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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Wenn Priester keine Schlagzeilen machen

 Montag, 27. Januar 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 6, 7. Februar 2014

 

Die Zeitungen widmen ihnen keine Schlagzeilen, aber sie geben den Menschen Kraft und Hoffnung: all die »anonymen« Bischöfe und Priester, die tagtäglich im Namen Christi ihr Leben dem Dienst der Diözesen und Gemeinden widmen. In der Messe am Morgen des 27. Januar in der Kapelle des Hauses Santa Marta lud Papst Franziskus ein, für diese »mutigen, heiligen, guten, treuen« Priester zu beten.

Die Reflexion des Papstes wurde angeregt durch die erste Schriftlesung zum Tage aus dem 2. Buch Samuel (5,1-7.10), wo von der Salbung des Königs David berichtet wird. »Wir haben die Geschichte dieser Zusammenkunft« in Hebron »gehört«, bei der »alle Stämme Israels zu David kamen und ihn zum König machen wollten«. In der Tat, so erläuterte er, »war David der König von Juda, aber das Reich war geteilt«. Alle Ältesten des Volkes »haben gesehen, dass David der einzige war, der König sein konnte«. Deshalb »gingen sie zu ihm, um einen Vertrag zu schließen«. Sicherlich »haben sie darüber geredet und diskutiert, wie dieser Vertrag gemacht werden sollte.

Und letztendlich fassten sie den Beschluss, ihn zum König zu machen.« Aber »diese Entscheidung war kein – sagen wir es so – demokratischer Beschluss«. Vielmehr sei es eine einstimmige Entscheidung gewesen: »Du bist König!« Und das, so erläuterte der Papst, »ist der erste Schritt. Dann kommt der zweite: König David schloss mit ihnen einen Vertrag« und die Ältesten des Volkes »salbten David zum König von Israel«. Das sei die Bedeutung der Salbung: »Ohne diese Salbung wäre David nur der Chef, der Manager einer Firma gewesen, der diese politische Gemeinschaft, die das Reich Israel ist, vorwärts bringt.« Dagegen sei »die Salbung etwas ganz anderes «, gerade »die Salbung« sei es, »die David zum König weiht«.

»Worin liegt der Unterschied«, so fragte sich der Papst, »der politische Chef des Landes oder ein gesalbter König zu sein?« Als David »durch Samuel zum König von Juda gesalbt worden war, da war er noch jung, ein kleiner Junge. Die Bibel sagt, dass nach der Salbung der Geist des Herrn auf David herabgekommen sei.« Und so »bewirkt die Salbung, dass der Geist des Herrn auf die Person herabkommt und bei ihr bleibt«.

Auch die Passage aus der Schriftlesung, so merkte der Papst an, »sagt dasselbe: David wurde immer mächtiger, und der Herr, der Gott der Heere, war mit ihm.« Und »eben das ist das Besondere der Salbung«.

Der Bischof von Rom erinnerte in diesem Zusammenhang an das Verhalten von David gegenüber König Saul, »der ihn aus Eifersucht, aus Neid töten wollte«. David »hatte Gelegenheit, König Saul zu töten, aber er wollt es nicht tun: Der Herr bewahre mich davor, dem Gesalbten des Herrn so etwas anzutun und Hand an ihn zu legen; denn er ist der Gesalbte des Herrn!« Seine Worte zeigen »das Gespür für die Heiligkeit und Unantastbarkeit eines Königs«.

»In der Kirche«, so bekräftigte der Papst, »haben wir dies in der Person der Bischöfe und der Priester geerbt.« In der Tat sind die Bischöfe »nicht nur erwählt worden, um einer Organisation vorzustehen, die Teilkirche heißt. Sie sind gesalbt. Sie sind gesalbt, und der Geist des Herrn ist mit ihnen.« Alle Bischöfe, so präzisierte der Papst, »sind Sünder, wir alle! Aber wir sind gesalbt!« Und »wir alle wollen jeden Tag noch heiliger, treuer dieser Salbung gegenüber sein«. Und »das, was die Kirche aufbaut, was der Kirche Einheit verleiht, das ist gerade die Person des Bischofs, im Namen Jesu Christi, weil er gesalbt ist: nicht weil er durch Mehrheitsbeschluss gewählt wurde, sondern weil er gesalbt ist.«

Eben »in dieser Salbung liegt die Stärke einer Teilkirche, und durch Teilhabe sind auch die Priester Gesalbte: der Bischof legt ihnen die Hände auf und salbt sie«. Auf diese Weise, so sagte der Papst, brächten die Priester »die Pfarreien und viele andere Arbeiten voran«. Es sei die Salbung, die Bischöfe und Priester, die »vom Herrn erwählt « seien, dem Herrn näher bringe. Folglich »ist diese Salbung für die Bischöfe und Priester ihre Kraft und ihre Freude«. Ihre Kraft, weil sie gerade in der Salbung »die Berufung finden, um ein Volk vorwärts zu führen, um einem Volk zu helfen « und um »im Dienst des Volkes zu leben«. Und auch ihre Freude, »denn sie fühlen sich als  Erwählte des Herrn, die vom Herrn beschützt werden mit jener Liebe, mit der der Herr uns alle beschützt«.

Das sei der Grund, warum »wir Bischöfe und Priester – die beide Priester sind, denn das sei das Priestertum Christi: Bischof und Priester – so sehen sollen: als Gesalbte«. Andernfalls, so führte er aus, »versteht man die Kirche nicht«. Aber »man versteht sie nicht nur nicht, man kann dann auch nicht erklären, wie die Kirche allein mit menschlicher Kraft vorankomme«. Eine »Diözese geht voran, weil sie ein heiliges Volk hat, weil sie Vieles hat und weil sie auch einen Gesalbten hat, der sie führt, der ihr hilft zu wachsen«. Dasselbe gelte auch für eine Pfarrgemeinde, die »vorangeht, weil sie viele Organisationen hat, viele Dinge hat, aber auch deshalb, weil sie einen Priester hat: einen Gesalbten, der sie voranbringt.«

Der Papst unterstrich, dass wir uns nur an »einen kleinen Teil all der heiligen Bischöfe und Priester« erinnerten, die ihr ganzes »Leben dem Dienst der Diözese, der Pfarrgemeinde« gewidmet hätten. Und folglich »an all die Menschen, die die Kraft des Glaubens, die Kraft der Liebe, die Hoffnung von diesen anonymen Pfarrern empfangen haben, die wir nicht kennen. Und es sind viele!« Es seien »Landpfarrer oder Pfarrer aus der Stadt, die dem Volk durch ihre Salbung Kraft gegeben haben, die die Lehre vermittelt und die Sakramente gespendet, also die Heiligkeit weitergegeben haben«.

Jemand, so bemerkte der Papst, könnte den Einwand erheben: »Aber, Vater, ich habe in einer Zeitung gelesen, dass ein Bischof dies getan hat oder dass ein Priester jenes getan hat!« Ein Einwand, auf den der Papst erwiderte: »Ja, auch ich habe das gelesen! Aber sage mir: Bringen diese Zeitungen auch Nachrichten darüber, was die vielen Priester leisten, die vielen Priester in Gemeinden in der Stadt und auf dem Land? Die große Nächstenliebe, die sie üben? Die viele Arbeit, die sie leisten, um ihr Volk voranzubringen?« Und er fügte hinzu: »Nein, das ist keine Nachricht wert!« Es gelte auch hier das bekannte Sprichwort, demzufolge »ein Baum, der umfällt, mehr Schlagzeilen macht als ein ganzer Wald, der wächst«.

Papst Franziskus schloss seine Reflexion mit der Einladung, über »diese Salbung Davids« nachzudenken, und folglich an »unsere Bischöfe und unsere mutigen, heiligen, guten, treuen Priester«. Und er bat darum, für sie zu beten: »Ihnen ist es zu verdanken, dass wir hier sind: sie sind es, die uns getauft haben.«



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