PAPST FRANZISKUS
FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
Der christliche Stil
Donnerstag, 6. März 2014
aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 13, 28. März 2014
Die Wiederentdeckung der Fruchtbarkeit eines Lebens, das im christlichen Stil geführt wird: so lautet die Anregung von Papst Franziskus für die Fastenzeit. Er sprach darüber am Donnerstag, 6. März, im Verlauf der heiligen Messe in Santa Marta. In seinen Ausführungen über die dem Lukasevangelium entnommene Schriftlesung (9,22-25) bezeichnete der Papst diesen Text als eine Reflexion, die auf die Geschichte über den reichen jungen Mann folgt: dieser wollte Jesus nachfolgen, »ging dann aber traurig weg, weil er sehr reich war und er zu sehr an seinem Geld hing, um darauf zu verzichten«. Und Jesus habe anschließend »über das Risiko« gesprochen, »viel Geld zu haben«, um schließlich mit einer ganz präzisen Botschaft zu enden: »Niemand kann zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon«.
Zu Beginn der Fastenzeit »lässt uns die Kirche diese Botschaft lesen, diese Botschaft hören«, so bemerkte der Papst. Eine Botschaft, die wir, wie er sagte, »als den christlichen Stil bezeichnen könnten: ›Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.‹ Denn er, Jesus, ist als erster auf diesem Weg gegangen.« Der Bischof von Rom wiederholte die Worte des Lukasevangeliums: »Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.« Wir, so führte er aus, »können uns das christliche Leben nicht abseits dieser Straße, dieses Weges denken, den er als erster beschritten hat«. Es sei »der Weg der Demut, auch der Erniedrigung, der Selbsterniedrigung«, insofern »der christliche Stil ohne das Kreuz alles andere als christlich ist«, und »wenn das Kreuz ein Kreuz ohne Jesus ist, dann ist es nicht christlich«. Einen christlichen Lebensstil anzunehmen, bedeute folglich, »mit Jesus das Kreuz zu nehmen und weiterzugehen«. Christus selbst habe uns diesen Stil vorgelebt, indem er sich selbst erniedrigt habe. Obwohl er Gott gleich gewesen sei, so merkte der Papst an, habe er sich dessen nicht gerühmt, er habe sich nicht für »ein unverzichtbares Gut« gehalten, »sondern sich selbst erniedrigt « und er sei »für uns alle zum Knecht geworden«.
Das sei der Lebensstil, der »uns retten wird, der uns Freude schenken wird und uns fruchtbar machen wird. Denn dieser Weg, der dazu führt, sich selbst zu verleugnen, dient dazu, Leben zu schenken; er ist das Gegenteil des Wegs des Egoismus «, also »jenem, der dazu führt, nur für sich selbst an allen Gütern zu hängen«. Der erste Weg hingegen sei ein Weg, »der offen ist für die anderen Menschen, weil er derselbe Weg ist, den Jesus gegangen ist«. Er ist also ein Weg »der Erniedrigung, der dazu dient, Leben zu schenken. Der christliche Stil bestehe also gerade in diesem Stil der Demut, der Sanftmut, der Milde. Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Im Evangelium wiederholt Jesus diese Vorstellung. Erinnert euch daran, wie er über das Weizenkorn sprach: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, kann es keine Frucht bringen« (vgl. Joh 12,24).
Es handle sich um einen Weg, der »voller Freude« zurückgelegt werden müsse, »denn«, so erläuterte der Papst, »er selbst ist es, der uns die Freude schenken wird. Jesus zu folgen ist Freude«. Aber, so wiederholte er, man müsse ihm in seinem Stile nachfolgen »und nicht im Stil der Welt«, indem jeder das vollbringe, was ihm möglich sei: wichtig sei, dass man es tue, »um den anderen Leben zu schenken, nicht, um sich selbst Leben zu schenken. Das ist der Geist der Großherzigkeit.« Das also sei der Weg, dem man folgen müsse: »Demut, Dienst, kein Egoismus, sich nicht selbst für wichtig halten oder sich vor den anderen als eine wichtige Person aufspielen: ich bin ein Christ …!« In diesem Zusammenhang zitierte Papst Franziskus die »Nachfolge Christi«, die, wie er betonte, »uns einen wunderschönen Rat erteilt: ama, nesciri et pro nihilo reputari: ›Liebe es, unbekannt zu sein und für nichts gehalten zu werden.‹ Das ist christliche Demut. Es ist das, was Jesus als erster getan hat.«
»Denken wir an Jesus, der uns vorangeht«, so fuhr er fort, »der uns auf diesem Weg führt. Das ist unsere Freude und das ist unsere Fruchtbarkeit: mit Jesus gehen. Andere Freuden sind fruchtlos, sie denken nur daran, wie der Herr sagt, die ganze Welt zu gewinnen, verlieren am Ende aber sich selbst und nehmen Schaden.« »Bitten wir am Anfang der Fastenzeit«, so lautete die abschließende Aufforderung des Papstes, »den Herrn, dass er uns ein wenig diesen christlichen Stil des Dienens, der Freude, der Selbsterniedrigung und der Fruchtbarkeit mit ihm lehre, wie er sie will.«
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