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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Wenn das Herz einem Straßenmarkt ähnelt

 Dienstag, 7. Januar 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 3, 7. Januar 2014

 

Das Herz des Menschen ähnelt einem »Straßenmarkt«, auf dem man alles Mögliche finden kann. Der Christ muss lernen, das, was in ihm vorgeht, gründlich zu kennen. Und er muss dabei zu unterscheiden lernen zwischen dem, was dem uns von Christus gewiesenen Weg folgt, und dem, was auf den Weg führt, den der Antichrist gewiesen hat. Das Kriterium, mit dessen Hilfe man sich bei dieser Entscheidung orientieren kann, besteht darin, den Weg einzuschlagen, den das Fleisch gewordene Wort gewiesen hat. So Papst Franziskus in der Predigt der Frühmesse am Dienstag, 7. Januar, in der Kapelle von Santa Marta.

Der Papst kommentierte mit diesen Gedanken den ersten Johannesbrief (3,22-4,6), in dem der Apostel »geradezu besessen« einige Empfehlungen wiederhole, vor allem aber diese: »Bleibt in Gott!« »In Gott bleiben«, so wiederholte der Papst, und fügte hinzu: »Christ, ob Mann oder Frau, ist der, der in Gott bleibt.« Aber was heiße das? Vieles, erwiderte der Heilige Vater. Auch wenn sich, so erläuterte er, die Lesung aus dem Johannesbrief auf eine ganz bestimmte Verhaltensweise konzentriere, die sich der Christ zu eigen machen müsse, wenn er im Herrn bleiben wolle: nämlich dem vollen Bewusstsein »dessen, was in seinem Herzen geschieht«.

Der Christ, der im Herrn bleibe, wisse, »was in seinem Herzen vor sich geht«. Dies sei der Grund, weshalb der Apostel »sagt: ›Liebe Brüder, traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister‹, versteht es, die Geister zu unterscheiden, zu unterscheiden, was ihr fühlt, was ihr denkt, was ihr wollt, ob es dazu gehört, im Herrn zu bleiben, oder ob es sich um etwas anderes handelt, das dich vom Herrn entfernt.« Im Übrigen »hat unser Herz«, so fuhr er fort, »stets Wünsche, Verlangen, Gedanken: aber stammen sie alle vom Herrn? Oder entfernen einige von ihnen uns vom Herrn? Aus diesem Grund sagt uns der Apostel: Prüft alles, was ihr denkt, was ihr empfindet, das, was ihr wollt … Wenn es in die Richtung des Herrn geht, dann ist es gut; aber wenn es nicht in diese Richtung geht …« Es sei daher erforderlich, »die Geister zu prüfen«, so wiederholte der Bischof von Rom mit einem weiteren Zitat aus dem Johannesbrief: zu prüfen, »›ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgezogen‹.« Und falsch, so warnte er, könnten nicht nur Propheten sein, sondern auch Prophezeiungen oder Vorschläge. Daher sei es nötig, immer wachsam zu sein. Ja, Christ sei gerade der Mann bzw. die Frau, »die über ihr Herz zu wachen verstehen«, präzisierte er. Ein Herz, so fügte Papst Franziskus hinzu, in dem »viele Dinge sind, die kommen und gehen … Es scheint der reinste Straßenmarkt zu sein, auf dem man alles Mögliche finden kann.«

Gerade deshalb sei eine unablässige Prüfung erforderlich; um das zu erkennen, was wirklich vom Herrn herkomme. Aber, so fragte er sich, »woher kann ich wissen, dass etwas von Christus stammt?« Der Apostel Johannes zeige uns das Kriterium, dem es zu folgen gelte. Und der Heilige Vater rief es in Erinnerung, indem er erneut den Johannesbrief zitierte: »Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen, ist aus Gott. Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichrists, über den ihr gehört habt, dass er kommt. Jetzt ist er schon in der Welt.« »So einfach ist das: wenn das, was du willst oder was du denkst«, so erläuterte er, »den Weg der Fleischwerdung des Wortes nimmt, den des Herrn, der im Fleisch gekommen ist«, dann bedeutete dies, dass es von Gott sei; aber wenn es nicht auf diesem Wege gehe, dann komme es nicht von Gott. Es gehe letztendlich darum, den Weg zu erkennen, den Gott eingeschlagen habe, der sich »erniedrigt, gedemütigt habe bis hin zum Tod am Kreuz«. Erniedrigung, Demut und auch die Demütigung: »das ist der Weg Jesu Christi«, so der Papst.

Wenn also ein Gedanke, ein Wunsch »dich auf den Weg der Demut, der Erniedrigung, des Dienstes am Nächsten führt«, so fügte er weiter hinzu, »dann stammt er von Jesus; aber wenn er dich auf den Weg der Überheblichkeit, der Eitelkeit, des Stolzes oder auf den Weg des abstrakten Denkens führt, dann stammt er nicht von Jesus«. Dies bezeugten die Versuchungen, denen Jesus selbst in der Wüste ausgesetzt gewesen sei: »Alle drei Vorschläge, die der Teufel Jesus unterbreitete, wollten Jesus von diesem Weg abbringen, vom Weg des Dienstes, der Demut, der Erniedrigung, der mit seinem Leben gelebten Nächstenliebe.«

Der Papst forderte die Gläubigen auf: »Denken wir heute daran. Das wird uns gut tun. Erstens: Was geschieht in meinem Herzen? Was denke Ich? Was empfinde ich? Passe ich auf, oder lasse ich zu, dass alles kommt und geht? Weiß ich, was ich will? Stelle ich das, was ich will, was ich mir wünsche, auf die Probe? Oder nehme ich alles? Ihr Lieben, glaubt nicht jedem Geist; prüft die Geister.« Wie oft, so fügte er hinzu, gleicht unser Herz »einem Weg, auf dem alle gehen«. Aber gerade deshalb sei es erforderlich, »zu prüfen« und uns zu fragen, »ob wir stets das wählen, was von Gott kommt, ob wir wissen, welche Dinge von Gott kommen, ob wir das wahre Kriterium kennen«, um unsere Wünsche, unsere Gedanken »zu unterscheiden«. Und, so schloss er, wir dürften nie außer Acht lassen, »dass das wahre Kriterium die Menschwerdung Gottes ist«.



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