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PAPST FRANZISKUS

KATECHESENTEXT, DEN DER HEILIGE VATER
FÜR DIE GENERALAUDIENZ VOM 2. APRIL 2025
VORBEREITET HAT

Mittwoch, 2. April 2025

[Multimedia]

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Liebe Brüder und Schwestern!

Wir betrachten weiter die Begegnungen Jesu mit einigen Persönlichkeiten des Evangeliums. Diesmal möchte ich über die Gestalt des Zachäus sprechen: eine Episode, die mir besonders am Herzen liegt, weil sie in meinem geistlichen Weg einen besonderen Platz einnimmt.

Das Lukasevangelium stellt uns Zachäus als jemanden vor, der unwiederbringlich verloren zu sein scheint. Vielleicht fühlen auch wir uns manchmal so: ohne Hoffnung. Zachäus dagegen wird entdecken, dass der Herr ihn bereits suchte.

Denn Jesus ist nach Jericho hinabgestiegen, in eine unter dem Meeresspiegel gelegene Stadt, die als Bild der Unterwelt gilt, wo Jesus hingehen will, um jene zu suchen, die sich verloren fühlen. Und tatsächlich steigt der auferstandene Herr weiterhin in die heutigen Unterwelten hinab, an die Orte des Krieges, in den Schmerz der Unschuldigen, in das Herz der Mütter, die ihre Kinder sterben sehen, in den Hunger der Armen.

Zachäus ist in gewissem Sinne verloren-gegangen, vielleicht hat er falsche Entscheidungen getroffen, oder vielleicht hat das Leben ihn in Situationen gestellt, aus denen er nur schwer herauskommt. Denn Lukas beschreibt eindrücklich die Wesensmerkmale dieses Mannes: Er ist nicht nur ein Zollpächter, also jemand, der die Steuern seiner eigenen Mitbürger für die römischen Besatzer eintreibt, sondern er ist sogar der oberste Zollpächter, was seine Sünde sozusagen vervielfacht. 

Dann fügt Lukas hinzu, dass Zachäus reich ist, wodurch er zu verstehen gibt, dass er sich auf dem Rücken der anderen bereichert hat, indem er seine Position ausgenutzt hat. Aber all das hat Konsequenzen: Zachäus fühlt sich wahrscheinlich ausgeschlossen, von allen verachtet.

Als er erfährt, dass Jesus durch seine Stadt kommt, verspürt Zachäus den Wunsch, ihn zu sehen. Er wagt nicht an eine Begegnung zu denken, es würde ihm genügen, ihn aus der Ferne zu sehen. Unsere Wünsche stoßen jedoch auch auf Hindernisse, und sie werden nicht automatisch erfüllt: Zachäus ist klein von Gestalt! Das ist unsere Wirklichkeit, wir haben Grenzen, mit denen wir zurechtkommen müssen. Und außerdem sind da die anderen, die uns manchmal nicht helfen: Die Menschenmenge hindert Zachäus daran, Jesus zu sehen. Vielleicht ist es auch etwas ihre Revanche.

Wenn du jedoch einen starken Wunsch hast, verzagst du nicht. Du findest eine Lösung. Man muss jedoch Mut haben und darf sich nicht schämen, man braucht etwas von der Einfachheit der Kinder und darf sich nicht zu sehr um den Eindruck kümmern, den man bei anderen macht. Genau wie ein Kind klettert Zachäus auf einen Baum. Es musste ein guter Beobachtungsposten sein, vor allem, um zu schauen, ohne gesehen zu werden, indem man sich hinter dem Laub versteckt.

Aber mit dem Herrn geschieht immer das Unerwartete: Als Jesus an die Stelle kommt, schaut er hinauf. Zachäus fühlt sich entdeckt, und wahrscheinlich erwartet er, öffentlich getadelt zu werden. Die Menschen werden es sich vielleicht erhofft haben, aber sie werden enttäuscht: Jesus bittet Zachäus, sofort herunterzukommen, gleichsam als wunderte er sich darüber, ihn auf dem Baum zu sehen, und er sagt zu ihm: »Ich muss heute in deinem Haus bleiben« (Lk  19,5). Gott kann nicht vorübergehen, ohne den zu suchen, der verloren ist.

Lukas hebt die Freude im Herzen des Zachäus hervor. Es ist die Freude dessen, der spürt, dass er angeschaut und erkannt wird und vor allem, dass ihm vergeben wurde. Der Blick Jesu ist kein vorwurfsvoller, sondern ein barmherziger Blick. Es ist jene Barmherzigkeit, die wir manchmal nur schwer annehmen können, vor allem, wenn Gott jenen vergibt, von denen wir meinen, dass sie es nicht verdient haben. Wir murren, weil wir der Liebe Gottes Grenzen setzen wollen.

In der Szene zuhause erhebt sich Zachäus, nachdem er die vergebenden Worte Jesu gehört hat, so als stünde er von den Toten auf. Und er erhebt sich, um eine Verpflichtung einzugehen: das Vierfache von dem, was er geraubt hat, zurückzugeben. Es handelt sich nicht um einen Preis, der bezahlt werden muss, denn Gottes Vergebung ist unentgeltlich, sondern es handelt sich um den Wunsch, den nachzuahmen, von dem er sich geliebt fühlt. Zachäus geht eine Verpflichtung ein, die er nicht hätte eingehen müssen, aber er tut es, weil er versteht, dass das seine Art zu lieben ist. Und er tut es, indem er sowohl die römische Gesetzgebung bezüglich des Diebstahls, als auch die rabbinische über die Buße zusammenlegt. Zachäus ist also nicht nur der Mann des Wunsches, sondern er ist auch jemand, der es versteht, konkrete Schritte zu machen. Sein Vorhaben ist nicht allgemein oder abstrakt, sondern es geht von seiner Geschichte aus: Er hat auf sein Leben geschaut und hat den Punkt erkannt, bei dem seine Veränderung ansetzen muss.

Liebe Brüder und Schwestern, lernen wir von Zachäus, nicht die Hoffnung zu verlieren, auch wenn wir uns beiseitegeschoben oder unfähig fühlen, uns zu verändern. Bewahren wir unseren Wunsch, Jesus zu sehen, und lassen wir uns vor allem finden von der Barmherzigkeit Gottes, der immer kommt, um nach uns zu suchen, in welche Situation auch immer wir uns verloren haben.



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