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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Herzen - frei von Neid und Eifersucht

 Donnerstag, 23. Januar 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 5, 31. Januar 2014

 

Papst Franziskus sprach am Ende der Predigt, die er während der Frühmesse von Donnerstag, 23. Januar, in Santa Marta hielt, ein Gebet, auf dass »der Keim der Eifersucht« nicht in den christlichen Gemeinschaften »ausgesät werde« und dass sich in den Herzen der Gläubigen kein Neid einniste. Die gesamte Predigt des Papstes konzentrierte sich auf das Thema der Eifersucht und des Neides, die er als die Tore bezeichnete, durch die der Teufel in die Welt getreten sei. Der Bischof von Rom ging aus von der dem 1. Buch Samuel (18, 6-9; 19, 1-7) entnommenen Schriftlesung, wo von den Frauen berichtet wird, die nach dem Sieg des Volkes Gottes gegen die Philister, der vor allem Davids Mut zu verdanken war, König Saul aus allen Städten Israels singend und tanzend entgegen zogen. Auch Saul, so kommentierte er, »war glücklich, aber er hörte etwas, das ihn verärgerte. Als die Frauen David dafür priesen, dass er den Philister erschlagen hatte«, da nistete sich im Herzen des Königs »Bitterkeit, Traurigkeit« ein. Und als er die Gesänge der Frauen hörte, da »wurde er darüber sehr zornig« und die Worte des Liedes »missfielen ihm«.

Und der Heilige Vater machte darauf aufmerksam, dass genau in diesem Augenblick ein »großer Sieg im Herzen des Königs anfängt, sich in eine Niederlage zu verwandeln. Jene Bitterkeit beginnt, sich auszubreiten«, die an das erinnere, »was im Herzen des Kain vorging: der Wurm der Eifersucht und des Neides nistet sich ein.« König Saul widerfahre dasselbe, was Kain widerfuhr, als der Herr ihn fragte: »Warum überläuft es dich heiß, und warum senkt sich dein Blick?« In der Tat, so erläuterte Papst Franziskus, »bringt der Wurm der Eifersucht Groll, Neid und Bitterkeit «, aber auch instinktive Regungen wie die, zu töten. Es sei kein Zufall, dass in Saul derselbe Entschluss heranreife wie in Kain: zu töten. Und er beschließe, David zu töten. Dies sei eine Wirklichkeit, die sich auch heute noch »in unseren Herzen« wiederhole, fügte der Papst hinzu. »Es ist eine schlechte Unruhe, die es nicht erträgt, dass ein Bruder oder eine Schwester etwas haben, das ich nicht habe.« Und so, »statt Gott zu loben, wie es die Frauen Israels aus Anlass des Sieges taten«, ziehe man es vor, sich in sich selbst zurückzuziehen, »traurig zu sein und die eigenen Gefühle aufwallen zu lassen, sie in der Brühe der Verbitterung aufzukochen.«

Gerade die Eifersucht und der Neid seien im übrigen die Tore, durch die der Teufel die Welt betreten habe, so fuhr der Papst fort, wobei er betonte, dass die Bibel selbst dies bekräftige: »Durch den Neid des Teufels ist das Böse in die Welt gekommen.« Und »die Eifersucht und der Neid öffnen allem Schlechten Tür und Tor« und führen schließlich dazu, dass auch die Gemeinschaft der Gläubigen gespalten werde. Der Papst bezog sich ausdrücklich auf das Leben der christlichen Gemeinschaften, wobei er betonte, dass diese sich dann spalten, wenn »einige ihrer Mitglieder an Eifersucht und Neid leiden.« Spaltungen, die Papst Franziskus als »starkes Gift« bezeichnete, dasselbe, das man auf den ersten Seiten der Bibel bei Kain finde.

Anschließend schilderte der Papst, was ganz konkret geschehe »im Herzen eines Menschen, wenn er an dieser Eifersucht, an diesem Neid leidet«. Es geschähen dann zwei grundsätzliche Dinge. Das erste sei die Erbitterung: »Der neidische und eifersüchtige Mensch ist eine verbitterte Person, er ist unfähig, zu singen, zu lobpreisen, er weiß nicht, was Freude ist; er schielt immer« auf das, was die anderen haben. Und leider »breitet sich diese Bitterkeit in der gesamten Gemeinschaft aus«, denn all diejenigen, die diesem Gift zum Opfer fielen, würden »Verbitterung säen«.

Die zweite Konsequenz, zu der Neid und Eifersucht führen, sei der Tratsch. Es gäbe Menschen, die es nicht ertrügen, dass ein anderer etwas besitze, so erläuterte der Papst, und folglich »besteht die Lösung darin, den anderen schlecht zu machen, damit ich selbst besser dastehe. Und das Mittel hierzu ist der Tratsch: Suche danach, und du wirst immer sehen, dass hinter dem Tratsch sich Eifersucht und Neid verbergen.« Folglich »spaltet der Tratsch die Gemeinschaft, er zerstört die Gemeinschaft: er ist die Waffe des Teufels. Wie viele schöne christliche Gemeinschaften«, so kommentierte der Papst schmerzlich berührt, »haben wir gesehen, in denen alles gut lief«, aber dann sei eines ihrer Mitglieder »vom Wurm der Eifersucht und des Neides befallen worden, und damit kam die Traurigkeit«, ihre »Herzen fingen an zu grollen«. Der Papst mahnte daher, Sauls Geschichte nicht zu vergessen, denn »nach einem großen Sieg beginnt ein Prozess der Niederlage. Ein unter dem Einfluss des Neides und der Eifersucht stehender Mensch tötet.« Im übrigen »hat uns der Apostel Johannes gesagt: Wer seinen Bruder hasst, ist ein Mörder. Und der Neidige, der Eifersüchtige beginnt, seinen Bruder zu hassen.«

Daher sagte der Heilige Vater abschließend: »Heute wollen wir in dieser Messe für unsere christlichen Gemeinschaften beten, dass dieser Keim der Eifersucht nicht unter uns ausgesät werde. Dafür, dass der Neid nicht in unser Herz einziehe, ins Herz unserer Gemeinschaften. Und so können wir vorangehen und den Herrn lobpreisen, den Herrn mit Freuden loben. Das«, so schloss er, »ist eine große Gnade: die Gnade, nicht in Traurigkeit zu verfallen, noch in Groll, in Eifersucht und Neid.«



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