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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Der König und die Frau

 Donnerstag, 13. Februar 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 9, 28. Februar 2014

 

»Zwei Bilder« für eine Wahrheit: Sünder: ja! Aber korrupt? Nein! Das ist die Gefahr, vor der Papst Franziskus in der Frühmesse warnte, die er am Donnerstag, 13. Februar, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte. Mit seinem Verweis auf zwei emblematische Gestalten der Heiligen Schrift – König Salomo und die Frau, die Jesus darum bittet, ihre vom Teufel besessene Tochter zu heilen –, wollte der Papst den Weg derer ermutigen, die sich jeden Tag in aller Stille auf die Suche nach dem Herrn machen und sich vom Götzendienst abkehren, um sich dem wahren Glauben zuzuwenden.

Die »beiden Bilder«, die der Papst für seine Predigt ausgewählt hatte, waren den Schriftlesungen zum Tage entnommen. Im 1. Buch der Könige (11,4-13) wird von Salomo erzählt, während das Markusevangelium (7,24-30) die Frau »griechischer Sprache und syrophönizischer Herkunft« vorstellt, die Jesus darum bat, »aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben«. Salomo und diese Frau, so erläuterte der Papst, gehen zwei entgegengesetzte Wege, und genau durch sie »lässt uns die Kirche heute über den Weg vom Heidentum und vom Götzendienst hin zum lebendigen Gott nachdenken, wie auch über den Weg, der vom lebendigen Gott weg zum Götzendienst führt«.

Dass die Frau sich an Jesus wendet, wie wir in der Schrift lesen, beweist, dass sie »mutig« ist, so wie jede »verzweifelte Mutter«, die zu allem bereit ist, »wenn es um die Gesundheit eines Kindes geht«. Der Papst erläuterte: »Man hatte ihr erzählt, dass es da einen gütigen Mann, einen Propheten, gab«, und so habe sie sich auf die Suche nach Jesus gemacht, obwohl sie »nicht an den Gott Israels glaubte«. Für das Wohl ihrer Tochter »genierte sie sich nicht vor dem Blick der Apostel «, die »vielleicht untereinander sagten: was hat diese Heidin hier verloren?« Und sie näherte sich Jesus, um ihn anzuflehen, ihrer Tochter zu helfen, die von einem unreinen Geist besessen war. Aber auf ihre Bitte antwortet Jesus, dass er »zuerst gekommen sei für die Schafe des Hauses Israel«. Und er »erläutert ihr das mit harten Worten «, indem er sagt: »Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.« Die Frau – die »gewiss nicht die Universität besucht hatte«, wie der Heilige Vater anmerkte – habe Jesus nicht »mit ihrer Intelligenz, sondern mit dem Instinkt einer Mutter, mit ihrer Liebe« geantwortet. Und so habe sie ihm geantwortet: »Auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen.« Wie um zu sagen: »Gib diese Brosamen mir!« Beeindruckt von ihrem Glauben »tat der Herr ein Wunder«. Und so sei es geschehen, dass sie, »als sie nach Hause kam, das Kind auf dem Bett liegen fand und sah, dass der Dämon es verlassen hatte«.

Kurz, es ist die Geschichte einer Mutter, die »das Risiko eingeht, eine schlechte Figur abzugeben, die aber beharrlich« gewesen sei aus Liebe zu ihrer Tochter. Und diese Frau, die »aus dem Heidentum und Götzendienst kam, hat die Gesundheit für ihre Tochter gefunden«; und für sich selbst »hat sie den lebendigen Gott gefunden«. Ihr Weg, so erläuterte der Papst, »ist der Weg eines Menschen guten Willens, der Gott sucht und ihn findet«. »Der Herr segnet sie« um ihres Glaubens willen. Das sei aber zugleich auch die Geschichte vieler Menschen, die auch heute noch »diesen Weg gehen«. Und »der Herr erwartet« diese Menschen, die vom Heiligen Geist geführt werden. »In der Kirche des Herrn gibt es jeden Tag Menschen, die in aller Stille diesen Weg gehen, um den Herrn zu finden«, gerade »weil sie sich vom Heiligen Geist bewegen lassen«. Allerdings, so warnte der Papst, gäbe es auch »den entgegengesetzten Weg«, für den das Bild Salomos stehe, »des weisesten Mannes der Erde, der von Gott zahllose, enorme, große Zeichen des Segens erhalten hat; so das Erbe des geeinten Reiches, jener Einigung, die sein Vater David erreicht hatte«. Der König Salomo war »berühmt in aller Welt«, er hatte »alle Macht«. Und er »glaubte auch an Gott«. Warum also verlor er den Glauben? Die Antwort hierauf findet sich in der Schriftlesung: »Als Salomo älter wurde, verführten ihn seine Frauen zur Verehrung anderer Götter, so dass er dem Herrn, seinem Gott, nicht mehr ungeteilt ergeben war wie sein Vater David.«

Salomo, so sagte der Papst, »gefielen die Frauen. Er hatte unzählige Konkubinen und nahm sie sich hier und da: jede mit ihrem eigenen Gott, mit ihrem Götzen«. Es waren gerade »diese Frauen, die das Herz Salomos allmählich haben schwach werden lassen«. Deshalb »verlor Salomo die Unversehrtheit« des Glaubens. So sei es geschehen, dass »wenn eine Frau ihn um einen kleinen Tempel bat«, für »ihren Gott«, er diesen »auf dem Berg« habe errichten lassen. Und wenn eine andere Frau ihn um Weihrauch für ein Götzenbild bat, dann kaufte er ihn ihr. Aber auf diese Weise »wurde sein Herz schwach und er verlor den Glauben«.

Der Mann, der auf diese Weise den Glauben verliere, so betonte der Papst, sei »der weiseste Mann der Welt«, der sich habe verderben lassen »für eine indiskrete Liebe, eine Liebe ohne Mäßigung, für seine Leidenschaften«. Und doch, so sagte der Papst, könnte man erwidern: »Aber, Vater, Salomo hat den Glauben nicht verloren, er glaubte an Gott, er war dazu imstande, die Bibel auswendig aufzusagen.« Auf diesen Einspruch erwiderte der Papst allerdings, dass »den Glauben haben nicht heißt, dass man dazu imstande ist, das Glaubensbekenntnis aufzusagen: du kannst das Glaubensbekenntnis aufsagen und doch den Glauben verloren haben!« Salomo, so fuhr der Papst fort, »war anfänglich ein Sünder wie sein Vater David.

Dann aber machte er so weiter, und aus einem Sünder« sei er zu einem »Verdorbenen« geworden: »Sein Herz war verdorben durch diesen Götzendienst.« Auch sein Vater David »war ein Sünder, aber der Herr hatte ihm alle seine Sünden vergeben, weil er demütig war und um Verzeihung bat«. Hingegen brachten Salomon »die Eitelkeit und seine Leidenschaften« so weit, dass er »der Verdorbenheit verfiel«. Denn »gerade im Herzen ist es, wo man den Glauben verliert«. Der König gehe folglich »den entgegengesetzten Weg wie jene syrophönizische Frau: sie geht vom Götzendienst der Heiden aus und kommt zum lebendigen Gott«; er dagegen »ist vom lebendigen Gott zum Götzendienst gelangt: der arme Mann! Sie war eine Sünderin, gewiss, denn wir alle sind Sünder. Aber er war verdorben.«

Indem er dann eine Stelle aus dem Hebräerbrief zitierte, verlieh der Papst der Hoffnung Ausdruck, dass im Herzen des Menschen »kein böser Same aufgehen« möge. Es sei »der böse Same der Leidenschaften, der im Herzen Salomos aufging«, der ihn »zum Götzendienst verführt« habe. Damit dieser Same nicht aufgehen möge, verwies der Bischof von Rom auf den »guten Rat«, den die Liturgie im Ruf vor dem Evangelium erteile: »Nehmt euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt worden ist und das die Macht hat, euch zu retten.« In diesem Bewusstsein, so schloss er, »gehen wir den Weg jener kanaanäischen Frau, jener heidnischen Frau, die das Wort Gottes empfangen hat, das in uns ausgesät wurde und das uns zum Heil führt«. Eben dieses Wort Gottes, das »mächtig ist, das uns auf diesem Weg behütet und das es nicht gestattet, dass wir in der Verderbnis enden, noch dass diese uns zum Götzendienst verführt«.



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