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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Ungeschminkte Christen

 Dienstag, 18. März 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 13, 28. März 2014

 

Ein Christ, der meint, sich selbst retten zu können, ist »ein Heuchler«, ein »geschminkter Christ«. Die Fastenzeit ist die geeignete Zeit, das eigene Leben zu ändern und sich Christus zu nähern, indem man reuevoll um Vergebung bittet und dazu bereit ist, Zeugnis für sein Licht abzulegen, indem man sich der Hilfsbedürftigen annimmt. Am Dienstag früh, 18. März, trug Papst Franziskus im Verlauf der Messe, die er in Santa Marta feierte, eine neue Fastenpredigt vor.

»Die Fastenzeit«, so leitete er seine Predigt ein, »ist eine Zeit, in der man dem Herrn näherkommen sollte«. Im Übrigen, so erläuterte er, sei dies bereits in dem Wort enthalten, das »Quadragesima« (lat. »40-tägiger Zeitraum«), »Umkehr«, bedeute. Und genau mit einer Aufforderung zur Umkehr, so merkte er in Bezug auf die Lesung aus dem Buch Jesaja an (1,10.16-20), »beginnt die erste Schriftlesung zum heutigen Tage. In der Tat ruft der Herr zur Umkehr auf; und kurioserweise ruft er zwei sündige Städte dazu auf«, Sodom und Gomorra, an die er die Aufforderung richte: »Kehrt um, ändert euer Leben, nähert euch dem Herrn«. Das, so erläuterte er, »ist die Aufforderung der Fastenzeit: es sind vierzig Tage, die dazu dienen, sich dem Herrn zu nähern, dazu, ihm näher zu sein. Denn wir alle haben es nötig, unser Leben zu ändern.« Und es nütze nichts, zu sagen: »Aber, Vater, ich bin kein großer Sünder… «, denn »wir alle tragen etwas in uns, und wenn wir in unsere Seele schauen, so finden wir immer etwas, das nicht in Ordnung ist, wir alle«. Die Fastenzeit »fordert uns« folglich »dazu auf, unser Leben in Ordnung zu bringen«, so präzisierte der Papst. Und gerade das sei es, was es uns gestatte, uns dem Herrn zu nähern. Und er sei bereit dazu, zu vergeben.

Im Hinblick darauf zitierte der Papst erneut die Worte der ersten Schriftlesung: »Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee.« Und er fuhr fort: »›Ich werde deine Seele verwandeln‹: das sagt Jesus. Und was verlangt er von uns? Dass wir uns nähern. Uns ihm nähern. Er ist ein Vater; er erwartet uns, um uns zu vergeben. Und er erteilt uns einen Rat: ›Seid nicht wie die Heuchler‹. Um dies zu erläutern, verwies Papst Franziskus dann auf die kurz zuvor verlesene Schriftlesung aus dem Markusevangelium: »Wir haben es im Evangelium gelesen: diese Art der Annäherung will der Herr nicht. Er will eine aufrichtige, wahre Annäherung. Was tun hingegen die Heuchler? Sie schminken sich. Sie schminken sich als gute Menschen. Sie malen sich ein Gesicht hin, das nach Heiligenbildchen ausschaut, beten mit zum Himmel gerichteten Augen, sorgen dafür, dass sie gesehen werden, sie fühlen sich gerechter als alle anderen, verachten die anderen.« Und sie rühmen sich, gute Katholiken zu sein, weil sie Wohltäter, Bischöfe und Kardinäle in ihrem Bekanntenkreis haben.

»Das«, so betonte er, »ist Heuchelei. Und der Herr sagt ›Nein!‹«, denn keiner darf sich aufgrund seines persönlichen Urteils für gerecht halten. »Wir alle bedürfen der Rechtfertigung«, wiederholte der Bischof von Rom, »und der einzige, der uns rechtfertigen kann, ist Jesus Christus. Deshalb müssen wir uns ihm annähern: damit wir keine geschminkten Christen sind«. Wenn die Farbe abblättert, »dann sieht man die Wirklichkeit, und dann sieht man, dass das keine Christen sind. Was also ist der Prüfstein? Der Herr selbst sagt es in der ersten Schriftlesung: ›Wascht euch, reinigt euch! Lasst ab von eurem üblen Treiben! Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! Lernt, Gutes zu tun!« So laute die Aufforderung, wiederholte der Papst.

Aber »was ist das Anzeichen dafür, dass wir auf dem rechten Weg sind? Die Antwort gibt wieder die Schrift: den Unterdrückten helfen, sich des Nächsten, des Kranken, des Armen, des Bedürftigen, des Unwissenden annehmen. Das ist der Prüfstein«. Und weiter: »Die Heuchler können das nicht tun, denn sie sind so von sich überzeugt, dass sie zu blind sind, um die anderen zu sehen«. Aber »Wenn man ein Stück weit gegangen ist und sich dem Herrn nähert, dann lässt einen das Licht des Vaters diese Dinge sehen, und dann geht man und hilft den Brüdern. Und das ist das Anzeichen für die Umkehr.« Gewiss, so fügte er hinzu, »es ist noch nicht die ganze Umkehr; denn diese«, so erläuterte er, »ist die Begegnung mit Jesus Christus. Aber das Zeichen dafür, dass wir mit Jesus sind, besteht gerade darin: sich der Brüder, der Ärmsten, der Kranken anzunehmen, wie es uns der Herr im Evangelium lehrt«.

Also diene die Fastenzeit dazu, »unser Leben zu ändern, um unser Leben in Ordnung zu bringen, um uns dem Herrn anzunähern«. Wogegen die Heuchelei »das Zeichen dafür (ist), dass wir fern vom Herrn sind«. Der Heuchler »rettet sich selbst, zumindest meint er das«, so fuhr der Heilige Vater fort; während das Zeichen dafür, dass wir uns dem Herrn im Geist der Buße und der Bitte um Vergebung angenähert haben, »darin besteht, dass wir uns der bedürftigen Brüder annehmen «. Daher laute die Schlussfolgerung: »der Herr möge uns allen Licht und Mut schenken: das Licht, um zu erkennen, was in uns selbst vorgeht, und den Mut, um umzukehren, um uns dem Herrn zu nähern. Es ist schön, dem Herrn nahe zu sein.«



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