finden: »Als Ahab diese Drohungen hörte, zerriss er seine Kleider, trug ein Bußgewand auf dem bloßen Leib und fastete. Er schlief im Bußgewand und ging bedrückt umher. Er begann, Buße zu tun.« Der Papst verglich Ahabs Erfahrung mit der »jenes guten Mannes, der der Korruption verfallen war: der heilige König David.
›Ich habe gesündigt!‹ Und er weinte und tat Buße; er bereute.« »Um Vergebung bitten«, das sei also die »Ausgangstür für die Korrupten, für die korrupten Politiker, die korrupten Geschäftemacher und die korrupten Kleriker«. Denn »dem Herrn gefällt das«: Er vergibt, aber er tut das, »wenn die Korrupten das tun, was Zachäus getan hat: ›Ich habe gestohlen, Herr. Ich werde alles vierfach zurückerstatten!‹« Abschließend lud der Papst daher ein, für alle Korrupten zu beten und für sie um Vergebung zu bitten, damit sie »die Gnade der Umkehr« erhielten.
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