PAPST FRANZISKUS
ANGELUS
Petersplatz
Sonntag, 3. Januar 2016
Liebe Brüder und Schwestern,
einen schönen Sonntag!
Die Liturgie des heutigen zweiten Sonntags nach Weihnachten legt uns den Prolog des Evangeliums des heiligen Johannes vor, in dem verkündet wird: »das Wort – und zwar das schöpferische Wort Gottes – ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt« (Joh 1,14). Jenes Wort, das im Himmel seine Wohnstatt hat, das heißt in der Dimension Gottes, ist auf Erden gekommen, damit wir es hören und die Liebe des Vaters erkennen und mit Händen berühren können. Das Wort Gottes ist sein eingeborener Sohn selbst, der Mensch geworden ist, voll Liebe und Treue (vgl. Joh 1,14), es ist Jesus selbst.
Der Evangelist verbirgt nicht die Dramatik der Menschwerdung des Sohnes Gottes und hebt hervor, dass dem Liebesgeschenk Gottes die Nichtaufnahme seitens der Menschen widerfahrt. Das Wort ist das Licht, und dennoch haben die Menschen der Finsternis den Vorzug gegeben; das Wort kam unter die Seinen, doch sie haben es nicht aufgenommen (vgl. V. 9-10). Sie haben dem Sohn Gottes die Türen verschlossen. Das ist das Geheimnis des Bösen, das auch unserem Leben nachstellt und unsererseits Wachsamkeit und Aufmerksamkeit erfordert, damit es nicht die Vorherrschaft gewinnt. Im Buch Genesis steht ein schöner Satz, der uns das verstehen lässt: es heißt, dass das Böse »an der Tür lauert« (vgl. 4,7).
Wehe uns, wenn wir es eintreten lassen; dann wäre es das Böse, das unsere Tür vor jedem anderen verschließt. Wir hingegen sind dazu aufgerufen, die Tür unseres Herzens weit für das Wort Gottes, für Jesus aufzumachen, um so seine Kinder zu werden. Bereits am Weihnachtstag ist dieser feierliche Beginn des Johannesevangeliums verkündet worden; heute wird er uns nochmals vorgelegt. Es ist dies die Einladung der heiligen Mutter Kirche, dieses Wort des Heils, dieses Geheimnis des Lichts aufzunehmen. Wenn wir es aufnehmen, wenn wir Jesus aufnehmen, dann werden wir lernen, barmherzig wie er zu sein. Besonders in diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit wollen wir es Wirklichkeit werden lassen, dass das Evangelium immer mehr auch in unserem Leben Gestalt annimmt.
Sich dem Evangelium zu nähern, es zu betrachten, es im Leben Gestalt annehmen zu lassen ist die beste Weise, um Jesus zu kennen und ihn zu den anderen zu bringen. Das ist die Berufung und die Freude eines jeden Getauften: den anderen Jesus zu zeigen und zu schenken. Doch um dies zu tun, müssen wir ihn kennen und in uns haben als Herrn unseres Lebens. Er verteidigt uns vor dem Bösen, vor dem Teufel, der immer vor unserer Tür lauert, vor unserem Herzen, und eintreten will.
Mit dem neuem Elan kindlicher Hingabe wollen wir uns nochmals Maria anvertrauen: ihr süßes Bild als Mutter Jesu und unsere Mutter betrachten wir in diesen Tagen in der Krippe.
Nach dem Angelusgebet
Liebe Brüder und Schwestern, herzlich grüße ich euch, die Gläubigen aus Rom und die Pilger, die aus Italien und anderen Ländern gekommen sind. Ich grüße die Familien, die Vereinigungen, die verschiedenen Pfarrgruppen, besonders die aus Monzambano, die Firmlinge aus Bonate Sotto und die Jugendlichen aus Maleo.
An diesem ersten Sonntag des Jahres spreche ich euch erneut meine besten Wünschen für Frieden und alles Gute im Herrn aus. In heiteren wie auch traurigen Augenblicken wollen wir uns ihm anempfehlen, der unser Erbarmen und unsere Hoffnung ist! Ich erinnere auch an den Vorsatz, den wir am Neujahrstag, dem Tag des Friedens gefasst haben: »Überwinde die Gleichgültigkeit und erringe den Frieden«. Mit der Gnade Gottes werden wir das in die Tat umsetzen können.
Und ich erinnere auch an jenen Rat der ich euch oft gegeben habe: jeden Tag einen Abschnitt aus dem Evangelium lesen, einen Abschnitt aus dem Evangelium, um Jesus besser zu kennen, um unser Herz für Jesus aufzumachen, und so können wir ihn den anderen besser kennenlernen lassen. Ein kleines Evangelium in der Tasche tragen, in der Handtasche: das wird uns gut tun. Vergesst nicht: jeden Tag wollen wir einen Abschnitt aus dem Evangelium lesen.
Ich wünsche euch einen schonen Sonntag und eine gesegnete Mahlzeit. Und bitte, bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Auf Wiedersehen!
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