PAPST FRANZISKUS
GENERALAUDIENZ
Audienzhalle
Mittwoch, 21. August 2024
_______________________________________
Katechesenreihe "Der Geist und die Braut. Der Heilige Geist führt das Volk Gottes zu Jesus, unserer Hoffnung“ 6. "Der Heilige Geist ruht auf mir." Der Heilige Geist bei der Taufe Jesu
Liebe Brüder und Schwestern!
Heute denken wir über den Heiligen Geist nach, der in der Taufe im Jordan auf Jesus herabkommt und sich von ihm her in seinem Leib, der Kirche, verbreitet. Im Evangelium nach Markus wird die Taufe Jesu so beschrieben: »Und es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden« (Mk 1,9-11),
Die ganze Dreifaltigkeit ist in jenem Augenblick am Ufer des Jordan versammelt! Da ist der Vater, der mit seiner Stimme seine Gegenwart vernehmen lässt; da ist der Heilige Geist, der in Form einer Taube auf Jesus her- abkommt, und da ist jener, den der Vater als seinen geliebten Sohn bezeichnet, Jesus. Es ist ein sehr wichtiger Augenblick der Offenbarung, es ist ein Schlüsselmoment der Heilsgeschichte. Es tut uns gut, diesen Abschnitt des Evangeliums noch einmal zu lesen.
Was ist bei der Taufe Jesu so Wichtiges geschehen, dass es alle Evangelisten bewegt hat, davon zu berichten? Die Antwort finden wir in den Worten, die Jesus wenig später in der Synagoge von Nazaret spricht, mit deutlichem Bezug zum Ereignis am Jordan: »Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt« (Lk 4,18).
Im Jordan hat Gott, der Vater, Jesus »mit dem Heiligen Geist gesalbt«, hat ihn also zum König, Propheten und Priester geweiht. Denn mit wohlriechendem Öl wurden im Alten Testament die Könige, die Propheten und die Priester gesalbt. Bei Christus gibt es anstelle des physischen Öls das geistliche Öl, den Heiligen Geist, anstelle des Symbols steht die Wirklichkeit: Der Geist selbst kommt auf Jesus herab.
Jesus war vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung an vom Heiligen Geist erfüllt. Das war jedoch eine »persönliche«, nicht zu vermittelnde Gnade; jetzt dagegen empfängt er mit dieser Salbung die Fülle der Gabe des Geistes, aber für seine Sendung, die er als das Haupt seinem Leib, der Kirche, und einem jeden von uns vermitteln wird. Darum ist die Kirche das neue »königliche Volk, prophetische Volk, priesterliche Volk«. Der hebräische Begriff »Messias« und der entsprechende griechische Begriff »Christus« – Christós –, beide auf Jesus bezogen, bedeu- ten »der Gesalbte«: Er wurde gesalbt mit dem Öl der Freude, gesalbt mit dem Heiligen Geist. Auch unser Name »Christen« wird von den Kirchenvätern im wörtlichen Sinn erklärt: Christen bedeutet »gesalbt als Abbild Christi«1.
Es gibt einen Psalm in der Bibel, in dem vom köstlichen Salböl die Rede ist, das auf das Haupt des Hohepriesters Aaron gegossen wird und auf den Saum seines Gewandes herabfließt (vgl. Ps 133,2). Dieses poetische Bild vom herabfließenden Öl, das benutzt wird, um die Glückseligkeit zu beschreiben, als Brüder in Eintracht zusammenzuwohnen, ist in Christus und in der Kirche zur geistlichen Wirklichkeit und zur mystischen Wirklichkeit geworden. Christus ist das Haupt, unser Hohepriester, der Heilige Geist ist das köstliche Salböl, und die Kirche ist der Leib Christi, in dem es sich verbreitet.
Wir haben gesehen, warum der Heilige Geist in der Bibel vom Wind symbolisiert wird, ja von ihm sogar seinen Namen bekommt: »Ruach« – Wind. Es lohnt sich, uns auch zu fragen, warum er vom Öl symbolisiert wird und welche praktische Lehre wir diesem Symbol entnehmen können. In der Gründonnerstagsmesse sagt der Bischof, wenn der das als »Chrisam« bezeichnete Öl weiht, mit Bezug auf jene, die in der Taufe und in der Firmung die Salbung empfangen werden: »Wasche von ihnen ab die ererbte Verderbnis und mache sie durch die Salbung mit Chrisam zu deinem Tempel, der erfüllt ist vom Duft eines gottgefälligen Lebens.« Diese Formel geht auf den heiligen Paulus zurück, der an die Korinther schreibt: »Denn wir sind Christi Wohlgeruch für Gott« (2 Kor 2,15). Die Salbung macht uns zu einem Wohlgeruch, und auch ein Mensch, der seine Salbung mit Freude lebt, erfüllt die Kirche, erfüllt die Gemeinde, erfüllt die Familie mit diesem geistlichen Wohlgeruch.
Wir wissen, dass die Christen manchmal leider nicht den Wohlgeruch Christi verbreiten, sondern den schlechten Geruch der eigenen Sünde. Und vergessen wir nie: Die Sünde entfernt uns von Jesus, die Sünde lässt uns zu schlechtem Öl werden. Und der Teufel – vergesst das nicht – gewöhnlich kommt der Teufel durch die Taschen – gebt acht. Und das darf uns dennoch nicht von dem Bemühen abbringen, diese erhabene Berufung, der Wohlgeruch Christi in der Welt zu sein, zu verwirklichen. Der Wohlgeruch Christi strömt von den »Früchten des Geistes« aus, die »Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit« (Gal 5,22) sind. Das hat Paulus gesagt, und wie schön ist es, einen Menschen zu finden, der diese Tugenden besitzt: einen liebevollen Menschen, einen frohen Menschen, einen Menschen, der Frieden schafft, einen langmütigen, nicht geizigen Men- schen, einen freundlichen Menschen, der al- le annimmt, einen gütigen Menschen. Es ist schön, einen gütigen Menschen zu finden, einen treuen Menschen, einen sanftmütigen Menschen, der nicht hochmütig ist... Wenn wir uns bemühen, diese Früchte zu pflegen, und wenn wir diese Menschen finden, dann wird jemand, ohne dass wir es merken, um uns herum etwas vom Duft des Geistes Christi wahrnehmen. Bitten wir den Heiligen Geist, dass er uns stärker zu Bewusstsein bringe, dass wir gesalbt, von ihm gesalbt sind.
Fußnote
1 Vgl. Cyrill von Jerusalem, Mystagogische Katechesen an die Neugetauften, III,1.
_______________________________________
APPELL
Heute, am Gedenktag des heiligen Pius X., wird in vielen Teilen der Welt der Tag des Katechisten gefeiert. Wir denken an unsere Katechistinnen und Katechisten, die eine so wichtige Arbeit leisten und in einigen Teilen der Welt die ersten sind, die den Glauben weitergeben. Lasst uns also heute für die Katechisten beten, dass der Herr ihnen Mut schenke und dass sie vorwärts gehen können.
Und bitte, vergessen wir nicht die gequälte Ukraine, in der großes Leiden herrscht. Vergessen wir nicht Myanmar, den Südsudan, Nord-Kivu und viele Länder, die im Krieg sind. Beten wir für den Frieden. Und vergessen wir nicht Palästina und Israel: Dass dort Frieden herrschen möge.
* * *
Liebe Gläubige deutscher Sprache! Bei der Taufe am Jordan hat Gott, der himmlische Vater, Jesus als seinen geliebten Sohn geoffenbart. Jesus Christus wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller Gläubigen zu stellen war auch das besondere Anliegen des heiligen Pius X., dessen Gedenktag wir heute begehen. Auf seine Fürsprache hin lasse der Herr euch stets seine liebvolle Nähe erfahren!
Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana